Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
Vom Netzwerk:
nicht in Ordnung ist. Sie brauchen uns, folglich sitzen auch wir an einem Hebel; wir müssen nur einen Weg finden, ihn zu benutzen. Wirst du mir helfen, diesen Weg zu finden? Ich brauche dich.« Er schaute zu ihr auf, und wieder sah sie dieses nackte Flehen. »Ich brauche dein Wissen; du hast mehr Kontakt zum Rat als jeder andere hier.«
    Er stand umständlich auf, wodurch er sich nun mit ihr auf gleicher Augenhöhe befand.
    Rachel war nicht bereit, ihm irgendwelche Informationen zu geben. »Du kannst gegen die Räte nicht direkt vorgehen, Andrew. Von allen Leuten solltest gerade du das wissen. Sie könnten … sie könnten uns einfach wegsterben lassen und noch einmal von vorne anfangen. Sie könnten uns alle töten. Ich habe von Kriegen gelesen – davon, wie Menschen gegen andere Menschen gekämpft haben, und wir verfügen nicht über die nötigen Ressourcen, um die Räte zu bekämpfen. Sie haben alles, was wir brauchen, Andrew, aber es gibt keinen Weg, wie wir gewaltsam daran kommen könnten. Die einzige Hoffnung besteht für uns darin, dass wir uns selbst genügend beibringen, um ihnen nützlich genug zu werden –«
    »Ihnen zu helfen wird nichts an den Machtverhältnissen ändern.«
    »Vielleicht ja doch«, beharrte Rachel. »Eine Rebellion wird nicht funktionieren – sie kann nicht funktionieren. Und welchen Sinn hat es, sich absichtlich dumm zu stellen? Man kann sich nicht dumm verhalten und gleichzeitig Respekt verdienen. Dasselbe habe ich heute meinen Schülern gesagt.«
    »Ich habe es gehört.« Andrew schaute zu Boden. »Es war eine gute Rede. Aber alles Reden wird nichts an den herrschenden Zuständen ändern. Wir werden behandelt wie unhandliche Werkzeuge. Sie lassen uns für sich arbeiten, aber sie trauen uns nicht so weit, uns irgendetwas Wichtiges tun lassen. Zum Teufel noch mal, mir trauen sie überhaupt nicht. Ich bin für sie eine Symbolfigur. Aber ich habe es nicht besser verdient. Du dagegen hättest nichts als Vertrauen verdient – aber vertrauen sie dir? Tun sie das wirklich?«
    »Manche schon«, beteuerte Rachel.
    »Tun sie das?«, wiederholte Andrew.
    »Falls nicht, werde ich mir mehr Vertrauen verdienen!« Rachels Worte klangen selbst in ihren eigenen Ohren naiv. Andrew sprach nur ihre eigenen Empfindungen in Bezug auf den Rat laut aus. Doch Gewalt würde nicht – konnte nicht -zum Erfolg führen. »Du hast nicht gesehen, über welche Ressourcen sie verfügen, Andrew.«
    »Rachel, wir müssen handeln. Du kannst mir helfen. Wir können zusammenarbeiten. Du und ich, wir können sie zwingen, uns besser zu behandeln, uns mehr beizubringen und dafür zu sorgen, dass wir jung und gesund bleiben wie sie.«
    Rachel schüttelte den Kopf, besorgt darüber, wie militant er sich anhörte. »Von allen Leuten solltest gerade du am besten wissen, dass sie alles sehen können, was wir tun.«
    »Das ist mir durchaus bewusst.« Nach einigen Augenblicken fügte er hinzu: »Aber sie können nicht auch noch alles hören. Dazu haben sie nicht die Zeit. Manchmal muss man Risiken eingehen, Rachel. Ich … wir … können den Erdgeborenen genauso wenig vertrauen wie den Räten. Die Einzigen, denen du trauen kannst, sind wir: die Kinder von Selene. Das musst du erkennen!«
    Die letzten Konturen der Zwillingsschatten verschmolzen mit der Dunkelheit. »Ich muss gehen«, sagte sie und machte sich auf den Rückweg.
    »Schneid dir die Haare!«, rief er ihr hinterher. »Du siehst fast aus wie eine von denen. Der einzige Unterschied ist, dass du größer bist.«
    Ihr Zopf hing ihr bis über die Schultern hinunter. Ihren Haarschmuck für den heutigen Tag hatte sie aus getrockneten Zweigen und Blättern selbst angefertigt. Sie hob eine Hand und betastete ihre Zopfringe, und als sie zurückschaute, war Andrew verschwunden. Sie mochte ihr Haar so, und sie hatte nicht vor, es sich abzuschneiden, nur weil er es so wollte. Sie antwortete ihm laut genug, dass er sie hören konnte, falls er noch in der Nähe war und sie beobachtete. »Nein, Andrew, ich werde mir nicht die Haare abschneiden!«
    Sie hätte noch so viele weitere Fragen gehabt. Wie lange hatte er sie schon beobachtet? Wie kam es, dass sie nichts davon bemerkt hatte? Wie viel Einfluss besaß er bei den Mondkindern?
    An diesem Abend bei Harry und Gloria begann sie damit, Dylan, Beth und Nick in Geschichte und Menschenrechten zu unterrichten. Sie erzählte dabei von King, dem Führer der Amerikanischen Schwarzen Bürgerrechtsbewegung, von Gandhi, der Indien aus der

Weitere Kostenlose Bücher