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Hard Rock Vampir

Hard Rock Vampir

Titel: Hard Rock Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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eingegangen, dass der Zugang erst kürzlich zugemauert worden war. Hatte Luca das getan? Und warum, wenn man sowieso wusste, welchen Gast man hier unten beherbergte? Überhaupt ... was hatte Luca mir noch sagen wollen? Es musste wichtig genug gewesen sein, um dafür zu sterben. Und wer hatte ein Interesse daran, ihn zum Schweigen zu bringen? Immer dieselben Gedanken, die in meinem Kopf kreisten wie ein wildgewordener Mückenschwarm.
    Ein kalter Hauch entströmte der Öffnung.
    Man lädt nicht jeden Tag den Teufel zu einem Schachspiel ein, und so fragte ich mich, ob ich die Befreiung des Dunklen zelebrieren sollte. Mit ein paar Sprüchen oder so.
    Doch er kam mir zuvor.
    Zuerst war es, wie gesagt, nur ein kühler Hauch, doch dann veränderte sich alles. Die Luft wurde dicker, dichter und sie fing an zu stinken. Ein grünlicher Nebel wallte aus dem Loch und als wäre das nicht schon dramatisch genug gewesen, schoben sich Finger über die ausgebröselten Ränder. Ein Körper drängte nach und mit einer fließenden Bewegung, einer fetten Schlange gleich, schlängelte das Wesen sich durch das Loch, das noch immer zu schmal war, um auch nur meinen Kopf aufzunehmen. Für die Kreatur reichte es. Wie ein Schlangenmensch verkrümmte sich die Gestalt und klappte auseinander wie ein Insekt, reckte Arme und Beine und wirkte plötzlich gar nicht mehr unheimlich, sondern wie ein hagerer ältlicher Mann, Typ Buchhalter. Sogar die Kleidung wirkte angemessen unauffällig. Das Gesicht war schmal und bleich, weißer als meines und das Kinn spitz und bartlos. Die Augen wirkten wie schwarze Murmeln, die Nase war leicht gekrümmt wie die eines Adlers, die Lippen schmal wie Rasiermesser.
    Er war der Buchhalter, der für ein Spielcasino arbeitete und betrügerische Kunden mit einem Messer killte. Er oder Robert de Niro. Wer grad Zeit hatte. Ich musste ihn unbedingt Scorsese vorstellen. Der Mann grinste und schüttelte sich, als sei er nass geworden.
    »Oh, ich habe Luca erwartet«, sagte er. Seiner Stimme klang seltsam tonlos, blechern irgendwie und ohne Seele. Dennoch vernahm ich die Enttäuschung, die darin hallte wie in einem alten Wasserkessel.
    »Luca ist tot«, sagte ich knapp. Wie es aussah, wusste der Teufel auch nicht alles.
    »Schade, er war mir ein guter Gesellschafter. Wir vertrieben uns oft die Zeit beim Schachspiel. Er hörte mir gerne zu und war der Einzige, dessen Urteil ich zumindest in Erwägung zog.«
    »Wie soll ich Sie nennen?«, fragte ich, die Hacke noch immer in den Händen. Man konnte ja nie wissen.
    »Man hat mir viele Namen gegeben. Ich bevorzuge Cypher. Nennen Sie mich Cypher. Diesen Namen habe ich aus einem Film. Dort spielte auch jemand mit, der mich darstellte und er nannte sich so. Ich finde das faszinierend. Ein Kürzel von Lu-Cypher. Clevere Idee.«
    »Okay, Mr Cypher. Sie wissen, warum wir hier sind?«
    »Der Tag der Entscheidung ist gekommen.«
    »So ist es. Professor Doktor Ratzinger möchte diese Entscheidung mit Ihnen ausfechten.«
    Zum ersten Mal spürte ich etwas wie Furcht in Anna. Ihr Mund stand offen, sie hielt ihr Sturmgewehr parat und Schweiß lief ihr über die Stirn. Falls sie eine gläubige Italienerin war – und daran zweifelte ich nicht – würde sie einige Nächte schlecht träumen. Nicht jeder begegnete dem Teufel persönlich.
    Cypher musterte die Schöne. »Ich fühle miteinander streitende Gefühle in ihr«, sagte er. »Auf der einen Seite genießt sie ihre Furcht wie heißen Sex, andererseits ist sie kurz davor, sich einzunässen.« Er deutete eine Verbeugung an. »Signora, ich bitte Sie ... Fürchten Sie sich nicht. Für mich sind Sie nicht mehr als ein Sandkorn in der Wüste oder eine Mücke in einem Schwarm. Meine Ziele sind umfassender, als das ich mich um eine einzelne Person kümmern würde.«
    Anna nickte.
    »Und lassen Sie die Waffe sinken, bitte. Und Sie, junger Mann ...«
    Ich stellte mich vor.
    »Und Sie Darian Morgus, die Hacke. Die Tatsache, dass sie mich abholten, ist der menschlichen Höflichkeit geschuldet. Glauben Sie wirklich, ich hätte die Wand nicht selbst durchbrechen können? Es wäre mir ein Leichtes, nach oben zu gehen, dorthin, wo die Sonne scheint, um Dinge zu tun, die Sie niemals begreifen würden. Doch so funktioniert das Spiel nicht. Es gibt Regeln. Und daran müssen wir uns halten. Sogar Gut und Böse funktioniert danach, obwohl wir über die Begrifflichkeit der Bewertung lange diskutieren könnten.«
    Man mag es glauben oder nicht: Was Cypher sagte,

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