Hardware
zweiter Hand die Auswirkungen seiner Entscheidungen im Zucken der großen Ruder, in den Bewegungen der Düsen und der Konzentration auf bestimmten Displays spüren. Nach einer Weile findet Sarah, daß es nicht sonderlich interessant ist. Der Panzer fährt zwanzig Meilen auf einer verrottenden Straße. Sarah sieht eine Reihe von Hügeln, die sich im Westen neblig grau und wolkenverschattet erheben. Aber hier steckt ein Pfahl mit zwei fluoreszierenden orangeroten Wimpeln neben der Straße, der die Stelle zum Abfahren markiert. Die Lastwagen der Eskorte fahren auf das grasbewachsene Bankett, und die Fahrer winken zum einstweiligen Abschied. Andreis Limo gleitet auf die Ausfahrt. Der Panzer wälzt sich über einen Straßengraben und folgt ihm.
Das Treffen, so stellt sich heraus, findet bei einem anderen malerischen Farmhaus statt, das unter schattenspendenden Bäumen liegt. Die anderen warten schon - ein ungepanzerter Luftkissentruck, der unter seinen vierflügeligen Propellern kauert, und zwei Männer, die an einer dunkelblauen Subaru-Limousine lehnen. Cowboys Aufmerksamkeit scheint sich auf das Terrain zu verlagern; es kommen vergrößerte Nahaufnahmen von den Fenstern des Hauses, einzelnen Stellen hinter den Bäumen und der niedrigen Anhöhe auf der linken Seite.
Sarah, in deren Hirn die Farben wie unter einem Stroboskop aufblitzen, langt blindlings in die Tasche, findet den Inhalator und löst ihn in jedem Nasenloch einmal aus. Ihre Nerven brennen mit elektrischer Helligkeit.
Der Panzer fährt dicht an den Truck heran und dreht; seine Abgasdüse bleibt von der Crew des Trucks abgewandt, während er den Offroad-Scheinwerfer auf den Truck richtet. Dann ersterben die Triebwerke und der Panzer sinkt auf sein abgeschaltetes Luftkissen.
"Behalt das Kopfgerät auf, Sarah", pulsiert Cowboys Stimme in ihre Hörzentren. "Du kannst mit mir reden."
"Kannst du mich von deinen Displays abkoppeln?" fragt sie. "Die lenken mich zu sehr ab."
Abrupt erlischt das Videobild, die intensiven Farben verblassen mit nur minimaler Nachleuchtdauer. Sarah schüttelt den Kopf und rollt sich aus ihrer Koje. Sie zieht den Reißverschluß ihrer Jacke bis zum Hals zu und überprüft die Pistole an ihrer Hüfte. Sie wirft einen Blick auf Cowboy, die behelmte Gestalt, die reglos unter dem schimmernden Rot und Grün sitzt, und zögert einen Moment am Fuß der Leiter.
"Cowboy", sagt sie, "ich glaube, du solltest etwas wissen. Der Hetman denkt, daß man uns eine Falle stellen will."
Er dreht sich auf seiner Couch um, und sie sieht seine dunklen Plastikaugen, die sie unter dem Helmrand heraus anblicken. "Danke, Sarah. Aber das hab' ich mir gedacht - schon wegen der Tatsache, daß ich überhaupt hier bin."
Sarah schaut ihn einen Moment lang an; in ihrem Innern schimmert Überraschung auf. Dann nickt sie, schlägt die Luke auf und klettert die Leiter hoch, während sie ihre Sonnenbrille aufsetzt. Verdrossene Gesichter erwidern ihren Blick aus den Fenstern des Trucks. Sie läßt die Heckler & Koch aus dem Halfter gleiten und hält sie direkt unter dem Rand der Luke in der Hand. Auf der Farm riecht es nach Treibstoff, heißem Metall und Schmiermitteln.
Sarah merkt, wie sich ihre Schulterblätter verspannen, als rechneten sie mit einem Schuß. Flammen rasen ihre Nervenbahnen entlang. Der Hetman hatte das Gefühl, daß hier etwas nicht stimmt, und sie weiß, daß seine Antennen gut sind. Ihre inneren Landschaften sind urban und sie ist ein solches Terrain nicht gewohnt, aber sie findet, daß Cowboys Blick durchaus klug war, und schaut rasch zu den Fenstern, den Bäumen und der Anhöhe dahinter, dann wieder auf den Hof der Farm.
Andrei und ein dünner Schwarzer im grauen Seidenanzug scheinen die Anführer zu sein. Der Schwarze trägt eine wollene Strickmütze über seinen Dreadlocks und hat einen Cantinflas-Schnurrbart, nur ein Haarstreifen an jeder Seite des Mundes, wobei die Oberlippe fast ganz rasiert ist. Die _abrazo_ gehört nicht zu ihrer Begrüßung - nur ein Händeschütteln und ein paar rasche, geschäftliche Worte mit leiser Stimme. Der Schwarze dreht sich zu seinem Wagen um und gibt einen Befehl, und zwei seiner Helfershelfer - der eine weiß, der andere schwarz - öffnen den Kofferraum und holen eine schwere Metallkiste heraus. In Sarahs Geist blitzt ein schockartiges Wiedererkennen auf; sie denkt, daß sie den Weißen schon einmal gesehen hat, aber die beiden tragen Strohhüte zum Schutz vor der Sonne und große
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