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Hard Rock Vampir

Hard Rock Vampir

Titel: Hard Rock Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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und Anna schlich herein. Unter ihr knarrte das Parkett und sie ließ sich auf ein antikes Sofa fallen. Unsere Blicke trafen sich.
    Der Papst lehnte sich zurück. Die Uhr lief. Wenigstens ein Spielzug pro Stunde war vereinbart worden, um die Partie nicht übermäßig zu verlängern. Ich saß auf meinem Podest und kam mir albern vor. Hier hätte jeder andere sitzen können. Warum also ich? Diese Erklärung von wegen Wesen der Unterwelt kam mir hohl vor wie ein Halloween-Kürbis.
    Egal. Wenn das so weiterging, waren wir in ein paar Stunden fertig. Und ich konnte mit Anna ins Bett und was danach kam, würde man sehen. Vermutlich ein kleiner Ausflug in die dunklen Gefilde der Stadt. Letztendlich war und blieb ich ein Vampir, wenn auch derzeit mit abgeschliffenen Zähnen.
    Cypher lachte. »Gut gemacht.«
    Der Papst nahm den gegnerischen Springer vom Brett und man musste kein Heiliger sein, um sofort zu sehen, dass Cyphers rechte Seite empfindlich geschwächt war. Ratzinger nickte schweigend und unversehens hatte sein altes Gesicht die Dynamik von Clint Eastwood, bevor er eine Zündschnur an der Zigarrenspitze anzündet. Typisch deutsch!, dachte ich, obwohl ich bis heute nicht weiß, was typisch deutsch bedeutet. Aber so stellte ich mir einen Deutschen vor. Knallhart und durchsetzungsfähig. Kämpferisch und verwegen. Sagte man nicht, ein Deutscher könne aus einer Konservendose einen Panzer bauen? Für uns Amerikaner waren die Deutschen weit weg und falls doch in der Nähe, waren es die verschrobenen Typen der Amisch.
    Cypher blickte zu mir und blinzelte. »Er wird mich besiegen«, sagte er. Und da sah ich es. Eine winzige kleine, blitzschnelle Bewegung, mit der Cypher die Figuren auf dem Brett verschob, schneller, als ein menschliches Auge es wahrnahm.
    Und genauso schnell war ich bei den Spielern und meine Hand krallte sich um Cyphers Handgelenk. Zumindest meine Geschwindigkeit hatte ich noch. Zorn erfasste mich und meine Zähne wurden eiskalt. Sie quälten sich aus meinem Kiefer und mein Körper begann, sich zu verändern. Geweihter Boden? Ha, nicht für mich! Oder waren es die dunklen Schwingungen des Falschspielers, die mir die Metamorphose gestatteten? Mein Kopf veränderte seine Form, mein Kiefer verlängerte sich, Krallen fuhren aus meinen Fingern und ich wusste, dass meine Augen nun blutrot glühten.
    Ich starrte dem Teufel ins Gesicht.
    Gewehre wurden entsichert.
    Drei Gardisten waren bei Benedikt. Anna zielte genau auf Cyphers Kopf. Dessen Schädel fuhr herum. Mit einem Schrei warf sie die Waffe weg, die plötzlich rot glühte. Den Gardisten ging es nicht anders. Sie jaulten und pusteten auf ihre Finger. Der Papst prallte zurück. Seine Brille rutschte ihm auf die Nase.
    »Setz. Dich. Wieder. Hin. Vampir«, sagte Cypher und seine Augen loderten bis hinein in meine Seele. »Du hast mich erwischt, Untoter. Du bist gut, sehr gut und sehr aufmerksam. Niemand außer dir hätte das wahrgenommen.«
    »Du hast verloren«, zischte ich. »Du hast versucht, deinen Gegner zu betrügen.«
    »Lassen sie ihn«, sagte der Papst. »Lassen Sie ihn. Wir stellen die Figuren wieder in die Ausgangsposition und spielen zu Ende.«
    »Unsinn!«, fuhr ich auf. »Wer betrügt, hat verloren. So wollen es die Regeln. Sie haben mich geholt, um als Schiedsrichter zu fungieren und das tue ich jetzt.«
    Benedikt sah mich an und lächelte. »Sie haben gezeigt, wie wichtig Sie für uns sind. Niemand sonst hätte diese kleine Schummelei gesehen.«
    Schummelei? Ich traute meinen Ohren nicht.
    »Sie hätten es auch so gemerkt, Mr Ratzinger«, sagte ich. »Sie werden sich die Positionen eingeprägt haben.«
    Hatte er nicht, wusste ich, aber ich wollte ihn stärken.
    Mister Cypher zischte mich an und heiße Strahlen glühenden Hasses fuhren in meine Brust. Sie umklammerten mein gesamtes Sein, drückten zu und versuchten, mich von innen heraus zu zerquetschen. Noch nie hatte ich der allumfassenden Dunkelheit so tief in den Schlund geblickt. Dann war es vorbei und der Teufel sagte: »So sei es. Wir spielen weiter.«
    Ich wollte noch etwas sagen, aber der Heilige Vater winkte ab. Mir schlotterten die Knie, denn ich hatte das Grauen gesehen, schlimmer, als jeden Tod, den ich verursachte.
    Ich ging zurück auf meinen Beobachtungsposten und wurde wieder zu Darian Morgus. Verstörte Blicke folgten mir. Ich konnte nur ahnen, was dieser Machtkampf zweier Wesen der Dunkelheit für diese gläubigen Menschen bedeutete und wunderte mich, dass der Papst auf den

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