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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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fand regelmäßig statt, allerdings würde es keinen kontinuierlichen Strom visueller Daten geben, es sei denn, die Diamond Mine oder die John Glenn erklärten einen Notfall. Je weiter sie sich von der John Glenn entfernten, desto größer wurde die Verzögerung im Funkverkehr. An Bord der Diamond Mine besaßen Gabriel und Erika mehr privaten Freiraum als irgendjemand mit Ausnahme des Hohen Rates je erlebt hatte.
    Die ersten Wochen verliefen ruhig, abgesehen von Training und astronomischen Beobachtungen gab es wenig zu tun, während Erika und Gabriel unentwegt direkt auf Apollo zuflogen. Sie nutzen den leichten Start aus und liebten sich auf jede Weise, die ihnen nur einfiel.
    Gabriel entspannte sich langsam. Der Stress, den die Leitung des Selene-Projekts mit sich brachte, schmolz dahin und verflüchtigte sich in der gewaltigen Leere des Raums zwischen Harlekin und Dädalus. Gabriel war aufgeregt; obwohl er diese schwierige Strecke bereits viermal geflogen war, verspürte er bei jeder Annäherung aufs Neue etwas von der stumpfen Furcht, die seinen ersten Sturz in Richtung Dädalus geprägt hatte. Mit der zehnfachen Masse des Jupiter und mehr als dem Dreifachen von dessen Volumen war Dädalus aus der Entfernung vorläufig noch nicht mehr als ein dunkelroter Fleck, der sich vor Apollo abzeichnete. Durch abgedunkelte Linsen und mit zusammengekniffenen Augen betrachtet sah er aus wie ein gewaltiger Sonnenfleck.
    Dädalus, der gerade außerhalb der Roche-Grenze um die Sonne kreiste, destabilisierte das gesamte innere System. Er verhedderte seine magnetischen Netze mit denen von Apollo, entlockte der kleinen Sonne Eruptionsaktivitäten und schleuderte große Plasmastürme umher, manchmal den ganzen Weg hinaus bis zu Harlekin und an ihm vorbei. Dädalus hatte jede Masse in seiner Nähe verschlungen, ausgenommen Apollo selbst. Auf Dädalus gab es Regen, der aus geschmolzenem Eisen bestand.
    Wie dem auch sein mochte, im Moment war er noch weit genug entfernt, sodass sich Gabriel mit anderen Dingen befassen konnte: mit Erika, und mit Selene. Der aufgeblähte Gasriese würde seine Aufmerksamkeit noch früh genug vollständig in Anspruch nehmen.
    Erika zündete die Fusionstriebwerke zum Brennschluss.
    Während der folgenden paar Wochen wurde Dädalus auf den Schirmen größer. Er hob sich deutlicher von Apollo ab, gewann an Kontur und Größe. Dädalus war größer als Harlekin und sehr viel heißer – dank der trägen Fusionsreaktionen, die in seinem Innern abliefen, war er beinahe selbst so etwas wie eine kleine Sonne. An die Stelle von Harlekins disziplinierten Schweifmustern trat in Dädalus’ Stürmen ein brodelndes Chaos. Gabriel und Erika beobachteten, wie kleinere Stürme von der Größe des Uranus an den Rändern der Welt nagten.
    Während die Beschleunigung des Schiffes zunahm, wurden Erika und Gabriel geringfügig, aber unerbittlich schwerer. Gabriel hasste diesen Teil – sich langsam und groß und unbeholfen zu fühlen, während sie auf etwas zurasten, in dem sein Unterbewusstsein nichts anderes sehen konnte als eine Bedrohung.
    »Wir sind diesmal schneller, oder?«, fragte er.
    »Die Medizinische Abteilung meint, du könntest sechs g aushalten.«
    »Und auf wie viel bringst du uns?«
    »Sechs Komma zwei.«
    Gabriel schnaubte.
    Stunden vor der engsten Annäherung an Dädalus legten sie die Druckanzüge an, bestückten sie mit Trinkwasser und Vitaminnahrungsmischungen und schnallten sich an den Liegen im Aussichtsdeck fest. Erika fand, Kabinen seien etwas für Weichlinge – und Gefahr hatte sie schon seit jeher angezogen, wie ein Magnet, der das Beste aus ihr hervorholte. Sie war vorsichtig genug, um sie, für den Fall, dass unerwartete Kurskorrekturen vonnöten waren, auf sicheren Abstand zu halten, doch sie war auch verrückt genug, das Risiko zu lieben. Gabriel sah, wie ihre Wangen sich röteten und ihre Augen leuchteten, während sie sich dem Gasriesen näherten. Erika hatte ihn schon zweimal zuvor um Dädalus herumgeflogen, und jedes Mal war sie auf eine draufgängerische Weise glücklich, hellwach, präzise in ihren Aktionen und überaus lebendig gewesen. Selbst in einem klobigen Raumanzug wirkte sie anmutig. Im Augenblick jedoch bewegten sich nur ihre Unterarme und Finger, weil der Andruck sie beide flach in die Liegen drückte.
    Erika füllte den Sichtschirm mit Bildern des Gasriesen, sodass er alles war, was sie noch sehen konnten; ihre ganze Welt. Aus der Nähe betrachtet reduzierte Dädalus sie zu

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