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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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Selene ist. Dein Dad hat mich nicht mehr gebraucht. Er hat dich auch sehr gut allein großgezogen.« Kristin drehte sich gedankenverloren das Haar um die Finger. »Als er mich angeschrien hat, ich solle mich beeilen und in den Schutzraum kommen, bevor die Strahlung uns erreicht, da war ich … ich war es einfach leid, Angst zu haben. Ich bin nicht schnell genug gelaufen, um es noch in den Schutzraum zu schaffen. Ich war wütend, weil er mich angeschrien hatte. Alles, woran ich denken konnte, war, dass ich diese Reise mitgemacht habe, um aus dem Solsystem wegzukommen, aber nicht, um an einem Ort zu landen, an dem alles noch schlimmer ist. Selene ist beängstigend und hart und öde. Als die Schutztür zuging und ich nicht mehr hineinkonnte, habe ich mich einfach hingesetzt und gewartet. Ich habe gehofft, die Räte würden mich zurück auf die John Glenn bringen. Und das haben sie auch. Ich habe mich so krank gefühlt, dass ich Selene nie wiedersehen wollte. Als es mir wieder besser ging, habe ich darum gebeten, kalt bleiben zu dürfen, bis wir auf Ymir angekommen wären. Bestimmt kannst du das verstehen. Mein Ziel heißt Ymir. Dort ist meine Familie – meine eigenen Eltern sind kalt auf der Leif Eriksson.«
    »Jetzt nicht mehr«, stellte Rachel richtig.
    Ihre Mutter zuckte zusammen und lachte dann laut auf.
    »Du hast nicht daran gedacht?«
    »Natürlich bin ich mir darüber im Klaren. Es ist nur, dass ich – dass ich mich nicht im Hier und Jetzt aufhalten will. Im Jetzt ist es, als würde man einen Albtraum durchleben. Ich möchte diesen Ort und diese Zeit verschlafen und erst auf Ymir wieder erwachen.«
    Ihrer Mom war es schon besser gegangen, bevor sie darum gebeten hatte, auf der John Glenn zu bleiben? Sie hätte gar nicht hier oben bleiben müssen? Sie hatte ganz einfach bleiben wollen?
    »Dann bist du also hiergeblieben, weil du deine Familie vermisst hast?« Rachel konnte es nicht dabei bewenden lassen. »Gehöre ich nicht zu deiner Familie?«
    Kristin antwortete nicht.
    An ihrem Handgelenk ertönte ein hohes Zirpen, gefolgt von dem kehligen Quaken eines Frosches. Es war ein Signal von Ysabet, um Rachel zu mitzuteilen, dass Beth in Kürze aufwachen würde. Doch Rachel konnte sich nicht auf den Weg machen – noch nicht.
    Sie dachte an Treesa und an das, was sie von einem Verlobten auf einem anderen Schiff erzählt hatte. An ihre eigenen Verluste. Sie sagte: »Weißt du, das Leben geht weiter. Man hat mich eingefroren – 20 Jahre lang –, und ich war unglücklich darüber. Es war nicht meine Entscheidung. Nun, ich bin darüber hinweggekommen – ich tue, was ich kann, für Selene und für meine Familie und Freunde. Aber du … hast uns … einfach so verlassen?!«
    Kristin schüttelte den Kopf. »Wenn ich auf Selene geblieben wäre, dann wäre ich inzwischen alt. Die Leute vom Rat wollten sowieso nicht, dass wir dort blieben. Sie wollten, dass wir Kinder bekämen und wieder an Bord zurückkehrten. Ich habe also lediglich Anweisungen befolgt. Ymir … Ymir ist meine … Bestimmung. Aber das kannst du vermutlich nicht verstehen.«
    »Da hast du recht.«
    »Das tut mir leid«, sagte Kristin.
    Erneut ertönte das Froschquaken von Rachels Armbandgerät. Sie musste Beth beistehen. »Mom? Ich habe noch etwas zu erledigen, das sich nicht aufschieben lässt. Ich muss gehen. Ich habe einer Freundin ein Versprechen gegeben – verstehst du, sie hat sich verletzt, der Rat hat uns deswegen hierher gebracht, und ich habe versprochen, dass ich bei ihr sein werde, wenn sie aufwacht.«
    Kristin blickte hinunter auf ihre Finger und krümmte sie vorsichtig. Sie nickte, hielt dabei weiter den Kopf gesenkt und den Blick auf ihre Hände gerichtet.
    Es gab noch vieles mehr, was Rachel sie hatte fragen wollen, doch all die Fragen stockten ihr in der Kehle; sie waren zu bedeutungslos geworden, um sie auszusprechen. Schließlich sagte sie: »Dad hat dich nicht angeschrien, er hat nach dir gerufen. Ich war dabei. Ich habe viel Zeit damit verbracht, nach dir zu suchen. Sogar hier. Und jetzt habe ich eigentlich keine Ahnung mehr, wieso.«
    Rachel zwang sich, nicht zurückzublicken, als sie ging, um ihre Freundin aufzusuchen.

KAPITEL 44
    DAS MEER DER ZUFLUCHT
     
    Gabriel, Erika und Ali saßen in einer der kleinen Küchen, tranken nach dem Laufen Kaffee und aßen Trauben und Bananen. Sie waren noch verschwitzt.
    Die Tür schwang auf, und Treesa kam herein. Gabriel hatte sie seit Jahren nicht mehr außerhalb des Gartens gesehen. Er

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