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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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Mittel dazu befinden sich dort oben.« Er wirkte ungeduldig und klang müde. »Gerade du müsstest doch wissen, dass es die einzige Möglichkeit ist, ihre Beine zu retten.«
    Rachel blinzelte. »Aber … aber … wann werdet ihr sie zurückbringen?«
    »Das weiß ich nicht. Es könnte eine Weile dauern. Du solltest dankbar dafür sein, dass wir ihr diese Chance geben.«
    Auf der Wiese war es still geworden.
    Rachel räusperte sich, mit einem mal nervös. »Versprichst du, dass ihr sie nicht einfrieren werdet?«
    »Das kann ich nicht versprechen.« Was er nicht aussprach, hörte sie in Gedanken nur zu deutlich: Der Hohe Rat bricht meine Versprechen!
    Das würde er vor der Gruppe nicht laut äußern. Was konnte sie tun? Sie schaute sich um. Die versammelte Menge beobachtete sie und wartete ab. Die Bandbreite der Gesichtsausdrücke reichte von zustimmend bis verständnislos. Niemand sagte etwas.
    Rachel befreite ihre Hand aus Beths Griff, sodass sie aufrecht stehen konnte. Sie durfte nicht zulassen, dass die Ratsleute das Mädchen mitnahmen, ohne eine verbindliche Zusage ihrer baldigen Rückkehr gemacht zu haben.
    Beths Satz klang wie mit Mühe zusammengehalten, als sie rief: »Ich würde lieber hierbleiben und beschädigt sein als weggehen wie Rachel und nicht zurückkommen, bevor meine Freunde alle groß geworden sind.«
    Harry und Gloria befanden sich ein Stück entfernt in der Menge. Auch sie standen auf, wahrten jedoch ihr Schweigen und warteten ab. Gloria trug die dreieinhalb Jahre alte Miriam auf dem Arm, die leise greinte. In den Bewegungen, die die Menschenansammlung durchliefen, begann sich Unruhe zu zeigen.
    So oft Rachel auch Gabriels Autorität in Frage gestellt hatte, wenn sie unter sich gewesen waren, so war sie doch in der Öffentlichkeit nie derart herausfordernd aufgetreten, weder gegenüber Gabriel noch gegenüber irgendjemandem sonst. Sie durfte nicht all die guten Gefühle aufs Spiel setzen, in denen sich die Überlebenden die ganze Versammlung hindurch gesonnt hatten. Selene brauchte diese Zuversicht. Wieso brachte sie sich selbst immer in solch missliche Situationen?
    Sie kämpfte gegen ein Zittern in ihrer Stimme an und sagte: »Du hast recht. Beth muss aufs Schiff. Aber dann muss ich mit ihr gehen, Gabriel!« Sie wagte nicht, ihn stärker zu drängen.
    Harry warf von der Seite her ein: »Bitte lassen Sie Rachel mitgehen! Das wird es für Beth leichter machen.«
    Gabriel blickte sich stirnrunzelnd um. »Rachel ist eure einzige mondgeborene Vollzeitlehrerin.«
    Rachel fragte sich, ob er wusste, wie beliebt ihr Unterricht im Gewächshaus mittlerweile geworden war. Oder welches Wissen sie in diesem Unterricht wirklich vermittelte.
    »Bitte!«, rief Gloria.
    Rachel schwieg. Stille hatte sich über den gesamten Kreis gesenkt, und die Kameraderie war einem Gefühl der Anspannung gewichen.
    Rachel beobachtete Gabriel, wartete auf seine nächsten Worte. Jetzt würde er sie mitkommen lassen müssen; er musste einfach. Sie hielt ihre Zunge im Zaum.
    Gabriel seufzte. »Ich werde dich kurz vor Mittag abholen.«
    Rachel hütete sich, ihren Triumph zu zeigen, und so sagte sie nur ruhig: »Danke« und setzte sich wieder, sowohl angsterfüllt als auch erfreut.
    Gabriel wechselte augenblicklich das Thema und ging zur Arbeitseinteilungen für die folgenden Wochen über. Er wies Rachel keine Arbeit zu; allerdings war sie überrascht, als er ihre Lehraufgaben auf Nick übertrug. Vielleicht wusste er doch mehr, als sie angenommen hatte.

KAPITEL 38
    SINNESWANDEL
     
    Ma Liren und der Captain saßen gemeinsam auf einer Bank im hohen Steppengras. Hoch über ihnen wiegten sich Yggdrasils Äste im Wind. Die Programmierung des Gartens hatte für Frühlingsbedingungen gesorgt, und der volle Mentholgeruch von Bergminze mischte sich mit den Zitrusdüften von blühender Bergamotte. Zu ihren Füßen wuchsen ganze Büschel purpurfarbener Astern.
    Liren atmete die blumigen Düfte ein und genoss die offenen Weiten der Steppe. Der Anblick war eine willkommene Abwechslung. Sonst befand sie sich in überfüllten Konferenzräumen voller Leute, die den Schlag verwinden mussten, den ihnen das Feuer versetzt hatte – sie mussten sich darauf vorbereiteten, weitere einhundert Erdgeborene aufzuwärmen, um die zusätzliche Arbeit zu bewältigen und die gesamte Bevölkerung von Selene an einen neuen Standort umzusiedeln. Für Liren und den Captain war es, von den Schlafintervallen abgesehen, die erste Ruhepause, seit sechs Tage zuvor

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