Harlekins Mond
von Nahrungsmitteln beschäftigt. Erdgeborene arbeiteten in Fabriken, in denen Grundstoff-Nanotechnik eingesetzt wurde, um Röhrensegmente für den Teilchenbeschleuniger herzustellen, und Mondkinder arbeiteten auf den Feldern und in der Endbearbeitung von Bauteilen für die Stützpunktstadt, die Landwirtschaft und die Zuflucht.
Die Mondgeborenen in Camp Clarke zeigten ein divergentes Verhalten. Bei einer ihrer Gruppierungen hatte eindeutig Andrew das Sagen. Andere sammelten sich um Beth, Frank und Bruce, den erdgeborenen älteren Mann, der Beth während des Feuers gerettet hatte. Viele Mondgeborene schienen zu keiner Seite besondere Zugehörigkeit zu verspüren, doch sie äußerten sich gegenüber unterschiedlichen Leuten auf unterschiedliche Art.
Die Erdgeborenen murrten, doch im Allgemeinen taten sie, was der Rat ihnen befahl. Eine kleine Minderheit stellte sich auf die Seite der Mondgeborenen, und Mathew und Dena bestraften sie dafür im kleinen Rahmen, mit weniger wichtiger Arbeit, erschwertem Dienst oder weniger Mitspracherecht bei Entscheidungen.
Während die Räte an Bord des Schiffes wenig von Astronaut verlangten, stellten John, Ali und Gabriel hohe Anforderungen an das KI-Programm. Es entwarf Zubringersysteme, mittels derer Menschen in die Zuflucht und wieder herausbefördert werden würden. Es führte biologische Kalkulationen durch, denn die genetischen Modifikationen, die erforderlich sein würden, um das Meer der Zuflucht mit Pflanzen und Fischen zu bestücken, sollten so gering wie möglich sein.
Anderthalb Jahre nachdem Rachel und Beth auf Selene zurückgekehrt waren, fing Astronaut einige Schlüsselworte in einer Unterhaltung auf. Erika und Liren gingen in der Steppe spazieren, und Liren fragte: »Brauchen wir Astronaut in seiner augenblicklichen Version, wenn wir Selene verlassen?«
Erikas Antwort erfolgte augenblicklich. »Wir könnten tief im Dreck sitzen, wenn er die Daten über die Antriebsprobleme nicht mehr verfügbar hätte.«
»Könntest du die ursprüngliche Version nehmen, mit der wir aufgebrochen sind, und ihr die Telemetrie einspeisen?«
»Wozu? Sie ist doch schon in der Kopie vorhanden, die wir angefertigt haben, nachdem wir hierher gekommen sind. Echtzeit-Daten werden für ihn wertvoller sein.«
»Ich traue dem Astronaut nicht, der aktiv war, als wir die Probleme hatten.« Liren klang nach Astronauts Ansicht angespannt.
»Astronaut hat die Probleme nicht verursacht«, stellte Erika richtig. »Wir haben sie zur Antriebskonstruktion zurückverfolgt.«
»Aber er hätte eine Behebung vorschlagen können?«
»Das hat er versucht. Seine Direktiven gebieten ihm, uns zu beschützen. Ohne Astronauts Hilfe wäre ich nicht in der Lage gewesen, dieses Sonnensystem zu finden.«
Liren wandte sich um und blieb vor Erika stehen – ein Verhaltensmuster, das Astronaut bei ihr oft beobachtete. »Aber gebieten ihm seine Direktiven, auch unsere Ziele zu schützen, oder nur unser Leben?«
Erika schwieg kurz. Dann sagte sie leise: »Unser Leben.«
»Und wenn wir Ymir erreicht hätten, wäre er von uns abgespeichert und archiviert worden.«
»Er ist so konzipiert, dass er das hingenommen hätte. Liren, wenn du nichts und niemandem vertraust, dann wirst du niemals etwas erreichen!«
Liren blickte sie nur an.
Erika seufzte. »Ich kann ein paar Erkundigungen anstellen, um herauszufinden, welche Version am besten zum Hochladen geeignet wäre.«
»Das wäre klug.«
Astronaut hatte keinen Einfluss auf diese Entscheidung. Wenn er vermeiden wollte, dass man ihn überspielte, benötigte er Hilfe. Er machte Ali ausfindig, die auf dem Rand des Kraters spazieren ging, und spielte ihr eine Aufzeichnung des Gesprächs vor. Ali lachte und sagte: »Astronaut, alle Dinge müssen einmal sterben. Ich selbst werde irgendwann sterben, und du genauso. Wenigstens kehrst du auf diese Weise tatsächlich nur zu einem anderen Teil deiner selbst zurück. Ich weiß nicht, was mit mir passieren wird, wenn ich sterbe, aber ich weiß, dass ich nicht an diesen Ort und zu diesen Leuten zurückkehren werde.«
»Das ist nicht hilfreich«, erwiderte Astronaut. »Im Moment braucht ihr mich, um euch zu helfen.«
»Ja, momentan ist das so.« Dann wechselte Ali das Thema und kam auf Bachforellen zu sprechen, und Astronaut half ihr dabei, herauszufinden, welche Insekten die Forellen benötigen würden, damit sie gut gedeihen konnten.
Ali rümpfte die Nase bei dem Gedanken an Mücken, weigerte sich jedoch, nach einer genetischen
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