Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hardware

Hardware

Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
Vom Netzwerk:
Extra-Ausweichmanöver gemacht, nur für den Fall, daß sie irgendwie nach uns Ausschau gehalten haben."
     Selbst im Sternenlicht kann sie sehen, daß er müde ist. Um seine Nase und sein Kinn herum verläuft eine rote Linie, wo die Betäubungsmaske in die Haut geschnitten hat. Er nimmt den Helm herunter und wischt sich den Schweiß ab. "Wegen deinem Bruder muß etwas geschehen, Sarah."
     Sie spürt ein Kribbeln. "Er ist mein Problem." Vielleicht haben sie sich an ihn herangemacht, denkt sie, vielleicht hat Nick die ganze Zeit dagesessen und ihn mit Vorschlägen vollgesäuselt. Vielleicht war es ihm mittlerweile auch einfach egal gewesen und er hatte keine Lust gehabt, seine neuen Beine anzustrengen, um zu einem anderen Telefon zu gehen.
     "Dein Problem hat vielleicht gerade diese Basis hochgehen lassen. Dein Problem kann uns alle umbringen." Er streckt eine behandschuhte Hand aus, um die verblassenden blauen Flecken an ihrer Wange zu berühren. Sarah dreht den Kopf weg. "Er ist dafür verantwortlich", sagt Cowboy.
     "Ist er nicht." Spröde. "Das war mein Fehler, nicht seiner."
     "Er hat zugelassen, daß sie dir eine Falle gestellt haben. Wessen Fehler war das?"
     Sarah schüttelt nur den Kopf und antwortet nicht. Sie spürt ein Brennen hinter den Augen, in ihren Nebenhöhlen. Daud ist treulos, das weiß sie, aber für sie ändert das nichts. Es ändert nichts an ihrer Verantwortung für das in ihm, was ihn treulos macht, und es ändert nichts an ihrer eigenen Treulosigkeit, ihrem versuchten Verrat, der ihr nicht nur im Gesicht, sondern auch im Herzen Narben zugefügt hat. Dafür hat sie ihre Ziele verraten, ihre Chance auf ein Leben fern von diesem... Sie spürt ein Loch in ihrer Brust, ein Vakuum, wo ihr der Lebenszweck herausgerissen worden ist.
     Cowboy wendet sich von ihr ab und streckt Maurice eine Hand entgegen. "Freut mich, daß Sie hier sein können", sagt er.
     Maurices stilles, trauriges Lächeln wirkt wie ein weiteres Gesicht der Nacht. Seine Augen glitzern wie zwei ferne, künstliche Monde. "Ich bin froh, daß man mir die Gelegenheit gegeben hat." Er trägt sein blaues Seidentuch um den Hals und in den Kragen gesteckt, das verblaßte Abzeichen der Seite, zu der er einmal gehört hat.
     "Du bist der letzte, der kommt. Ich habe eine Einsatzbesprechung organisiert. Über die Hyperion-Fregatten und die Taktik, die sie wahrscheinlich einschlagen werden."
     "Jetzt? Na, dann mal los!"
     Sarah folgt ihnen auf dem langen Weg zum Kuppelzelt. Sie unterhalten sich im Fachjargon eines Fliegerslangs, der weit unverständlicher wirkt als nötig. Die Sprache ihres Geheimklubs, denkt sie, der exklusiven Gesellschaft jener, die Geschwindigkeit und mechanische Gewalt anbeten.
     Sie bleibt der Einsatzbesprechung fern, die für sie ohnehin bedeutungslos ist, besorgt sich statt dessen ein Sandwich und eine kalte Limonade, geht dann in ihren kleinen Raum, entkleidet sich und streckt sich auf ihrer Pritsche aus. Das Luftrohr wispert monoton. Sie hat noch sechs Stunden bis zur nächsten Schicht, in der sie wieder Raketen im Ofen des Montagegrabens zusammenbauen muß.
     Mit dem Kopf auf dem Kissen starrt sie den grauen Haken ihres Ellbogens an, blickt auf die letzten Wochen zurück und versucht den Punkt zu finden, wo sie die Seiten gewechselt und ihren Traum aufgegeben hat... Irgendwo haben sich die Dinge verschoben, weg von Daud und ihr selbst und hin zu etwas Komplexerem. Das Überleben - ihr eigenes und das ihres Bruders - war ein durchaus schlichtes Ziel, genauso wie die Flucht aus dem Dreck. Die neuen Loyalitäten sind erheblich komplizierter als das reine Überleben. Soweit sie erkennen kann, sind Cowboys Leute - die Panzerboys und Piloten - nicht zum Überleben fähig. Ihre Todessehnsucht ist weniger auffällig als bei den Silver Apaches, aber ihr Streben nach dem Absoluten hat etwas an sich, was ihr zu denken gibt... Jede Tour ist eine Jagd, und sie bewerten sich selbst danach, wie tief sie in die schwarzen Augenhöhlen eines zerfallenden Totenkopfes am Himmel vordringen und dennoch wieder zurückkehren können... Sie sprechen von Cowboy, als ob er unsterblich wäre, als ob ein Zauber auf seinem Leben läge, aber sie weiß, wenn er weiterhin die fragile Hülle zwischen sich und der Dunkelheit strapaziert, wird sie eines Tages zerbrechen, und Cowboy wird allein in die Nacht wirbeln.
     In ein paar Stunden könnten alle sechs Deltas geschmolzenes Epoxid in der kalifornischen Wüste sein, die Piloten hätten

Weitere Kostenlose Bücher