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Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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und schwarzen Helmen. Sie scheinen sich synchron zu bewegen; ihre Köpfe drehen sich, um das Gelände um sie herum abzutasten, und einer von ihnen schaut jeweils in jede Richtung, so daß die Einheit einen immerwährenden Überblick über 360 Grad hat. Ihre Arme und Beine bewegen sich mit erschreckender Geschwindigkeit und Effektivität. Sie sind mit Kristallen für den Kampf in kleinen Verbänden aufgerüstet. Damit kann Sarah auch nicht annähernd mithalten. Sie ist dankbar, daß die Männer außer Reichweite ihrer Maschinenpistole sind und sie nicht in Versuchung gebracht wird, zu schießen und ihr Feuer auf sich zu ziehen.
     Ein angreifender Panzer prescht links von ihr vorbei. Eine Staubfahne schießt auf. Sie dreht sich um, als er frontal in eine der abgestellten Deltas hineinkracht, und sie beiseite schiebt wie ein Wagen, der ein Trike rammt. Die Delta wird zur Seite geworfen und ächzt, als ihre Holme nachgeben. Der Panzer fährt dröhnend weiter. Das Tarnnetz der Delta flattert an seinem Bug. Dann kommt der Staubbaldachin bei Sarah an und löscht die Welt vor ihren Augen aus.
     Panik vibriert in ihrem Hals. _Dafür habe ich keinen Kristall_, denkt sie. Sie läßt sich in ihren Graben zurücksinken und greift nach der Maschinenpistole. Wenn jemand zu ihr in den Graben kommt, wird sie ihn töten; ansonsten wird sie sich heraushalten und abwarten, bis sich herausstellt, wer der Sieger ist. In solchen Situationen kann ein Straßenmädchen nicht mehr tun, als sich feindliche Kugeln einzufangen, und Sarah weiß das. Es ist an der Zeit, die Verteidigung der Flash Force zu überlassen; dafür wird sie ja bezahlt. Während der Treibsatz in ihren Adern wimmert, lehnt sie sich mit dem Rücken an die Wand des Grabens und richtet die Maschinenpistole auf den gegenüberliegenden Rand. Sie hofft, daß sie schnell genug sein wird, wenn es soweit ist.
     Explosionen erschüttern den Planeten unter ihren Füßen. Das Rattern von Handfeuerwaffen gesellt sich zum Krachen der Raketen und dem Kreischen von Stahltriebwerken. Staub sinkt in Wolken herab, legt sich auf ihre Arme, sammelt sich in ihrem Schoß und bedeckt ihre Wimpern. Immer wieder wischt sie ihn mit raschen Bewegungen von der Heckler & Koch. Einmal löst sich die Staubdecke über ihr auf, und sie schaut direkt nach oben und sieht eine Delta, die überzogen hat und mit dem Flügel voran geradewegs auf sie zustürzt. Am charakteristischen Aussehen der Maschine erkennt sie, daß es Maurice ist, und dann sieht sie ein silbriges Glitzern, als eine Rakete über seine hochgestellte Tragfläche schießt und in den Himmel wirbelt. Hilflos wartet Sarah darauf, daß der schwere Epoxidrumpf aufschlägt und sie zermalmt, aber die Flügel der Delta scheinen gerade genug Luft unter sich zu bekommen, um oben zu bleiben, und das Flugzeug dreht ab und verschwindet aus ihrem Blickfeld. Sie verkrampft sich in Erwartung des Aufpralls, aber es gibt keinen. Maurice ist der Rakete irgendwie ausgewichen, ohne in die tödliche Umarmung der Schwerkraft zu stürzen.
     Mörsergranaten schlagen um sie herum ein, und sie kauert sich tiefer in ihre Jacke. Dann schweigen die Mörser, und Sarah bemerkt, daß das Feuer allgemein nachgelassen hat. Zum größten Teil sind es jetzt Handfeuerwaffen, dazwischen hin und wieder das Dröhnen einer Minikanone oder das Hämmern eines Maschinengewehrs. Der staubige Himmel über ihr ist blau gefleckt. Sie setzt sich anders hin, hockt sich auf die Fußballen und riskiert einen Blick.
     Rauchsäulen steigen von dem aufgewühlten Wüstenboden empor. Sie sieht vier zerstörte Panzer in ihrem Blickfeld, dazu die zertrümmerte Delta, eine ausgebrannte Flash Force-Limousine sowie den kaputten und in hellen Flammen stehenden Tankwagen. Leichen liegen überall verstreut, die meisten mit den hellen Overalls der Leute des Dodgers. Sie sieht keinen Menschen, der sich bewegt, aber irgendwo knattern Schüsse. Ein schwarzer Falke fällt aus dem Himmel, und sie erkennt Maurices Delta. Flammen schießen aus ihren Flügeln, als sie Raketen abfeuert. Sie hört die Explosionen, kann aber nicht erkennen, worauf er geschossen hat. Dann schwingt sich die Delta wieder in den Himmel hinauf. Sarah läßt sich auf den Boden des Grabens zurücksinken und versucht sich den Schweiß und den Staub aus dem Gesicht zu wischen. Sie fühlt, wie sich die Schicht verschmiert. Müdigkeit kämpft mit dem Treibsatz in ihr; die schlichte Anstrengung, den Angriff zu überleben, hat sie erschöpft.

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