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Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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jagte den Sandman, Chapel und den Tankwagen in die Luft, bevor er sich in aller Eile in die Rockies verdrückte und sich ein Versteck suchte.
     "Jetzt hab' ich Fracht für zehn Millionen und einen brandneuen Panzer, und gleichzeitig hab' ich ein paar Schleimklumpen weggeputzt", sagt Jimi, dann springt er von seinem Stuhl auf und klatscht die Hände über dem Kopf zusammen. "Was meint ihr, bin ich damit im Team?"
     "Ich glaub' schon, Jimi", sagt Cowboy.
     Cowboy sieht zu, wie der Dodger sich in das Unvermeidliche ergibt. "Ja, Jimi", sagt er. "Ich schätze, das hast du gut gemacht."
     Jutz steht auf und legt Jimi den Arm um die Schultern. "Danke", sagt sie. "Es ist schön, zu wissen, daß wir ein paar Freunde gewonnen haben."
     Jimi packt sie und wirbelt sie in die Luft. Jutz lacht jauchzend, während der Dodger säuerlich aus einem Augenschlitz zusieht.
     "Ich steck' noch ein paar Münzen in die Wurlitzer", sagt Cowboy. Auf dem Weg zur Küche schaut er über die Schulter. "He Jimi, willst du 'n Becher Posole?"
     Jimi stellt Jutz ab und zieht eine durchsichtige Mescalflasche aus der Tasche. "Klar", sagt er. "Bin froh, an Bord zu sein, weißt du."
     "Weiß ich", sagt Cowboy und geht zu den sprudelnden Lichtern der Jukebox, während seine Hände in den Taschen wühlen.
     *NEUGEWÄHLTER UKRAINISCHER PRÄSIDENT WILL IM KONFLIKT
     ZWISCHEN ESTLAND UND RUSSLAND NEUTRALITÄT WAHREN*
     Sarah betritt Dauds Zimmer und sieht einen russischen Priester am Bett eines neuen Zimmergenossen stehen, dessen Arme und Beine mit Lederriemen an das glänzende Metallgestell des Bettes gebunden sind. Die Huntington-Viruskrankheit, denkt sie, die sowohl den Geist als auch den Körper zerfrißt. Schon über das ansteckende Stadium hinaus. Der Priester schenkt ihr keine Beachtung, sondern starrt aus seinem bärtigen Gesicht nur auf den Sterbenden hinab.
     Daud hat jetzt zwei Augen. Eines ist vom Bluterguß der Implantationsoperation umrahmt, die erst gestern durchgeführt und mit dem Geld bezahlt worden ist, das sie telegraphisch vom Bullet-Bahnhof in New Kansas City aus überwiesen hat. Er sieht sie an, als sie an dem Priester vorbeikommt, und ihm fällt alles aus dem Gesicht. "Sarah", stößt er hervor.
     "Ich bin ja da."
     Er streckt eine Hand aus, und sie ergreift sie und drückt sie an sich. "_Wo bist du gewesen_?"
     Sie sieht ihn an, sieht die widerstreitenden Gefühle in seinem Gesicht, Dankbarkeit gemischt mit Ablehnung. "Ich mußte verschwinden, Daud", sagt sie.
     "Du hast mich alleingelassen." Sie streichelt sanft seine Hand, das neue rosafarbene Fleisch. "Verdammt", sagt Daud, "warum bist du weggegangen? Du hast gesagt, es würde nur ein paar Tage dauern."
     "Da ist was schiefgegangen."
     Sie versucht ihn auf die Wange zu küssen. Er dreht den Kopf weg. Sie zieht sich zurück und hält seine Hand fest.
     "Sie setzen meine Dosis runter", sagt er. "Es tut weh. Meine Beine, alles. Ich kann die Übungen nicht machen, die sie mir geben."
     Sarah betrachtet ihn, sieht die Umrisse der dünnen neuen Beine unter dem Laken. "Sie können dich hier erst rauslassen, wenn du richtig laufen kannst", sagt sie.
     "Ich kann überhaupt nicht laufen, wenn ich nicht meine Dosis kriege."
     "Daud", sagt sie und versucht ihre Stimme weiterhin ruhig klingen zu lassen, "von mir bekommst du nichts. Keine Hormonblocker, keine Endorphine."
     Daud zieht seine Hand weg. Sarah versucht mit ihm zu reden, aber er weigert sich, ihr Antwort zu geben. Sie sieht, wie es in seiner Kehle und in seinen Wangenmuskeln arbeitet und merkt, wie in ihr selbst Zorn und Enttäuschung aufsteigen. Sie ruft sich ins Gedächtnis, daß diese Spielchen alles sind, was Daud geblieben ist, und daß er sie spielt, weil er wissen will, ob sie sich noch genug aus ihm macht, um sich das gefallen zu lassen, aber der Zorn steigt zu rasch hoch, und bevor er aus ihr herausbricht, dreht sie sich um und geht steifbeinig davon.
     Die kühle Luft im Flur flüstert ihr etwas zu, und diesmal versteht sie die Botschaft.
     Die Stadt dringt auf sie ein, und es ist niemand da, der ihr den Rücken deckt.
     *TEMPEL PHARMACEUTICALS KÜNDIGT HEILMITTEL
     FÜR DIE HUNTINGTON-KRANKHEIT AN
     TEMPEL-AKTIEN SCHIESSEN AN DER BÖRSE IN DIE HÖHE
     Heilmittel wird als "Search-and-Destroy-Virus"* bezeichnet*
     Thibodaux ist ein Kristalljock, ein konzentrierter, dünner Mann, der in Cowboys Wagen tief in einer inneren Trance über seinem Deck kauert und stirnrunzelnd auf der Tastatur in seinem

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