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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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über den Rest der Ersten Bäume und über die Wiesen. Von deren südlichem Rand stieg zischend Dampf auf, wo das Wasser direkt auf Feuer traf. Es war ein unglaublicher Anblick.
    Dann hörte Rachel die Stimme von Bruce in ihrem Ohr. »Jetzt-zieht!«
    Irgendwie hatte er es fertig gebracht, sich zu ihnen zu schleppen; er stand auf einem Bein, das Gesicht vor Schmerz fest verkniffen, und packte einen der Äste gleich oberhalb von ihnen.
    Sie zogen.
    Der Baum bewegte sich.
    In der Nähe, 30 Meter von ihnen entfernt, fiel Wasser in einem Sturzbach vom Himmel. Äste brachen unter der plötzlichen Gewalt des Wassers.
    Beth zog sich mit den Armen voran, kroch unter dem Baumstamm hervor. Sie wand sich mit dem Oberkörper, robbte mit zusammengebissenen Zähnen vorwärts wie ein Baby.
    Der schwere Baumstamm entzog sich erneut ihrem Griff, er rutschte ihnen durch die wunden Handflächen, doch inzwischen befand sich Beth auf der anderen Seite und versuchte, sich aufzusetzen. Beths Arme funktionierten, und ihre Tränen hinterließen fleischfarbene Bahnen in der schwarzen und weißen Asche auf ihrem Gesicht, während sie Verwünschungen ausstieß und an ihren nachschleifenden Beinen zerrte. Rachel schluchzte, kletterte über den umgestürzten Baum zu Beth hinüber, und dann durchschnitten die Geräusche von reißendem Metall die Luft, und Rachel stand wie angewurzelt da und beobachtete ein Desaster.
    Das Raumschiff ging langsam auf den Wiesen nieder, es sank mit einem mahlenden Krachen herunter, als selbst unter Selenes geringer Schwerkraft Dinge zu Bruch gingen, die nicht dazu gedacht waren, überhaupt Schwerkraft ausgesetzt zu werden. Metall kreischte auf Metall, lauter als das Feuer, lauter als die Stimme von Kyu, die nun in Jubelschreie ausbrach.
    Das abgestürzte Schiff erinnerte an eine riesige zerdrückte Spinne. Einen Moment lang rührte sich nichts.
    In der plötzlichen Stille hörte Rachel wieder das Feuer in ihrem Rücken.
    Ein Mann tauchte aus dem Schiff auf; er kam auf sie zugerannt und schrie ihren Namen.
    Gabriel.
    Er schaute zum Feuer, erfasste die ganze Situation mit einem Blick, dann hob er Beth Rachel auf, trug sie auf den Armen und gab den anderen ein Zeichen, ihm zu folgen. Rachel und Dylan stützten Bruce, und gemeinsam rannten sie zur Mitte der Wiesen, wo Chaos herrschte; alle redeten und schrien durcheinander, deuteten auf das abgestürzte Schiff oder tanzten in dem Wasser herum, das zentimeterhoch auf den Wiesen stand.
    Gabriel setzte Beth ab, und Dylan und Rachel halfen Bruce, sich auf den Boden hinunterzulassen. Sobald Bruce aussah, als habe er es bequem, brach Rachel zwischen den beiden anderen zusammen. Sie sah zu Gabriel auf. Seine Augen leuchteten triumphierend und voller Entschlossenheit.
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Bleib hier – hilf diesen beiden!« Er zog Dylan mit sich und schickte Nick, Ariel und andere zurück an die Feuerfront.
    Sie schaute ihm nach, bis er außer Sicht war, bevor sie sich umwandte, um Beth und Bruce zu helfen.

KAPITEL 37
    NACHWIRKUNGEN
     
    Das Schiff, das Gabriel drei Tage zuvor zerstört hatte, um sie zu retten, ragte über Rachel und Beth empor und ließ alles andere auf Selene zwergenhaft erscheinen. Andockstützen und mechanische Arme waren verbogen oder standen in merkwürdigen Winkeln ab. Der Zentralkörper war flachgedrückt worden. Der gewaltige Beutel, mit dem Gabriel das Wasser gebracht hatte, lag ein Stück entfernt von dem Wrack, aufgerissen und nutzlos, seine Ränder flatterten ein wenig, wo der leichte Wind unter sie griff.
    Gabriel, Shane und Star hatten sämtliche Einwohner Aldrins auf den Wiesen zusammengerufen, der größten freien Fläche, die noch mit Gras bedeckt war. Gabriel selbst hatte Beth zu der Versammlung getragen. Seit dem Feuer konnte sie von den Hüften abwärts nichts spüren, und sie konnte nicht gehen.
    Der Geruch nach verkohltem Holz hielt sich hartnäckig in der Luft. Wenn sie von Aldrin fortblickte, krümmte sich Rachel innerlich: Die Farben, die sie sah, waren das Weiß und Schwarz des Todes. Verkohlte Baumstämme ragten wie Pfähle aus der Asche. Da ein großer Teil der Ersten Bäume fort, verwüstet, verbrannt oder umgestoßen war, fiel mehr Licht auf die Wiesen als gewöhnlich. Wenn man sich umdrehte und zur Stadt blickte, wirkte alles beinahe normal, grün und braun, als hätte die vergangene Woche gar nicht stattgefunden. Doch Rachel spürte Beths Hand in der ihren und dachte daran, dass Beth ihr nirgendwohin mehr folgen

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