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Hardware

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Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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schlängelt sich geschickt und nur mit Nachtsicht durch das Metallnetz. Wahrscheinlich hat er alle Signale durcheinandergebracht, die die feindlichen Radargeräte empfangen, aber das Freibeuterflugzeug nähert sich weiter. Der Panzer kommt auf einer Lichtung heraus, wo ein Wartungsschuppen aus Metall auf seinem Betonsockel ruht, und in diesem kurzen Moment feuert Cowboy eine Rakete mit Radarstörfolie senkrecht in die Höhe und taucht wieder zwischen den Metallbäumen unter.
     Die Rakete steigt drei Meilen hoch und zerplatzt, und auf einmal empfängt Cowboys Gerät Radarsignale und energieschwache Mikrowellen, die aus allen Richtungen anprallen. Die von weit oben langsam nach unten schwebende Störfolie besteht aus Aluminiumstreifen, von denen jeder zehnte mit einem Minichip und einer winzigen Kraftquelle ausgerüstet ist, die jedes Funksignal aufzeichnen und wieder abspielen, das sie empfangen. Auf Cowboys Radarschirmen sieht es so aus, als ob über der Prärie plötzlich ein riesiger Weihnachtsbaum aufgeblüht wäre. Die Leute, die das Kraftnetz kontrollieren, drehen wahrscheinlich durch. Sobald er aus dem Richtungsantennenwald heraus ist, schaltet Cowboy wieder die Nachbrenner ein. Das Signal von dem Flugzeug geht in der Folie unter, und er glaubt, daß es an der Zeit ist, auf die Tube zu drücken. Seine Computerkarten zeigen ein Flußbett vor ihm. Anscheinend der richtige Moment, um Fischen zu gehen.
     Das Flußbett ist trocken und gewunden, aber darin läßt er das feindliche Flugzeug weit hinter sich. Starker codierter Funkverkehr spielt sich um ihn herum ab, jede Botschaft findet ein Echo in der Störfolie, die langsam nach unten flattert. Es liegt etwas Verzweifeltes darin, und es gibt eine Funkmeldung von den Freibeutern, in der sie Unterstützung von den staatlichen Cops verlangen; sie ist unverschlüsselt und wird von der Störfolie prompt in endlosen, irrsinnigen Echos wiederholt. Cowboy grinst und klettert aus dem Flußbett. Er fährt nach Nordosten.
     Es hat den Anschein, daß die Flugzeuge, die hinter ihm her waren, alle auf dem Boden sind und auftanken, denn er ist ein gutes Stück jenseits des Missouri nördlich von Columbia, bevor er wieder auf Schwierigkeiten stößt. Er hat damit gerechnet, läßt seine Triebwerke bei Grün abkühlen und nutzt jede Deckung aus, weil er im Polizeifunk erfährt, daß noch zwei seiner Köder-Panzerboys geschnappt und die übrigen in die Enge getrieben worden sind. Plötzlich kommen wieder Radarimpulse direkt von oben, und ein weiteres Radar stößt mit einem Dopplereffekt vom nordwestlichen Horizont dazu, als wäre es eben von irgendeinem Flugplatz gestartet. Cowboy drosselt die Geschwindigkeit und biegt ab. Es hat keinen Zweck. Er sucht nach einem ausgedehnten Waldgebiet und findet keins, und auf einmal schwenkt eine weitere Radarsignatur rasch von Süden heran. Er feuert noch eine Rakete mit Störfolie ab und ändert erneut den Kurs. Die Störfolie scheint die zwei einen Moment lang aus dem Konzept zu bringen, aber dann korrigiert die Maschine aus dem Süden ihren Kurs, und das Flugzeug aus dem Norden folgt ihm. Die Maschine aus dem Süden hat ihn wahrscheinlich auf Infrarot ausgemacht und weist die andere ein.
     Zieldisplays blitzen scharlachrot und wie wild im Innern von Cowboys Geist auf. Ein Knurren aus seiner Kehle bildet das Echo zu dem verstärkten Brüllen aus den Brennkammern, und der Panzer gräbt sich mit der Seite in den Boden, als er nach rechts wirbelt, auf die näherkommende südliche Radarquelle zu. Cowboy schaltet sein eigenes Radar ab, um Lenkgeschossen kein leichtes Ziel zu bieten, und steuert nur nach seinen visuellen Sensoren. Sein Verstand trifft blitzschnelle Entscheidungen, Neurotransmitter prasseln wie Hagel an seine Kopfschalter, das Interface umfaßt das gesamte aufleuchtende Universum, den Panzer und seine Systeme, den unter die gepanzerten Blenden trommelnden Mais, die quasselnde Störfolie und die beiden feindlichen Freibeuter, die aus der Nacht heranjagen. Sein Fahrzeug droht von der Erde abzuheben; seine Knochen ächzen unter den Belastungen, und die Waffenbehälter kreischen im Wind. Die Luft ist von zerfetztem Mais erfüllt. Zwei Zäune sind flachgelegt, und die hochaufragende Silhouette eines Silos stößt durch die Nacht; in der Optik des Panzers sieht es aus, als würde es sich bedrohlich zu ihm hinneigen. Er kann den Feind jetzt sehen, ein konventioneller Helikopter, der in Höhe der Baumkronen auf ihn zurast. Seine

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