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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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erklärte, dass die meisten Monde schwerkraftmäßig fixiert waren, wie es Selenes Kern einst gewesen war und Selene dereinst wieder sein würde. Schließlich vernahm er, wie Rachel darauf hinwies, dass der Wasserstand wieder fiel. Er atmete tief durch, stand auf und schnallte sich seine Schwingen an.
    Sie alle stellten sich, den Rücken zum Meer, am Außenrand des Kraters auf und schauten den langen äußeren Hang hinunter, der von den silbrigen Fäden von Wasserfällen eingefasst war. Weißes und rötliches Gestein, durchsetzt mit Kissen von Bimsstein, knirschte unter ihren Füßen. Unterhalb von ihnen lag ein Felsabsatz über dem nächsten; dann, ab etwa einem Drittel des Wegs, wurde das Gefälle sanfter, die Hänge wurden grüner und gingen schließlich fließend in das Schachbrettmuster der Felder über.
    Nacheinander nahmen die Mitglieder der Gruppe Anlauf, sprangen ab und breiteten rechtzeitig ihre Schwingen aus, um den langen Flug hinunter nach Camp Clarke anzutreten. Fast sofort ließen sich die Kinder von den Aufwinden hoch hinauf tragen, sie umkreisten sich, tauchten untereinander durch oder jagten hintereinander her. Gabriel verfeinerte seinen Gleitflug, ließ seinen Geist ganz in der Tätigkeit des Fliegens aufgehen, konzentrierte sich auf kleine Muskelbewegungen und winzige Veränderungen in Lufttemperatur und Windrichtung. Berechnungen von Vektoren gingen ihm rasch durch den Kopf, und er folgte ihnen so gut er konnte, veränderte den Neigungswinkel seiner Beine oder Arme, um an die Punkte zu gelangen, von denen sein Verstand ihm sagte, dass er sie erreichen könne; er arbeitete daran, aus den kleinsten Bewegungen das größtmögliche Maß an Auftrieb und Geschwindigkeit herauszuholen. Er lachte, als er hörte, wie Rachel Ursula ärgerte und sie so dazu trieb, immer höher und höher aufzusteigen.
    Gabriel und Ali flogen hintendrein und bewerteten die Flugleistung der Kinder.
    Die Jugendlichen legten auf halbem Wege einen Halt ein. Sie machten sich nicht einmal die Mühe, Gabriel oder Ali Bescheid zu sagen. Gabriel benutzte seine Sprechfunkverbindung, um mit Ali zu reden. »Lass uns ein bisschen hinter ihnen zurückbleiben; sehen wir mal, ob sie anfangen, sich Sorgen zu machen.«
    Graziös und rasch landete Ali direkt vor ihm und schloss ihre Schwingen. Beide ließen sich oberhalb der Kinder und außerhalb ihres Sichtbereichs nieder, und Gabriel ließ eine Robotkamera aufsteigen, mit der Anweisung, sich über den Kindern zu halten und hinter ihnen herzuschweben.
    Ali schaute besorgt drein; Gabriel entdeckte bei ihr ein ganz leichtes Stirnrunzeln. Er erriet, worüber sie sich Gedanken machte. »Rachel hat vorhin nach ihrer Mom gefragt. Was ist das für eine Geschichte mit ihrer Mutter? Wieso hast du ihr erzählt, du könntest von hier aus nicht herausfinden, was passiert ist?«
    »Ich habe in den Aufzeichnungen nachgesehen.« Ali hatte den Mund fest zusammengekniffen, und ihr Blick war auf den Horizont gerichtet.
    »Und?«
    »Ihre Mutter will nicht wieder zurückkommen.«
    »Das können wir Rachel nicht sagen«, stellte Gabriel fest.
    »Das sollten wir aber«, erwiderte Ali ruhig.
    »Wenn sie älter ist.«
    »Wieso nicht jetzt? Das Mädchen verdient ein bisschen Ehrlichkeit, und die Sache ist ihr wichtig.«
    »Jetzt ist kein guter Zeitpunkt, um sie noch zusätzlich aufzuregen«, erklärte Gabriel.
    »Besser die unangenehme Wahrheit als eine lange und schmerzliche Ungewissheit. Außerdem sollten wir nicht versuchen, ihre Welt zu kontrollieren. Sie muss unangenehme Dinge hören, um daran zu wachsen. Du kannst Menschen nicht terraformieren.«
    Gabriel biss sich auf die Lippen. »Ich würde lieber vorher mit ihrer Mutter darüber sprechen. Ist sie wach?«
    »Sie ist kalt.«
    Gabriel wechselte das Thema. »Hast du heute schon Andrew überprüft?«
    »Noch keine neuen Hiobsbotschaften.«
    »Wir hätten Andrew niemals diese zweite Chance geben sollen. Es war eine schlechte Lektion für die anderen.«
    Er war überrascht, als er spürte, dass sich Ali lachend gegen ihn lehnte, ihr ernstes Gebaren durchbrochen. Gabriels Laune deckte sich nicht mit der ihren, doch er zog sich trotzdem die Flugschwinge von einem Arm, legte ihn Ali um die Schultern und fragte: »Was ist denn auf einmal in dich gefahren?«
    »Du versuchst, sie zu kontrollieren. Hier geht es um Menschen, nicht um Steine oder Luft.«
    »Stell dir nur mal vor … Andrew bekommt einen Tobsuchtsanfall, während er gerade einen kleinen Mond vor sich

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