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Hard Rock Vampir

Hard Rock Vampir

Titel: Hard Rock Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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sich Vampire und Werwölfe untereinander und noch nie war es zu einem endgültigen Showdown gekommen, zu einer Explosion oder Implosion oder Verknotung oder sonst was.
    Nein?
    Wirklich nicht?
    Man mag kaum glauben, dass ein Vampir sich gruseln kann, aber meine Fantasie vollzog Bocksprünge. Was, wenn es doch stimmte? Und was, wenn jedes Mal, wenn zwei magische Geschöpfe sich vernichteten, die Welt in Düsternis stürzte? Ehen zerbrachen? Kinder tot geboren wurden? Kriege begannen?
    Dass ich nichts davon wusste, bedeutete nicht unbedingt, dass es so etwas nicht gab.
    Ich labte mich an einem Becher, den ich mit Blut füllte. War zwar vom Schwein, aber man gönnt sich ja sonst nichts. Für eine Jagd war es eindeutig zu früh, denn ich tötete Menschen nichts aus Spaß, sondern nur dann, wenn mein Hunger mich schier umbrachte. Ich hatte den Freifahrtschein, sagte ich das schon? Von Barack Obama persönlich. Doch ich nutzte ihn nicht unnötig aus. Ich bin keiner von denen, die fetzen und gieren, nur weil sie sich ihre Macht versichern wollen.
    In der Hinsicht bin ich ziemlich pragmatisch.
    Und ein Pragmatiker glaubt nicht an den Blödsinn, den ihm drei Männer, die sich unsichtbar machen können, erzählen. Man sieht, ich machte mir ganz schön was vor.
    Ich blickte über meine Schulter.
    Meine Hilflosigkeit fing an, mir auf die Nerven zu gehen. Ich war stets ein Macher gewesen, doch diesmal hatte sich das Blatt gewendet.
    Ich schaltete den Fernseher ein und wartete auf die Nachrichten. FOX berichtete über das Massaker im Studio. Man zeigte Bilder, die nicht jugendfrei waren, was selbstverständlich den Sender nicht interessierte, und dann sah ich mich.
    Ich starrte mich an.
    Mein Konterfei war das vom Rolling Stone . Ich sah ziemlich gut aus.
    »Auf der Flucht befindet sich der mutmaßliche Täter Darian Morgus, Frontmann der Band Black Morgus . Nach dem mysteriösen Verschwinden seines Schlagzeugers Tom the Moon löste Morgus die Band auf, obwohl mehr als acht Millionen Tonträger verkauft worden waren. Einer Reunion stimmte er nicht zu, stattdessen plante er ein Soloalbum. Nach einer Studiosession fand die Polizei die enthauptete Leiche des Produzenten Joe Hall. Zeugen der Tat berichteten von einem verschreckt wirkenden Musiker, der vom Tatort floh. Die Polizei bittet um Ihre Aufmerksamkeit.«
    Zeugen der Tat? Ich wollte kotzen. Es gab nur einen Zeugen, und der war unsichtbar. Warum hörte ich keine Polizeisirenen? Warum trat das SWAT-Team nicht meine Tür ein? Liebe Güte, in was für einen Schlamassel war ich diesmal geraten?
    »Seid ihr noch hier?«, fragte ich in den leeren Raum. »Oder bringt ihr grad eure Anzüge in die Reinigung?«
    Keine Antwort. Hatte ich etwas anderes erwartet?
    Vermutlich lehnten sie an der Wand und lachten sich kaputt. Oder sie warteten auf Horatio, um zu bewundern, wie er mich köpfte. Oder Joe hatte mir einen Trip in die Cola geworfen und ich wachte gleich auf.
    Ins Studio!
    Ich musste ins Studio.
    Keine Ahnung, warum ich auf diese Idee kam, aber alles in mir schrie danach, den Tatort noch einmal zu sehen. Eigentlich gehen nur Täter an den Tatort zurück. Ausnahmen bestätigen die Regel. Vampire sowieso.
    Ich schloss meinen Hosenknopf, der die ganze Zeit über offen gewesen war, genauso wie mein Hemd, machte mich ausgehfertig und huschte nach unten, wo mein Auto wartete. Ich hätte mich auch in einen Raben verwandeln können, doch das erschien mir zu theatralisch. Ich würde es dann tun, wenn ich der Polizei entschlüpfen musste. Doch so weit war es – seltsamerweise – noch nicht.
    Der Motor meines 77er Mercury Cougar 02 röhrte und ich raste davon. Ein Angeberauto, ich weiß, aber für L.A. genau richtig. Hier steht der Schein vor dem Sein und wenn man dazugehören will, muss man auffallen.
    Sie kamen mir entgegen.
    Mit zuckenden Lichtern. Drei Ford Crown Victoria vom LAPD der Abteilung 07 Wilshire. Ich blickte in die andere Richtung und pfiff vor mich hin. Dann waren sie vorbei.
    Das Studio lag nur acht Blöcke entfernt, ein alter Kasten ohne Fenster. Ich sprang aus dem Wagen und trat in das Gebäude. Die Klimaanlage ruhte. Ich lauschte. Es war still. Keine Polizei, niemand war da.
    Ich rannte die Treppe hoch, durch den Flur, blieb stehen, lauschte erneut und öffnete die Tür zu Studio 2. Ein paar Schritte, noch eine Tür, und ich war im Mixraum. Nichts war abgesperrt, kein gelbes Klebeband.
    Wer jetzt ein Foto von mir gemacht hätte, könnte es bei google unter Bilder Fratzen

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