Hard Rock Vampir
Königliche Hoheit Scheich Mohammed Bin Rashid Al Maktoum, Kronprinz von Dubai, hatte mir eine Million Dollar für einen Auftritt geboten und Bill Gates behakte mich, ich solle für seine Gutmenschaktionen ein paar Konzerte veranstalten.
Allen sagte ich ab.
Denn ich war traurig.
Eva hatte mich verlassen. Sie war mit meinem, wie sie es nannte, Narzissmus nicht klargekommen. Ich sei jemand, der die Kühlschranktür mit dem Fuß zuschlage. Interessant. In unserem Kühlschrank gab es ein paar Gläser mit Schweineblut, ansonsten streiften wir durch die Stadt und ernährten uns von einsamen Seelen. Ich vermute, sie hatte es als Metapher gemeint.
Ich glaube, der Grund, warum sie ging, war ein anderer. Aber das denken Männer stets, nicht wahr? Hat was mit Realitätsverlust oder der falschen Gehirnhälfte zu tun und so … dennoch glaube ich, dass das, was wir mit Roggs, dem Major, Obama, Rumsfeld und den Invisiblos erlebt hatten, zu viel für sie war. Sie hatte alles nur deshalb durchlitten, weil ich existierte. Stets hatte sich alles um mich gedreht und sie war in die Aktionen hineingeschliddert wie Goofy aufs Glatteis.
Und letztendlich war noch die Sache mit den Kindern geschehen, den Kindern im Weißen Haus, die um Haaresbreite getötet worden waren. In ihr hatte sich ein sehr weiblicher Instinkt geregt, und ihr war deutlich geworden, dass sie durch die Manipulationen ihrer DNA niemals Kinder haben würde.
Zu viel auf einmal.
Sie brauchte Abstand. Wer mich kennt, weiß, wie ich darüber denke.
Vermutlich wartete auf mich doch die Sterbliche, die große Liebe, die sich entscheiden musste, ob sie mit mir in meine Welt ging.
»Allen absagen«, murrte ich.
»Du hast an Absagen in den letzten zwei Monaten eineinhalb Millionen Dollar verloren.«
Das passte ihm als Manager nicht, was verständlich war, schließlich bekam er 15 Prozent. Außerdem meinte er, ich bekäme durch mein Verhalten die Aura eines Unantastbaren – und wirkte arrogant.
»Ist mir egal.«
Er setzte sich neben mich. »Hör mal gut zu, Darian Morgus. Ich weiß, dass du ein Geheimnis hast, aber nicht, welches es ist. Ich weiß, dass du wegen Eva leidest, doch darüber wirst du hinwegkommen. Wenn du so weitermachst, wirst du keinen Hit mehr haben, sondern irgendwann am Alkohol oder an der Nadel hängen.«
Sollte ich ihm sagen, dass ich frisches, warmes Blut bevorzugte?
»Deshalb hier mein letzter Versuch.«
Ich nickte deprimiert.
Er öffnete seine Aktentasche und zog ein Papier hervor. Er legte es auf meine Oberschenkel. »Lese selbst.«
Ich warf einen Blick darauf. Okay! Dann überlief es mich eiskalt und ich sah noch einmal hin. Das war der Briefkopf des Vatikans. Die Flagge des Vatikanstaates. Das Siegel. Und ein Text auf Englisch.
»Das wird dich noch berühmter machen, als du schon bist«, flüsterte Rick. »Weltweite Berichterstattung.«
»Warum?«, murmelte ich. »Ist bestimmt ein Fake, ein dummer Streich.«
»Ist es nicht«, sagte er und zog mir das Blatt von den Beinen.
»Und was steht drin?«
»Ganz einfach, Darian. Der Papst bittet dich um eine persönliche Audienz.«
Ich lachte. »Das gibt es nicht. Man selbst bittet den Papst um eine Audienz, und wenn man Glück hat, bekommt man sie.«
»Nun, er kommt nicht zu dir, aber er macht mit dieser Formulierung deutlich, dass er dich sprechen will. Unter vier Augen. Ohne Zeitlimit. Er hat eine Bitte an dich.«
Nun war ich interessiert. Ich runzelte die Stirn. Das war krass. Der Stellvertreter Gottes auf Erden wollte ein Gespräch mit dem Stellvertreter des Teufels.
Und erneut geschahen Dinge, die ich erst viel später begreifen sollte.
2
Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht gläubig sein kann. Irgendwie verträgt sich das nicht mit meiner Nahrungsaufnahme. Blut trinken und Menschen töten hat wenig mit Gottesfurcht zu tun, auch wenn wir alle Seine Kinder sein sollen. An wen also sollte ich glauben, wenn nicht an mich?
Und wieder das hässliche Wort Narzissmus.
Wer mag, soll mir einen anderen Weg weisen, einen, bei dem ich nicht verhungere.
Ganz nebenbei wäre ich vermutlich auch als Mensch nicht gläubig gewesen, zumindest nicht, was die Institution der Kirche anbelangt. Obwohl mir das, was vor allen Dingen die katholische Kirche getan hatte, mein Herz erfreuen sollte.
Inquisition!
Hexenverbrennung!
Die Verfolgung von Schwulen!
Missbrauchte Kinder!
Missionseifer um jeden Preis!
Fundamentalismus!
Und so weiter. Nein, falsch! Nichts davon konnte einen Vampir erfreuen,
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