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Displays in die Dunkelheit gleiten. Sein Körper ist mit blauen Flecken übersät, er tut weh und ist glitschig vor Schweiß. Er nimmt den Karabiner aus dem Futteral und schlägt die Luke auf.
In der Scheune riecht es nach Moder und nicht verbrannten Kohlenwasserstoffen. Cowboy schaltet die Kikuyu-Augen auf Infrarot und sucht die Scheune ab. Er hört Ratten eilig davonhuschen. Dank seiner aufgerüsteten Nerven kann er mit dem Karabiner absolut treffsicher auf alles feuern, was die Augen sehen.
Und die Augen sehen zwei Menschen, die sich in einer Ecke der Betonwände unter altem Stroh zusammenkauern. Cowboy bleibt für einen Moment stehen und versucht angestrengt, die Signatur von Waffen zu entdecken. Dann langt er mit dem Karabiner in der Hand nach unten und holt ein Tauschpäckchen herauf.
Die abkühlenden Triebwerke geben ein metallisches Knacken von sich, und im Torrahmen hinter ihm dämmert silbern der Morgen. Cowboy zieht sich aus der Luke und klettert die lange, abwärts geneigte Panzerplatte vorne hinunter. Seine Stiefel rutschen in dem klebrigen Hanfharz aus.
"Wo kommt ihr her?" fragt er.
"Aus New York. Buffalo." Die Stimme ist jung und ängstlich. Cowboy tritt näher heran und sieht zwei zerlumpte Kids von etwa sechzehn Jahren, einen Jungen und ein Mädchen, die zusammen in einem Schlafsack auf einem kleinen Haufen aus altem Stroh kauern. Neben ihnen liegt ein Bündel aus zwei schäbigen Rucksäcken.
"Wollt ihr nach Westen?" fragt Cowboy.
"Ja, Sir."
"Ich fahre nach Osten. Ihr habt's doch bestimmt satt, von gerösteten Getreidekörnern zu leben", sagt Cowboy. Er wirft ihnen das Tauschpäckchen zu, und es plumpst auf den Beton neben dem Paar. Bei dem Geräusch zucken sie zurück. "Da drin ist was Richtiges zu essen, gefriergetrocknet und in Dosen, 'n guter Whisky und Zigaretten. Und ein Scheck über fünftausend Dollar, der auf nächsten Montag vordatiert ist."
Es herrscht Schweigen, nur unterbrochen vom Geräusch des Atmens und dem Huschen der Ratten.
"Damit wir uns richtig verstehen", sagt Cowboy, "der Scheck ist nur gut, wenn ich meine Tour schaffe."
Die beiden schauen sich einen Moment an, dann richten sie den Blick auf Cowboy. "Sie müssen uns nicht bezahlen", sagt der Junge leise. "Wir würden nie - wir sind aus dem Osten, wissen Sie. Wir wissen, was Sie machen. Ich wäre längst tot, wenn ich keine Antibiotika vom Schwarzmarkt gekriegt hätte."
"Ja. Na gut. Betrachtet das Geld einfach als freundliche Geste." Cowboy wendet sich ab, um draußen ein paar ferngelenkte Sensoren, anzubringen und die Scheunentore zu schließen.
Zeit für eine Runde Schlaf.
Das Abteil im Panzer riecht nach Schweiß und Adrenalin. Cowboy zieht den G-Anzug aus und nimmt die Elektroden ab, dann reibt er sich mit dem Schwamm und mit Wasser aus einem seiner Kanister ab. Er ißt Fertignahrung mit hohem Proteingehalt und trinkt einen Elektrolyttrank mit Orangengeschmack. Er rollt sich in seine kleine Koje.
Er ist immer noch aufgedreht vom Adrenalin, und alles, was er hinter seinen geschlossenen Augen sehen kann, sind die leuchtenden Nachbilder von Karten und Displays und auf Orange kletternden Triebwerksgittern, von explodierendem Treibstoff und hin und her zischenden Raketen, deren Flammen die Nacht wie ein hemmungsloses Feuerwerk erhellen. Und irgendwo hinter den pulsierenden Neonvisionen die Krallen eines leisen Grolls.
Es hatte ihm immer genügt, die Tour auf der >Straße< zu machen, seine Seele mit pochenden Turbopumpen und heulenden Nachbrennern zu verzahnen, die Post von einer Freizone zur anderen zu bringen. Darin lag eine Ethik, die klar und rein war. Es hatte genügt, ein freier Jock auf einer offenen Straße zu sein, mit jenen zu kämpfen, die ihm Schranken setzten und ihn an die Erde fesseln wollten, als wäre er ein Schmutzjunge und nichts weiter. Was er transportiert hatte, war egal gewesen. Es hatte genügt, zu wissen, daß der blaue Himmel über seinem Kopf die Luft der Freiheit war, ganz gleich, was für Zustände sonst im Land herrschten.
Aber in letzter Zeit war der Verdacht wachgeworden, daß es vielleicht nicht genügte, an einer Ethik festzuhalten. Er weiß, daß es eine Sache ist, ein edler und treuer Krieger, aber eine andere, ein Dummkopf zu sein.
Angenommen, man wäre ein orbitaler Produzent, der daran interessiert ist, seine Märkte auf dem Planeten unter Kontrolle zu halten. Man hat jede erforderliche politische Macht errungen, und man hält die Preise
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