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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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konnte.
    Seit Beths Verwundung hatten Rachel, Harry und Gloria abwechselnd dem verkrüppelten Mädchen Gesellschaft geleistet oder ihr Wasser oder Suppe gebracht. Beths Beine waren beschädigte Anhängsel; zusätzliches Gewicht, das sich hartnäckig weigerte, sich zu bewegen, egal, was sie auch versuchte. Rachel überlegte bisweilen, dass für Beth – von der Tatsache abgesehen, dass sie überhaupt am Leben war – der größte Segen vielleicht darin bestand, dass sie kein Gefühl in den Beinen hatte. Von der Rückseite ihrer Oberschenkel war die Haut abgeschürft; einer ihrer Fußknöchel war gebrochen. Ihre Arme und ihr Gesicht waren mit Kratzern übersät. Star versorgte sie jeden Morgen und Abend. Was immer Star unternahm, half zwar gegen den akuten Schmerz, an dem Zustand von Beths Beinen jedoch änderte es nichts. Trotzdem beklagte sich Beth nicht, sondern lächelte von Zeit zu Zeit tapfer. Nachts hörte Rachel sie manchmal weinen.
    Gegenüber von ihnen, auf der anderen Seite des Halbkreises, saß Bruce; sein Unterschenkel war eingegipst, und er lächelte müde. Neue Freundschaften hatten sich gebildet. Dylan, Bruce, Beth Rachel, Nick, Kyle und Ariel sprachen regelmäßig miteinander; die Bedrohung durch das Feuer hatte zwischen Mond-und Erdgeborenen ein Band entstehen lassen, durch das sich beide Seiten stärker zueinander hingezogen fühlten.
    »– nicht vom Alter, es sind Strahlungsschäden«, erläuterte Bruce, während er mit dem Daumen auf sich selbst deutete. Dann fügte er hinzu: »Hallo Rachel. Dylan wollte gern wissen, wieso eure Leute schneller altern als wir. Das kommt daher, dass wir besser geschützt sind«, erklärt er. »Bis wir auf Selene herunterkommen. Hier gibt es Strahlung, Feuer –«
    Rachel schaute sich um und versuchte, die Stimmungslage der Menschen um sie herum einzuschätzen. In den Gesichtern stand ein Ausdruck der Verlorenheit. Jeder gewohnte Arbeitsablauf wirkte irgendwie langsamer oder schwerer. Doch Aldrin war gerettet, die Schülerparzellen waren unversehrt, Gagarin war nie bedroht gewesen, und nur drei Menschen hatten ihr Leben verloren. Selbst die Pflanzen in Rachels Parzelle wuchsen noch, obgleich sie durch Rauch und Asche geschädigt waren -ein Zeichen der Hoffnung: Sie hatten erst Andrew überlebt, und jetzt das Feuer.
    Gabriel setzte sie von Plänen in Kenntnis, Selenes atmosphärischen Gehalt an Kohlendioxid, Stickstoff und Edelgasen zu erhöhen, um den Sauerstoffanteil zu reduzieren sowie diesen genauer zu überwachen. Die Toleranzgrenzen würden niedriger angesetzt werden. Doch atmosphärische Veränderungen würden sich langsam vollziehen müssen, um lebenden Dingen die Möglichkeit zu geben, sich anzupassen. Die Gefahr eines außer Kontrolle geratenen Sauerstofffeuers, etwa infolge eines Blitzschlags, würde eine Zeit lang groß bleiben, und sie würde hier immer größer sein als auf der Erde.
    Shane dozierte: »Eines unserer Probleme ist der Kamineffekt. Die Schwerkraft ist hier niedrig. Das atmosphärische Druckgefälle ist ebenfalls gering. Glühendes Gas steigt nicht schnell genug auf; es bleibt auf dem Wald hocken, und er brennt weiter, bis nichts mehr übrig ist.«
    Rachel dachte an frühere Belehrungen. Die Menschen auf Selene würden wachsamer sein müssen. Offenes Feuer war auf Selene nie erlaubt gewesen. Doch das Feuer hatte sich nicht an die Regeln gehalten; es hatte sich selbst erschaffen. Nachforschungen deuteten darauf hin, dass Funkenflug von einer geborstenen Stahlplatte, die hinter einem robotischen Pflug hergeschleift war, das Feuer ausgelöst hatte.
    Gabriel wurde von allen als Held gefeiert. Er war aus dem Weltraum zu ihnen gekommen, mit der Macht, sie zu retten, er hatte nicht innegehalten, bevor die Flammen vollständig gelöscht waren, und er hatte auch niemanden sonst in seiner Arbeit innehalten lassen. Am Tag nach der Bruchlandung war Rachel ihm gefolgt, als er die verkohlten Überreste abgegangen war. Die Intensität seiner Konzentration hatte ihr Angst gemacht. Er hatte auf Stellen weißer Asche hingewiesen, die kennzeichnend für Glutnester waren, und hatte Teams dort graben und Erde von Hand beiseite räumen lassen, bis sie die Grenzen der Erschöpfung weit überschritten hatten; dann hatte er sie vier Stunden schlafen lassen, bevor er sie erneut weckte.
    Alle arbeiteten bereitwillig für Gabriel und beeilten sich, all seine Anweisungen auszuführen. Rachel staunte über die Macht, die es jemandem ermöglichte, den Sammelbeutel eines

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