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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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Gabriel und wandte sich Harry zu. »Und, verstehst du die Grundprinzipien unserer Wasserkreisläufe?«
    »Es ist schön, das alles zu sehen. Ich verstehe es jetzt besser als vorher, als ich es nur aus der Theorie gekannt habe.«
    »Der Zyklus wird sich verändern, je mehr Vegetationsdecke wir hier bekommen. Das ist das Schöne an einem selbstregulierenden System; einerseits halten wir nach Veränderungen Ausschau, und andererseits verursachen wir sie auch selbst. Terraforming ist eine einzige lange Suche nach Gleichgewichtszuständen. Wir können das System beeinflussen – indem wir Wind erzeugen, wenn wir über dem See welchen brauchen, oder indem wir die Oberflächentemperatur verändern. Wir haben eine Solette in einem geostationären Orbit –«
    »Solette?«, unterbrach ihn Harry.
    »Die Solette ist eine Phalanx von Spiegeln, die Licht von Apollo auf Selene fokussiert und so die Sonneneinstrahlung von Apollo erhöht. Wir können Spiegel hinzunehmen oder wegdrehen, um den Lichteinfall zu beeinflussen und die Temperatur und die Zufuhr an Energie zu regulieren. Das Ganze funktioniert so gut, dass es praktisch schon länger automatisch läuft, als du auf der Welt bist.«
    »Was so gesehen nicht besonders lange ist«, ergänzte Ali trocken. »Und es war eine echte Mühsal. Bis jetzt musste Gabriel dieses empfindliche Ding schon zweimal neu bauen. Einmal ist ein einzelner Asteroid aus einem ganzen Schwärm an unseren Verteidigungen vorbeigelangt und hat die Spiegel zu Scherben zerschlagen. Es gab damals noch keine sonderlich dichte Atmosphäre, also hat es einiges davon bis auf die Oberfläche geschafft. Tragt also besser Schuhe, wenn ihr draußen herumlauft!«
    Gabriel lachte. »Ihr würdet ziemlich tief graben müssen, um irgendwelche Reste von diesem Glas zu finden.«
    Ali erzählte unbeeindruckt weiter: »Oh, und beim zweiten Mal ist sie einfach verschwunden. Schlicht und ergreifend verschwunden! Zu diesem Zeitpunkt waren wir alle kalt, es war während einer unserer langen Ruhezeiten. Astronaut hat mich aufgeweckt, um mir mitzuteilen, dass sie nicht mehr da sei. Astronaut hat nicht gesehen, wie es passiert ist; als die Solette verschwand, stand Selene zwischen ihr und der John Glenn. Die Solette ist vielleicht der mit Abstand anfälligste Teil unseres ganzen Systems. Aber ohne sie könnten wir auf Selene die Temperatur nicht regulieren, und es würde zu kalt werden, um hier zu leben.«
    »Hast du ihm geholfen, sie neu zu bauen?«, fragte Ursula Ali.
    »Das hat Erika getan. Ich war zu der Zeit kalt.«
    »Erika bin ich noch nicht begegnet«, stellte Rachel fest. »Wo ist sie?«
    »Kalt«, murmelte Gabriel.
    Rachel richtete ihren Blick auf ihn, und er sah, wie ein schmerzlicher Ausdruck in ihren Zügen aufblitzte. »Wie meine Mom?«, fragte sie.
    Alis Antwort klang scharf. »Wir wissen nichts über deine Mom. Du musst dich gedulden!«
    Rachel biss die Zähne zusammen. Sie schaute hinunter in den Krater, als wollte sie bis auf den Grund sehen.
    Alle bedienten sich aus ihren Wasserflaschen und verfielen in ein unbehagliches Schweigen. Harlekin stand inzwischen fast direkt über ihnen. »Kannst du sehen, wie das Wasser steigt?«, fragte Gabriel.
    »An den Rändern«, meinte Rachel.
    »Das ganze Meer wird davon betroffen sein. Gezeiten entstehen durch die Einwirkung von Gravitation – ganz Selene spürt die Anziehungskraft von Harlekin; die Elastizität des Wassers macht es nur besonders deutlich.«
    Das Wasser kroch an der Seite der großen Schüssel unter ihnen herauf. Felsen wurden allmählich feucht von der Gischt, die der Wind heranwehte, und versanken schließlich in den ansteigenden Wellen.
    Gabriel hatte das schon Hunderte Male gesehen. Er beobachtete die Kinder. Er wollte sie von Ehrfurcht erfüllt sehen. Rachel und Harry standen nebeneinander, beide ergriffen und sehr aufmerksam. Ursula befand sich auf Rachels anderer Seite, weiter hinten, sie saß immer noch am Boden und reckte den Hals, um in den Krater schauen zu können, ohne sich dem Rand nähern zu müssen.
    Gabriel lehnte sich zurück und schaute hinauf zu dem Gasriesen über ihnen. Der Ring stand natürlich mit der Kante zu ihnen, er teilte den Planeten in zwei Hälften. Ein gewaltiger Sturm zog langsam über die Oberfläche; die Bewegung seiner fraktalen Ränder lullte Gabriel so ein, dass er fast in einen Zustand der Trance fiel. Alis Stimme bildete einen akustischen Hintergrund; sie redete über Gezeitenströme und Tidenhub. Gabriel hörte, wie sie

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