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Hard Rock Vampir

Hard Rock Vampir

Titel: Hard Rock Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Ich würde ihnen den Schlaf rauben und ihnen Ängste einpflanzen, von denen sie auf dem Weg ins Erwachsenenleben noch genug finden würden.
    Aus dem Stand sprang ich auf ein niedriges Dach, bückte mich und huschte auf allen Vieren über die heißen Ziegel, darauf bedacht, nicht von zu vielen Beobachtern gesehen zu werden. Schon mein Sprung in eine Höhe von zehn Fuß würde zu denken geben. Eine Satellitenschüssel war mir im Weg. Dahinter ein Schornstein. Wohin ich blickte, sah ich Dächer. Und dazwischen immer wieder Kirchtürme und nochmal Türme und ...
    Ich fiel, denn ich hatte zu sehr den Touristen gemimt. Unter mir war nichts und ich federte mich ab, eine Hand auf dem Kopfstein, ein Bein angewinkelt, eines gestreckt. Ich richtete mich auf, klopfte mir den Staub von Hose und Hemd und strich meine Haare nach hinten. Inzwischen sah ich wieder aus wie Darian Morgus, der Rockstar, und falls man mich erkannte, hatte das nichts mit den Toten ein paar Gassen weiter zu tun.
    Nun endlich kam ich dazu, über das Erlebte nachzudenken. Der Kleine hatte mich zu sich bestellt, er hatte mir eine total verrückte Geschichte erzählt und war schließlich abgeknallt worden, als wolle man ihn daran hindern, mir noch mehr zu berichten. Auf mich hatte man seltsamerweise nicht geschossen. Ein unsichtbarer Retter war aus dem Nichts erschienen und hatte wiederum die Killer getötet und ich war geflohen.
    Kurzum steckte ich mal wieder im schönsten Schlamassel.
    Die Annahme, Luca Sciutto sei dem Wahnsinn verfallen, blieb ungedacht, denn die tödlichen Schüsse und das ganze Drumherum deutete darauf hin, dass noch mehr hinter der Sache mit dem Teufel in den Katakomben des Vatikans steckte. Ich gestehe, dass ich diesen Unsinn für wahr hielt.
    Seit Hangar IV, Major Lockheed, Eva und Roggs, sowie den Sachen mit Obama und Rumsfeld, hätte ich auch geglaubt, die Sonne sei in Wahrheit viereckig und meine Augen nichts anderes als die Linse eines iPads.
    Wie man sieht, gewöhnt sich der Verstand an manches, wenn nicht sogar an alles.
    Und als mir jemand die Hand auf die Schulter legte und eine sanfte Stimme sagte: »Ich muss Sie sprechen, Mr Morgus«, drehte ich mich gelassen um und lächelte.

5

    Sie hatte eine etwas zu große, sehr italienische Nase, dunkle Augen mit hochgeschwungenen dichten Brauen, volle Lippen, hohe Wangenknochen und schwarze wellige Haare, die ihr über die Schultern rollten. Sie sah südländisch aus und sehr attraktiv, denn ihr Körper passte perfekt zum Gesicht. Enge Jeans und ein solides hellblaues T-Shirt, unter dem sich die Warzen ihrer festen Brüste abzeichneten, rundeten das Bild ab. Ihre Nikes glühten schneeweiß. Sportlich, nicht älter als fünfundzwanzig und eindeutig keine Vampirin. In ihr pulste das warme Blut eines Menschen, und wie meine feinen Ohren vernahmen, pulste es wie ein rauschender Wasserfall.
    Sie stand leicht zur Seite geneigt vor mir, denn in der Rechten hielt sie einen Geigenkoffer, der schwer zu sein schien. Garantiert keine federleichte Fiedel, sondern Stahl, Schrauben, Zielfernrohr und Munition.
    Ich zeigte darauf und sagte: »Sie benutzen Dum-Dum-Geschosse? Ein bisschen unfair, nicht wahr? Die reißen ziemliche Wunden.«
    »Und wirken tadellos«, gab sie ungerührt zurück. Sie fürchtete mich nicht, obwohl ihre Augen verrieten, dass sie wusste, wer und was ich war. Vampire lesen auf gewisse Art die Schwingungen von Menschen. Ich war nie besonders gut darin, doch manchmal, und diesmal war es so, empfing ich eine klare Mitteilung.
    Diese unwirkliche Szenerie wurde von Geräuschen untermalt, die eher an New York als an Rom erinnerten. Heulende Sirenen, kreischende Reife, aufgeregte Rufe, die durch die Straßen hallten. Es war die Hölle los.
    »Bevor Sie mich mit den Augen auffressen, Mr Morgus, sollten wir von hier verschwinden. Die Polizei sperrt das Viertel mit Sicherheit ab.« Bevor ich etwas sagen konnte, winkte sie ab. »Ich weiß, ich ... Sie könnten mich unter den Arm klemmen und wie ein Grashüpfer über die Dächer fliehen.«
    Sie setzte voraus, dass ich sie mitnahm.
    Ungerührt, wie gesagt! Oder einfach nur dreist?
    Also schnappte ich sie, klemmte sie unter den Arm und sprang auf das nächste Dach, dann mit zwei, drei, vier weiten Sprüngen über noch eines und noch eines und über eine schmale Straße und wir näherten uns der City, wo ich sie hinter einer Mauer absetzte und in ihre starren, weiten Augen blickten. Sie hatte den Geigenkoffer nur mit Mühe festhalten

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