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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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lebte, mit ein paar eingesperrten Vögeln als einziger Gesellschaft.

KAPITEL 29
    HARRY
     
    Die Morgendämmerung warf einen rosafarbenen Schein durch das Fenster, als Rachel in die Küche schlüpfte und sich ein Frühstück machte. Im Kühlschrank fand sie eine Schüssel mit blutroten Klumpen, die sie wohlweißlich stehen ließ. Noch hatte sich niemand sonst im Hause gerührt, als sie die leuchtend blaugelben Schwingen an sich nahm, die sie von der John Glenn mitgebracht hatte. Draußen war es noch zu dunkel, um zum Wald zu fliegen, doch zurück würde sie den Weg durch die Luft nehmen. Sie war schon so lange nicht mehr durch Luft geflogen, die frei von Hindernissen war! Ein guter Aufwind, der es einem erlaubte, aufzusteigen, die Schwingen ausgebreitet zu halten und zu schweben, allein über Selene …
    Rachel kniff in Apollos Morgenlicht die Augen zusammen und konnte in der Ferne die Silhouetten der hohen Zeltmasten von früher ausmachen. Der Weg zum Wäldchen hatte damals zwischen ihnen hindurchgeführt. Rachel entdeckte eine breite Straße, die in die gleiche Richtung verlief, und machte sich auf den Weg.
    Sie kam an einem Gebäude mit einem roten und blauen Schild im Fenster vorbei, auf dem selbstgemachte Handwerkserzeugnisse zum Tauschhandel angeboten wurden. Neugierig schwenkte Rachel dorthin ein. In dem Aldrin, das sie von früher kannte, hatte der Rat die Haushalte mit allem versorgt, was sie brauchten. Als sie durch die Fenster in das Zwielicht im Innern spähte, konnte sie Vorhänge, Kleidungsstücke und Teekannen erkennen.
    Sie machte sich wieder auf die Suche nach dem Weg. Die Straße führte weiter geradewegs in die richtige Richtung. Rachel ging zwischen zwei Häuserzeilen bergauf. Die Straße endete, und Rachel fand sich unvermittelt im Grünen wieder; die Begrenzungen von Parzellen waren mit aufgespannten Leinen markiert. Namensschilder aus Stofflumpen waren an den Leinen befestigt und flatterten in dem leichten Morgenwind.
    Als sie ihre eigene Parzelle gefunden hatte, fiel das Licht des Sonnenaufgangs auf die Wipfel der Bäume, wurde von den dicken wachsigen Blättern reflektiert und ließ die Grüntöne hell und lebendig aussehen. Rachel stellte ihre Tasche ab und watete in die Vegetation hinein, voller Staunen über die Höhe der Gräser und Büsche, die Art, wie sich die Äste hoch über ihrem Kopf ausbreiteten, über die Lianen, die dick waren wie Taue. Die Blätter der Geschnäbelten Helikonie waren so breit wie ihre Hüften, und ein Stängel der roten und gelben Brakteen überragten sie weit. Die Mimosen waren brusthoch, spindeldürr und anmutiger, als sie erwartet hatte. Der Ameisenbaum ragte über alle anderen Pflanzen empor, er reckte sich dem Licht entgegen.
    Der Waldboden federte, durchsetzt von toten Dingen, die sich wieder zu Erdreich verwandelten. In dem hydroponischen Garten an Bord der John Glenn waren sämtliche Wurzeln in Matten aus Synthetikfasern gefangen und bekamen perfekt abgestimmte Nährstoffmischungen zugeführt. Hier bohrten sich die Wurzeln durch Erde, die an ihren Schuhen haften blieb. Rachel kniete sich hin, fuhr mit den Fingern durch das Erdreich, füllte ihre hohle Hand mit dem feuchten Bodensatz des Waldes. Sie pflückte das Durcheinander von winzigen Zweigen und braunen Blättern auseinander und war entzückt, als sie spinnwebdünne skelettierte Blätter entdeckte. Angesichts des torfartigen Geruchs von natürlichem Kompost zog sie glücklich die Nase kraus. Als sie näher hinsah, bemerkte sie eine Ameise, und dann noch eine und noch eine, die um den Stamm des Ameisenbaums herummarschierten.
    Rachel diktierte ihre Beobachtungen in ihr Armbandgerät und beschrieb Anzahl und Verhalten der Ameisen. Sie wollte Statistiken aufrufen, Bilder mit denen der Bibliothek abgleichen und feststellen, ob die geringere Schwerkraft die Ameisen verändert hatte. Rachel skizzierte gerade das Muster, nach dem sich die Tierchen auf dem Baum bewegten, als sie Schritte hörte.
    Rachel wandte sich um und stieß einen leisen Schrei aus. Doch das konnte nicht Harry sein! Nicht dieser Tage. Das Haar ihres Gegenübers war heller, und die Schattierung von Grün in seinen Augen war ein klein wenig anders. Der Winkel seines kantigen Kiefers jedoch stimmte genau überein, und er hatte jenes eigentümliche kleine Lächeln, an das sie sich erinnerte. Sie versuchte, sich an den Namen von Harrys und Glorias Sohn zu erinnern, den Gabriel ihn genannt hatte.
    Bevor ihr der Name einfiel, reichte der junge

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