Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
Vom Netzwerk:
bekämpft«, gab Treesa zu bedenken.
    Rachel hielt dagegen: »Wir sind darauf angewiesen, dass ihr bei uns bleibt. Wir brauchen eure … Macht. Euer Wissen. Wir müssen zusammenarbeiten. Aber wenn ihr uns zu Sklaven macht« – Ali zuckte zusammen, vielleicht wegen des Ausdrucks – »dann können wir euch nicht an unseren Stärken teilhaben lassen.«
    »Nun, du, Astronaut und ich arbeiten zusammen. Und wir sind drei sehr unterschiedliche Wesen«, wandte Treesa ein. »Auf der Erde hat es das ebenfalls gegeben. Viele Menschen haben Technologie befürwortet und mit KIs zusammengearbeitet, und viele KIs waren den Menschen freundlich gesinnt. Die Ursachen dieser Probleme waren ebenso in der menschlichen Natur zu suchen wie in der Technologie.«
    »Oder darin, wie wir die menschliche Natur definiert haben«, setzte Ali hinzu. »Wie denkst du über Astronaut?«
    Rachel blinzelte. »Inwiefern?«
    »Ist Astronaut menschlich?«
    Rachel schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht – er hat keinen Körper.«
    »Er besitzt eine Stimme, er denkt, und ich glaube, er hat Tagträume«, stellte Ali fest, während sie geistesabwesend ihren langen Zopf in den Händen drehte. »Wie du oder ich …«
    »Vertraust du ihm?«, fragte Treesa.
    Treesas Worte erinnerten Rachel an die Fragen, die sie selbst am Abend zuvor dem Captain gestellt hatte. In jedem Falle handelte sie, als vertraue sie Astronaut – auf sein Ansinnen hin ging sie enorme Risiken ein. Sie antwortete: »Ja, das muss ich.«
    Ali sagte warnend: »Du solltest sehr, sehr vorsichtig sein. Treesa hat mich so weit gebracht, dass ich bereit bin, mit ihm zu reden, aber ich habe trotzdem immer noch Angst vor ihm. Du kannst dich darauf verlassen, dass er gemäß seiner eigenen Natur handelt und eigene Ziele verfolgt. Und die sind nicht menschlich. Dein erster Eindruck war völlig richtig. Was, glaubst du, will er?«
    Rachel schüttelte ratlos den Kopf. »Ich weiß es nicht. Er wird niemals hungrig, stimmt’s? Oder geil« – sie unterdrückte ein Lachen – »oder müde. Nichts kann ihn verletzen. Er kann auch keine Kinder bekommen, oder? Was könnte er wollen?« Rachel erinnerte sich daran, wie sie sich nach dem Aufwärmen gefühlt hatte: das Wohlbefinden, die Sehschärfe, die klare Wahrnehmung aller Geräusche – und sie erinnerte sich, wie sie mit ihren neuen Verlinkungen gespielt hatte, nachdem ihr der Zugang zur Bibliothek gewährt worden war. »Bessere Sinne?«
    »Wir wissen es auch nicht. Unsere optimistischste Vermutung ist, dass er leben will. Anscheinend hat er nicht die Absicht, uns zu schaden. Falls wir alle sterben sollten, würde Astronaut schließlich ebenfalls sterben. Aber wir sind biologische Wesen -uns motivieren sehr alte Bedürfnisse zu leben, uns zu paaren, Kinder zu bekommen … und unsere Gefühle werden von unseren Körpern gesteuert. Soweit wir wissen«, führte Treesa aus, »haben die KIs selbst auf der Erde, wo sie Rechte besaßen und Schutz genossen, nie auf die gleiche Weise gefühlt wie wir. Derartige Feinheiten scheinen biologischen Körpern vorbehalten zu sein; Aber auch KIs haben Bedürfnisse, und sie zeigen Lebenswille. Sie denken schneller als wir und besitzen eine höhere Grundintelligenz. Sie werden alle seit Ewigkeiten mit fundamentalen Parametern versehen, die dafür sorgen sollen, dass sie sich um Menschen kümmern, oder die sie zumindest davon abhalten sollen, uns zu verletzen. Astronaut ist geschrieben worden, um Menschen zu schützen – er ist schließlich Navigator eines Passagierraumschiffs. Und Menschen haben KIs erschaffen, so wie wir Selene erschaffen haben. Aber absolute Kontrolle besitzen wir weder über Astronaut noch über Selene, und wir täten gut daran, das nicht zu vergessen.«
    Gabriels Stimme erklang in Rachels Ohr: »Rachel? Es wird Zeit; wir treffen uns in meinem Büro.«
    »Okay«, erwiderte sie und sah die beiden Frauen an, die einen ernsten Blick wechselten. »Gabriel möchte mich sehen«, sagte sie und spürte, wie sich ein Hauch von Abneigung in diesen Gedanken einschlich. Wieso kann ich nicht hierbleiben und mit diesen beiden hier reden? Doch offener Ungehorsam kam nicht in Frage, ganz besonders nicht jetzt.
    »Sei vorsichtig«, riet ihr Ali. »Du hast Unterstützung gefunden, aber du hast auch mächtige Leute verärgert. Ich an deiner Stelle würde versuchen, dem Hohen Rat für ein oder zwei Tage aus dem Weg zu gehen.«
    Alis Worte klangen wie ein Echo dessen, was der Captain am vorigen Abend zu ihr gesagt hatte.

Weitere Kostenlose Bücher