Harlekins Mond
gefallen.«
»Nein«, pflichtete sie ihm bei. Würde es Gabriel gefallen? Und den Räten? … was würden sie davon halten, mit ihrer nonchalanten Einstellung zum Alter? Dann sag es halt keinem, dachte sie, doch die Kameras waren auf das Inferno gerichtet, und Dylan schlief inzwischen ohnehin wie ein Stein.
Sechs Stunden später saß Rachel mit Star, Dylan und drei weiteren Mannschaftsführern zusammen, während um sie herum Asche wie Schnee herunterrieselte und ihnen in den Haaren hängen blieb, bis sie weißlich und fahl waren. Sie alle wiesen im blassen Licht der Morgendämmerung dicke Flecken in den falschen Farben auf. An die 100 Brandbekämpfer hatten sich in einem losen Kreis um die Gruppenführer versammelt. Die meisten saßen. Einige standen und vertraten sich die Füße oder streckten ihre müden Arme. 100 weitere waren zur selben Zeit im Einsatz gegen das Feuer. Kinder liefen zwischen den Erwachsenen umher und verteilten Wasser, Brot und Obst.
Rachel bemerkte, dass sich die Leute willkürlich in Gruppen zusammenfanden. Jeder, der zupacken konnte, beteiligte sich irgendwie. Selbst Andrew arbeitete einfach so bei einem der Löschtrupps mit. Im Moment saß er im Hintergrund und beobachtete sie. Rachel seufzte. Er war stets zugegen; immer wollte er irgendetwas. Sie nahm Dylans Hand und vergewisserte sich, dass Andrew die Geste nicht entging.
Es gab keine augenscheinliche Trennung zwischen Erdgeborenen und Mondgeborenen. Shane, Star und drei weitere Ratsmitglieder saßen mitten unter allen anderen. Rachel lächelte -ein winziger Triumph inmitten der größten Katastrophe, die sie je erlebt hatte.
Shane richtete das Wort an alle. »Heute wird die Sache ein Ende haben«, sagte er. »Ihr könnt es noch nicht sehen, ihr könnt es noch nicht spüren, aber unser Sieg ist nahe. Die Sea Road wird das Feuer aufhalten. Alles, was sich auf der anderen Seite befindet, ist sicher.« Die Menge wurde still, und Shane hob die Stimme. »Also: Heute müssen wir Aldrin und den Unterrichtswald retten.«
Rachel stellte es sich bildhaft vor. Der ausgewachsene Urwald zwischen dem Feuer und den Wiesen würde leicht in Brand geraten. Die Wiesen waren kahl genug, um als Feuerschneise zu fungieren, nur, dass die Flammen durch das Gras kriechen und sich an ihren Seiten entlang durch die Ersten Bäume und den Unterrichtswald fortbewegen konnten. Von dort aus würde das Feuer nach Aldrin hineinschlagen und erst dann Halt machen, wenn es die blanken Geröllfelder auf der anderen Seite der Stadt erreicht hatte.
Shane fuhr fort: »Das Feuer kommt in unsere Richtung. Das Basislager wird in 40 Minuten verlegt. Wir brauchen Schneisen, um das Feuer von den Ersten Bäumen abzudrängen, hinein in die Wiesen, wo wir es aufhalten können. Dort können wir es aufhalten. Und dort werden wir es aufhalten!«
Schwacher Applaus stieg aus den Reihen der Umstehenden auf.
Shane nickte. »Dylan und Rachel – ihr schlagt Feuerschneisen, wie ihr es gestern schon getan habt. Nehmt Gruppen von je drei Leuten mit – alle anderen werden wir brauchen.« Vier Pflanzer waren noch benutzbar. Zwei hatten sie gleich am ersten Tag ans Feuer verloren. Die Mannschaften waren davongekommen und hatten gelernt, wie viel Hitze die Maschinen aushalten konnten. »Rachel«, rief Shane, »du übernimmst das Kommando. Du hast gestern gute Arbeit geleistet.«
Rachel und ihre Mannschaft traten aus den Reihen und fassten zusätzliches Wasser, während sie hörten, wie Shane alle Übrigen dazu abstellte, das Basislager auf die andere Seite der Sea Road zu verlegen. Dylan und seine Gruppe stießen unterwegs zu ihnen. Beth und Nick fuhren an diesem Morgen bei Dylan mit, ergänzend kam ein Erdgeborener namens Richard hinzu. Rachels Mannschaft bestand aus Kyle, einem der Schüler, die sie einige Male auf Exkursionen mitgenommen hatte, sowie zwei Erdgeborenen; Ariel war eine Frau in Rachels Alter, und Bruce war ein Erdgeborener, der seit dem ersten Auspflanzen auf der Oberfläche geblieben war. Er war älter als Rachels Vater, beinahe 70, langsamer als die anderen, hatte einen wachen Verstand und tat mit fröhlicher Bereitwilligkeit alles, was sie anordnete. Es war das erste Mal, dass Rachel sah, wie Erdgeborene Mondgeborenen Bericht erstatteten. Ihr eigener Status war ebenso durch das Feuer bedingt wie durch die Ohrtransceiver-Verbindung zu Kyu, über die sie als Einzige von allen Mondkindern verfügte, aber dennoch war sie stolz, dieses Team zu leiten.
Alle vier Maschinen wurden
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