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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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eine Machete, um sich durch Lianen, Äste und niedriges Gestrüpp zu schlagen. Manchmal waren die Schlingpflanzen so kräftig, dass sie allein Bäume aufrecht hielten, die von den Pflanzern zur Seite gestoßen worden waren, und wenn Rachel die Lianen durchhieb, stürzten die Bäume unkontrolliert herab und krachten ins Unterholz.
    Dylan blieb mit seinem Pflanzer stecken, als der Urwald zu dicht wurde, um noch weiter voranzukommen. Er und seine Mannschaft teilten Rachel mit, dass sie nun per Hand taten, was sie konnten. Zehn Minuten später erklangen tief im Innern des Pflanzers, auf dem Rachels Mannschaft fuhr, kreischende Geräusche von Metall auf Metall, und er kam rumpelnd zum Stehen.
    Alle sechs gingen zu Fuß weiter; sie hackten und hieben und atmeten Rauch. Die Zeit schien sich zu dehnen, alles lief ab wie in Zeitlupe. Rachels Rücken und Bizepsmuskeln schmerzten. Ihre Schulterblätter fühlten sich an, als würden sie mit Messern traktiert, und ihr zitterten die Waden. Wild schwang sie die Machete.
    Schließlich hielt sie inne, als ihr bewusst wurde, dass sie keine Ahnung hatte, wo die anderen waren. Die Hitze war stärker geworden, und Rachel hörte das Knacken und Prasseln des Feuers und Rufe von Shanes Mannschaften ganz in der Nähe, draußen auf den Wiesen. Rachel bewegte sich so schnell sie konnte durch den zermalmten, niedergewalzten Wald und rief dabei nach Dylan, Nick und Beth. Sie musste hinaus ins Freie gelangen!
    Rauch erschwerte ihr die Sicht, behinderte ihr Vorankommen und führte ihr Gefühl für Entfernungen in die Irre. Sie vernahm das Krachen fallender Bäume und das unwillkommene Geräusch des Windes, jedoch keinen Hinweis auf den Verbleib ihrer Gefährten. Dann drang die Stimme von Bruce schneidend durch das Funkgerät. Es war beinahe ein Schrei: »Beth! Richard!«
    Rachel vermochte nicht zu sagen, ob er nach den beiden rief oder wegen ihnen. »Wo seid ihr?«
    Kyus Stimme wies sie an: »Geh von dir aus gesehen nach rechts«, und wiederholte dann: »Rachel – halt dich weiter rechts –, die anderen brauchen dich!« Rachel hatte bereits die angewiesene Richtung eingeschlagen; die Zwei-Sekunden-Verzögerung zwischen der Oberfläche und dem Schiff machte sie wahnsinnig. Sie sah nichts außer Bäumen, doch sie lief weiter. Bruce’ Stimme krächzte in ihrem Ohr, er redete jedoch nicht mit ihr, sondern mit Dylan: »Zieht ihn da drunter heraus! Macht langsam …«
    Rachel trat zwischen zwei stehen gebliebenen Baumstämmen hindurch. Einer der ehemals höchsten Bäume lag quer über Richard. Richard war zerquetscht worden, sein Rückgrat und Genick waren gebrochen, die Augen waren weit geöffnet und blickten leer. Er war tot. Rachels Blick folgte dem langen Stamm. Dylan stand weiter oberhalb von ihr, er zerrte verzweifelt an einem Ast und versuchte, den riesigen Baum zu bewegen. Beth Rachel lag ebenfalls unter dem Stamm, auf dem Bauch, ihre Beine waren eingeklemmt. Rachel rannte zu Dylan, suchte nach Griffmöglichkeit an dem Ast und bemerkte nebenher, dass auch Bruce außer Gefecht war. Er saß abseits von ihnen. Sein rechtes Bein war in einem seltsamen Winkel abgeknickt. Er stöhnte und versuchte aufzustehen.
    Ein lautes, unvertrautes Geräusch drang fast senkrecht von oben zu ihnen herab. Rachel schaute hinauf und glaubte, sie habe eine Halluzination. Es war ein Raumschiff – sie hatte mehrere dieser Art nebeneinander aufgereiht an der Außenseite der John Glenn hängen sehen. Raumschiffe glitten dahin; dieses jedoch ruckte und gierte. Rachel fehlte die Zeit, um zu begreifen, was da vor sich ging.
    Sie schloss die Hände fest um den Ast, zog gemeinsam mit Dylan, fügte ihre Kraft der seinen hinzu. Der Baum bewegte sich um einen oder zwei Zentimeter. Nicht genug. Beth schrie.
    Das Geräusch des Schiffes über ihnen wurde ohrenbetäubend, es übertönte die Geräusche des Feuers und machte jede Verständigung unmöglich.
    Rachel stellte sich breitbeinig hin und packte den Ast weiter unten, näher am Stamm. Sie zogen erneut. Der umgestürzte Baum erzitterte, bewegte sich jedoch nicht von der Stelle. Seine Äste hatten sich in anderen Ästen und Schlingpflanzen verfangen.
    Rachel vernahm ein weiteres Geräusch, etwas weniger laut als das des Raumschiffs, aber dennoch hörbar, weil es in ihrer Nähe ertönte. Ein stürzender See. Dylan rief: »Rachel – schau dir das an!«, und das tat sie – sie sah eine riesige Wasserblase, größer als 100 Häuser. Wasser ergoss sich aus ihr in einem Sturzbach

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