Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hardware

Hardware

Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
Vom Netzwerk:
sich, ob das Cowboys Schicksal ist, sich in eine kühle Grotte der Erinnerung zurückzuziehen, wenn er am Ende mit seinem Panzer in etwas hineinkracht, was nicht vor ihm ausweicht, wenn der letzte Funke Hoffnung erlischt.
     "Ich wußte, daß du die Augen hast", sagt sie, "als du heute morgen da draußen in der hellen Sonne gestanden hast und nicht blinzeln mußtest."
     Wolkenschatten ziehen über die stille Landschaft. Der Mais raschelt in seinen Reihen. Sie merkt, daß sie in dieser idyllischen Szenerie seltsam aus dem Gleichgewicht ist, daß sie nicht weiß, worauf sie sich hier einstellen muß. Ihr Leben wird von Beton, Stahl, Ruinen, überflutetem Land und der See bestimmt... Dieser weite grüne Horizont verspricht Weichheit, Wohlklang und Frieden.
     Sarahs Blick geht nach oben, und sie sieht die silbernen Kraftwerke am Himmel, die für ihre Herren über den Planeten wachen, und dann kommt über einen der niedrigen Hügel ein Ernteroboter, eine riesenhafte Maschine aus legiertem Stahl mit einem kybernetischen Herz. Dieser Boden wird nicht von Menschen bestellt, und er gehört keinem Menschen: Das hübsche weiße Holzhaus ist entweder der Wohnsitz eines Angestellten, der die Bepflanzung dieses Teils von Pennsylvania überwacht, oder das Haus gehört überhaupt nicht mehr zur Farm und ist im Besitz einer Familie, die nichts mehr mit der Bewirtschaftung der unmittelbar vor ihren Fenstern beginnenden Felder zu tun hat.
     Es ist genauso wie in der Stadt, das ist Sarah klar, die gleiche Hierarchie der Macht, mit den Blöcken im Orbit an der Spitze und mit Menschen am unteren Ende, die ebensogut Feldmäuse vor den Klingen des Ernteroboters sein könnten, unzählige sinnlose Existenzen, die einem Gebilde im Weg stehen, das nicht aufzuhalten ist. Sie spürt den Zorn, der sich um sie herum aufschichtet wie eine Panzerung. Die Chance, sich auszuruhen, war gut und schön, solange es gedauert hat. Aber jetzt geht es darum, einen weiteren Zeitsplitter zu überleben.
     Drei Fahrzeuge schlängeln sich vom Interstate herab; an zwei davon flattern Warnflaggen. Also, an die Arbeit! "Unsere Eskorte", sagt sie und hebt die Hand zum Gruß.
     Andrei ist mit seinen Leibwächtern von Florida herübergeflogen und hat zusätzlich zur Eskorte für den Panzer einen Wagen gemietet. Er steckt den Kopf aus dem Fenster, als er auf den Grasstreifen fährt, und Sarah erklärt ihm, daß alles in Ordnung ist. Hinter Andrei mäht der Ernteroboter den Mais auf seine effiziente, hirnlose Weise.
     Sie knallt den Lukendeckel zu und verriegelt ihn, als sie sieht, daß Cowboy bereits auf seinem Platz sitzt und Klinken in seine Buchsen steckt. Pumpen beginnen zu klopfen. Sarah rollt sich in die Koje, als der Starter wimmert. Sie zögert für einen Moment, als ihr Blick auf das Kopfgerät fällt, dann nimmt sie es und setzt es auf.
     Eine Hand schiebt das federleichte Mikrophon an dem haardünnen Draht auf seinen Platz an ihrem Mundwinkel.
     Leise Musik klingt undeutlich in ihrem Kopf auf, ein Radioprogramm von weither. Über ihrem Ohr ist ein Wahlschalter, und sie dreht ihn, hört mehr Musik, Stimmen, die in einem russischen Dialekt auf sie einhämmern, und sieht ein verblüffend deutliches Video von dem hochdramatischen Geschehen ausgerechnet in einem afrikanischen Zirkus. Eine weitere Drehung am Schalter, und sie ist in Cowboys Interface. Sie zuckt verblüfft zusammen, als die grünen Hänge Pennsylvanias zu allen Seiten aufragen, verwoben mit Farbsäulen, Zahlen und leuchtenden Neonfarben - die Monitoren des Panzers -, alles scheinbar rundum an die Innenseite ihres Schädels gemalt und von den Daten ihrer Augen und Ohren überlagert. Sie ist aus Cowboys Geist ausgegrenzt, nur eine passive Beobachterin, ausgesperrt vom Knistern der Entscheidungen, als Cowboy den Panzer über die Straße lenkt. Es ist nicht so intensiv, als wenn sie es wie Cowboy durch Buchsen direkt in die Sehzentren ihres Gehirns eingespeist bekäme, aber der Input ist trotzdem überwältigend; er betäubt sie mit seiner Komplexität, und sie reißt sich das Gerät fast vom Kopf, um dem fluoreszierenden Ansturm von Sinneseindrücken ein Ende zu machen.
     Aber sie ist Kopfgeräte und das, was sie tun, gewöhnt und kommt nach einem Augenblick Pause gut damit zurecht. Sie war schon bei Simulationen von komplizierteren Abläufen als diesem dabei: orbitale Manöver, Autorennen, sogar Gefechte. Stimmen hallen in ihrem Kopf wider - Cowboy schwatzt mit der Eskorte -, und sie kann aus

Weitere Kostenlose Bücher