Harlekins Mond
haben.«
»Kara geht wieder zurück, nicht wahr?«
»Nächstes Jahr. In mancherlei Hinsicht werde“ ich sie vermissen. Sie ist besser als die meisten Erdgeborenen. Aber sie gehört eigentlich nicht hierher, und das weiß sie auch. Jedenfalls habe ich bei dir alles richtig gemacht, als ich dich großgezogen habe. Ich werde mit diesen dreien auch noch ganz gut zurechtkommen. Kara hat von Anfang an gesagt, dass sie nicht bleiben will. Ihr Platz ist auf Ymir.«
»Dann lässt sie dich mit den Kindern allein? Willst du das auch selbst?«
»Seit wann bekommen wir denn schon, was wir wollen?« Frank starrte ins Leere und verschränkte die Hände. »Das mit Ursula tut mir leid. Ich weiß, du wirst sie sehr vermissen.«
»Ja …« Rachel wollte nicht an Ursula denken, noch nicht, darum sagte sie: »Heutzutage herrscht in Aldrin eine ganz andere Atmosphäre als damals.«
»Es gibt mehr Spannungen zwischen Erdgeborenen und Mondgeborenen als damals. Nachdem du und Gabriel fortgegangen wart und Ali euch gefolgt ist, hat hier unten das Arbeitstempo angezogen. Die erste Veränderung war ein Bauboom. Vorgesehen waren eigentlich Zelte, aber wegen der Eruptionen mussten wir das ändern. Das ist übrigens der Hauptgrund für die Gebäude – in jedem gibt es mindestens einen strahlungssicheren Raum. Hier bei uns ist es die Küche. Wenn also der Alarm losgeht, gehst du da hinein und schließt beide Türen. Die Abschirmung genügt, um uns vor den Auswirkungen der kleineren Eruptionen zu schützen. Die treten übrigens erheblich häufiger auf als früher – mindestens ein paarmal im Jahr.«
Der Rat hatte sie also nicht belogen. »Andere Dinge scheinen sich ebenfalls verändert zu haben«, gab sie ihm einen Anstoß.
»Entschuldige – all die Bautätigkeit –, die gab es, damit wir mehr Leute unterbringen konnten. In Aldrin leben heutzutage Hunderte von Menschen – und es gibt neue Regeln und mehr Spannungen. Zum Teil gehen die Spannungen von den Räten aus. Wir liegen hinter ihrem großen Plan zurück – die Sonneneruptionen sind dazwischengekommen, und es hat kleinere Rückschläge bei der Bepflanzung gegeben. Es wird alles dadurch verschlimmert, dass für die Erdgeborenen andere Regeln gelten als für die Mondgeborenen. Bevor du weggegangen bist, war das noch anders.«
»Inwiefern sind sie anders?«, fragte Rachel.
»Nun, diese Vorrichtung, über die du da verfügst – die, mit der du redest –, so etwas habe ich hier unten noch nie gesehen. Wir alle besitzen Armbandgeräte, aber das sind nur bessere Telefone; sie erzählen und zeigen uns keine Dinge. Wir können nicht einfach etwas fragen und es tauchen Antworten auf, als hätte jemand bereitgesessen und nur auf unsere Frage gewartet.
Oh, wir können Informationen bekommen, aber nur solche, die mit unserer Arbeit im Zusammenhang stehen.« Er verengte die Augen. »Du solltest lieber vorsichtig sein, wenn du dich versucht fühlst, damit anzugeben. Einige Leute könnten neidisch werden. Aldrin ist nicht mehr so sicher wie früher.«
»Ich werde vorsichtig sein.« Sie hatte noch keine Unterhaltung mit Astronaut geführt; noch nicht. Sie wusste nicht, ob der Zugang zu Astronaut hier ebenfalls Bestandteil ihres Anfragemechanismus für die Bibliothek war. Sie hatte noch nicht die perfekte Stimme in ihrem Ohr gehört – nur die Standardantworten der Bibliothek. Es gab immer noch so vieles, was sie nicht wusste!
Und dennoch – sie hatte Selene vom Himmel aus gesehen, war in der Gartensphäre des Schiffes geflogen und auf Yggdrasil geklettert. Sie war nur halb so alt wie ihre Freunde, doch sie wusste Dinge, von denen die anderen keine Ahnung hatten.
Frank richtete sich gerader auf und sah ihr in die Augen. »Vorhin am Flughafen – da hast du so getan, als würde es keine Rolle spielen, was Gabriel sagt – als wärst du sauer auf ihn. Auf ihn und den Rat. Hast du irgendeine Vorstellung davon, wie froh wir sind, ihn wieder hierzuhaben? Vielleicht wird alles wieder ein wenig wie früher. Der Rat herrscht über uns wie immer. Aber jetzt gibt es Kämpfe zwischen Mondgeborenen und Erdgeborenen, und manche von den Erdgeborenen bekämpfen sich untereinander. Vielleicht kann Gabriel ja wenigstens etwas davon in Ordnung bringen. Es ist niemandem damit geholfen, wenn du ihn wütend machst. Ich habe ihn früher nicht besonders gemocht, aber er ist mir immer noch lieber als Shane und Star, die hier in der Zwischenzeit die Klassen unterrichtet und Teams geleitet haben. Die meisten
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