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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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unserer Aussprache. Ich wünschte, du wärst hier. Ich hätte solche Angst, wenn ich ein ganzes Jahr lang nicht wüsste, was passiert! Aber du hast nie Angst, oder? Ich wünschte, die würden das nicht mit dir machen.«
    Rachels Dad schrieb ihr: »Ich werde dich sehr vermissen, Liebes. Ich vermisse dich jetzt schon. Harry und ich kommen gut miteinander zurecht, und manchmal, wenn in der Gegend nichts kaputtgeht, das ich reparieren muss, helfe ich ihm bei der Pflege deiner Pflanzen. Er ist ein guter junger Mann, aber es ist nicht das Gleiche, als wenn ich dich bei mir hätte. Es freut mich, dass du so viel lernst. Mach dir keine Sorgen, Liebes, es wird schon alles gutgehen. Schreib mir wieder, sobald du kannst.«
    Harry brauchte für seine Antwort so lange, dass Rachel, während sie wartete, immer wieder eindöste. Als schließlich der Signalton ihres Armbandgeräts erklang, war Harrys Mitteilung so typisch für ihn, dass Rachel lachen musste. »Erzähl mir, wie es sich anfühlt. Stecken sie dich in ein Bett? Oder in etwas anderes? Wie wecken sie dich wieder auf? Du hast so ein Glück! Ich wünschte, ich wäre bei dir. Ich vermisse dich sehr. Berichte mir alles, was passiert. Ich werde auf dich warten. Ich liebe dich.«
    Das schmerzte sogar noch mehr als die beiden anderen Antworten.
    Rachel überprüfte ihre Sensorwerte aus dem Wäldchen. Der Temperatur nach zu urteilen mochte es dort Morgen sein; der Zeitpunkt, zu dem Apollos Licht gerade die Blätter beschien und wärmend auf den Erdboden fiel.
    Sie recherchierte über den Vereisungsvorgang, so viel sie nur konnte. Sie erfuhr, dass sie dazu bestimmt worden war, getötet und später wieder zum Leben erweckt zu werden, wobei jede Zelle ihres Körpers von einer Kombination aus Maschinen und Bakterien geheilt werden würde, die noch kleiner waren als die Pflanzenteile, die sie im Labor unter dem Mikroskop untersuchte. Lange starrte Rachel auf ihre Hände und Füße und stellte sich vor, wie sie starr und steifgefroren aussehen würden, während winzige Maschinen durch sie hindurchkrochen, um sie irgendwie besser zu machen, als sie im Augenblick waren.
    Ein kleiner Teil ihres Verstandes flüsterte: Mit dir ist alles bestens, genau so, wie du bist. Sie suchte in Gedanken nach einem Ort, zu dem sie fliehen, an dem sie sich würde verstecken können.

KAPITEL 23
    DORNR ÖSCHEN
     
    Gabriel überprüfte sorgfältig den Sitz der Polster und Gurte, die dazu dienten, Rachels Körper sicher auf die weiße Konturenliege gebettet zu halten. Rachel lag nahezu nackt unter den Gurten, die Gliedmaßen ausgestreckt, das Haar aus dem Gesicht zurückgebunden. Ihre Augenlider zuckten, ihr Blick irrte fortwährend hektisch durch den Raum, und ihre Hände verkrampften sich immer wieder zu Fäusten. Gabriel versuchte, sich an das erste Mal zu erinnern, als er all das selbst durchgemacht hatte, doch das war so lange her, dass er keinen inneren Bezug mehr zu seinem damaligen Selbst hatte. Seinerzeit war er 27 gewesen – zehn Jahre älter als Rachel heute.
    Sein Stolz auf sie wuchs, als sie weiterhin schwieg, statt ihren Ängsten Ausdruck zu verleihen, obwohl diese ihrer Selbstbeherrschung sichtlich zusetzten. Er legte eine Hand auf die von Rachel und redete sanft mit ihr, um sie zu beruhigen. »Atme, um dich zu entspannen! Denk an die Pranayama -Yoga-Atmung, die ich dir beigebracht habe. Fülle erst deinen Unterbauch mit Luft, dann deine Lungen und schließlich deinen oberen Brustkorb. Den Atem anhalten. Und dann entweichen lassen in umgekehrter Reihenfolge.« Rachel nickte, und Gabriel sah, wie sich ihr flacher Bauch langsamer wölbte und wieder senkte. »So ist es gut. Mach weiter so.«
    Die kleinen Zuckungen ihrer Muskeln verlangsamten sich. Eine Theorie besagte, dass die Missgestimmten – die wenigen Räte und Kolonisten, die geistesgestört aufgewacht waren – in einem Zustand der Todesangst in die Kryotanks gegangen seien, und dass zwischen Furcht und Wahnsinn ein kausaler Zusammenhang existiere. Eine andere Theorie vertrat die Ansicht, dass manche Menschen den Schock nicht verkraften könnten, sich am falschen Ort und zur falschen Zeit wiederzufinden. Wieder andere verwiesen auf noch unerkannte technische Mängel.
    Gabriel gefiel es nicht, Rachel keine Wahl zu lassen. Was hatte es für einen Zweck, ihr dies in so jungen Jahren anzutun? Sie war nicht verletzt.
    Er beendete die Routinevorbereitungen. Ohrenstöpsel, Gesichtsmaske, eine letzte Überprüfung von Körperhaltung und

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