Hard Rock Vampir
stahlhartes gebräuntes Gesicht mit Lippen wie Stahlklingen und einer stahlschneidender Stimme. »Schön, dass Sie gleich gekommen sind, Mr Morgus.« Der Mann, klein wie ein Unterarm, aber mit der Ausstrahlung eines Riesen, trat zur Seite.
Der Kleinwüchsige schloss die Tür und wies zu einem Tisch, auf dem eine Kerzenflamme flackerte und ein Becher mit roter Flüssigkeit stand. Meine Synapsen explodierten und ich begriff, dass er mich erwartet hatte und nun wollte, dass ich zuerst meinen Durst stillte, um anschließend … ja, was?
»Trinken Sie, Vampir, dann reden wir.« Wäre ich ein Mensch gewesen, hätte ich eine Gänsehaut bekommen.
Ich ließ mich nicht nötigen, und leerte das Glas mit einem Zug. »Menschenblut?« Ich war baff.
»Stört Sie das?«
»Nein, nicht wirklich. Aber …«
»Papperlapapp. Wir sollten nicht über Unwichtiges diskutieren, Vampir. Es geht um Größeres.«
»Aha.«
»Nehmen Sie Platz.«
Ich setzte mich auf einen wackelig wirkenden Stuhl. Trotz der Hitze draußen knisterte ein Kaminfeuer. Ich kam mir vor wie in der Höhle eines Hexenmeisters und vielleicht war es ja auch so.
»Mein Name ist Luca Sciutto. Nennen Sie mich einfach Luca.«
Ich wollte mich vorstellen, aber er winkte ab. Er zog sich auf den Stuhl mir gegenüber und seine Beine baumelten wie die eines Kindes. Er war perfekt proportioniert, also offensichtlich kein Liliputaner. Alles an ihm wirkte perfekt, nur sehr viel kleiner als gewöhnlich. Er maß sicherlich nicht mehr als drei Fuß.
»Warum diese Einladung?«, fragte ich. »Und warum bedrohte mich der Überbringer? Und woher wissen Sie, dass ich und warum ich hier bin?«
Er lächelte schmal. Auf seine kleinwüchsige Art sah er sehr beeindruckend aus und sein Blick nagelte mich fest. Nur wenige können einem Vampir länger als eine Handvoll Sekunden in die Augen schauen, er schien in mir versinken zu wollen.
Luca Sciutto war völlig ohne Angst!
»Wären Sie ohne Bedrohung der Einladung gefolgt?«
»Na klar. Für ein Glas Blut tue ich alles.«
Luca Sciutto grinste. »Vielleicht haben Sie Recht. Ich habe überzogen. Aber man erzählt sich so einiges über Sie.«
»Erstaunlich, dass Sie meine wahre Existenz kennen.«
»Dass Sie ein Vampir sind? Sagen wir mal so ... ich beobachte Sie schon eine ganze Weile.«
»Und was erzählt man sich über mich?«
»Sie sind schnell und intelligent. Sie verfügen über sehr viel Lebenslust und haben auf gewisse Weise eine gute Seele. Und Sie sind unvorstellbar grausam.«
»Na ja - bleiben wir mal auf dem Teppich. Vor allen Dingen bin ich ein akzeptabler Songwriter.«
»Nun zum Grund unseres Gesprächs, Mr Morgus. Es geht um Ihre Audienz beim Papst. Eine Privataudienz beim Papst ist für "Normalsterbliche" nicht zu erhalten, Mr Morgus. Dafür gibt es jeden Mittwoch um 10 Uhr die Gelegenheit, Benedikt XVI. bei der Generalaudienz zu begegnen - natürlich vorausgesetzt, der Papst ist in Rom. Bei gutem Wetter findet die Generalaudienz auf dem Petersplatz statt, ansonsten in der Audienzhalle Paolo VI. Die Generalaudienz heute Morgen haben Sie verpasst.«
Das war interessant, schien mir jedoch unwichtig.
»Ich weiß, dass Benedikt nur sehr bedingt Menschen zu einer Audienz lädt oder gar darum bittet. Er ist in dieser Hinsicht noch verschlossener als sein Vorgänger. Doch bei Ihnen hat er eine Ausnahme gemacht.«
»Hat er.«
»Wollen Sie wissen, warum?«
»Er hört heimlich Metal und will ein Autogramm.«
Lucas Gesicht blieb unbeweglich, doch er wendete den Blick ab, was ich mit einem vernehmlichen Räuspern honorierte. Noch nie hatte mich der Blick eines Menschen so gebannt.
»Vielleicht sollte ich Ihnen zuvor sagen, wer ich bin?«
»Warum nicht, Signor.«
»Mann nennt mich den Hüter. Ich arbeite als Kehrmeister, als Reinigungskraft, im Vatikan. Meine Aufgabe ist es, die Treppenstufen und Gänge der Gewölbe sauber zu halten. Das mag wenig spektakulär klingen, doch diese Arbeit erfordert eine Menge Fingerspitzengefühl und Diskretion. Glauben Sie mir, diese Gewölbe sind keinesfalls unbewohnt. Im Gegenteil finden dort regelmäßig Versammlungen statt und auch … nun … pikante Dinge, über die wir nicht unbedingt reden müssen.«
»Ach nein? Pikante Dinge mag ich.«
Luca hob sehr spocklike eine Augenbraue.
»Ich arbeite dort seit dreißig Jahren und ich kenne die Gewölbe und die Katakomben wie meine Westentasche. Und ich kenne den Raum, in dem ER lebt.«
»Er? Wen meinen Sie?« Er hatte es in Versalien
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