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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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Entwicklung im Auge behalten?«
    Cläre nickte, und ein kleines Lächeln breitete sich auf ihren Gesichtszügen aus. »Natürlich, Herr Chef-Sorgenmacher. Ich hätte sowieso aufgepasst.«
    »Ich weiß, aber trotzdem danke. Es gibt dort jetzt mehr zu schützen.«
    »Viel mehr Pflanzen.«
    Er lächelte ihr zu. Sie hatte schon beim ersten Mal verstanden, was er meinte.
    Cläre trank ihren Kaffee aus. »Ich werde mich darum kümmern. Angenehme Träume!« Sie stand auf und ging.
    Gabriel blieb in dem leeren Raum sitzen und schrieb eine Nachricht an Erika. Falls ein Notfall sie zwang, vor ihm warm zu werden, wollte er, dass sie eine letzte Nachricht von ihm bekam, geschrieben unmittelbar bevor er kalt geworden war, damit sie wusste, dass er sie liebte.

KAPITEL 24
    RACHELS ERWACHEN
     
    Gabriel reckte sich und blinzelte. Er lag im Aufwärmraum auf einer weichen Pritsche. Sein Blick erfasste den Captain und Cläre, die beisammenstanden und ernst aussahen. Da stimmte etwas nicht. Der Captain war sonst nie dabei, wenn er aufwachte.
    Sein Körper fühlte sich normal an; er war nicht im Notfallverfahren geweckt worden.
    »Was ist passiert?«, fragte er.
    »Nun, es hat auf Selene … ein paar … Probleme gegeben«, sagte Cläre. »Du hattest recht.«
    Hatten sie ihn zu früh aufgeweckt? Energie fuhr ihm mit einem Adrenalinschub das Rückgrat hinauf. »Ich hasse es, recht zu behalten. Was ist –«
    »Die Sonneneruptionen. Sie haben zugenommen, deshalb mussten wir baulich nachbessern. Wir haben nicht einmal besonders viel von unserem Pflanzenbestand verloren; die genetischen Antistrahlungsmodifikationen haben sich bewährt.«
    Das klang nicht allzu schlimm. »Was sonst noch?«
    Das zerfurchte Gesicht des Captains wirkte undurchdringlich. »Wir haben dafür 20 Jahre gebraucht.«
    Hmh?! Nun, er hatte schon längere – Rachel! »Wie geht es Rachel? Wer hat sie aufgeweckt? Wie hat sie –«
    »Sie ist immer noch kalt«, sagte Cläre.
    Gabriel versuchte, sich in eine sitzende Haltung hochzukämpfen. Seine Wirbelsäule protestierte.
    Der Captain hob beschwichtigend die Hand. »He, immer mit der Ruhe. Es ist nicht so schlimm.« Stets war er derjenige, der für Besonnenheit plädierte. Was auch immer er in den einsamen Jahren durchgemacht hatte, während derer er mit seinem verkrüppelten Sternenschiff Gliese 876 angesteuert hatte, es hatte ihn jeglicher Leidenschaft für Kämpfe beraubt, die ohne Bedeutung waren oder um Dinge geführt wurden, die sich nicht ändern ließen. Es wirkte wie ein kalter Guss auf Gabriels Zorn, und er hasste es, während er sich bewusst war, dass er es brauchte.
    Gabriel rannte seit zwei Stunden ununterbrochen am Fluss entlang. Zum Teufel mit den Bestimmungen darüber, wie man einen erst kürzlich aufgewärmten Körper zu behandeln hatte. Während er lief, sah er im Geist das Gesicht von Ma Liren vor sich. Liren war starrsinnig und kurzsichtig, aber nicht einmal sie konnte so weltfremd sein zu glauben, dass das eine gute Idee sei. Oder etwa doch? Oder hatte der Hohe Rat diese Entscheidung tatsächlich gemeinsam getroffen?
    Dreimal so viele Eruptionen, wie sie erwartet hatten. Ein Vorwand – kein Grund, ihn in seinem Eisfach liegen zu lassen! Er war der Leitende Projektplaner; derjenige, den sie ausgewählt hatten, während der ganzen langen schmerzhaften Geburt des Mondes zyklisch wach zu werden, derjenige, der wieder und wieder in einem leeren Schiff warm geworden war, mit niemandem außer einer KI als Gesellschaft. Alle paar Jahrhunderte, um das chemische Gleichgewicht, die gasförmigen Substanzen und Selenes Gesamtstabilität zu überprüfen und … was war mit Rachel? Gabriels Füße trommelten auf die Laufstrecke unter ihm. Sein Atem wurde allmählich rau und seine Brust schmerzte. Hatten sie überhaupt einen Gedanken an Rachel verschwendet? Er wurde nicht langsamer. Das medizinische Überwachungssystem ließ am Rand seines Sichtbereichs ein gelbes Warnlicht aufleuchten. Sein Körper war für solch drastische Ertüchtigung noch nicht freigegeben.
    Für ihn war es ein kurzer Schlaf gewesen; er hatte schon Hunderte Jahre im Kälteschlaf verbracht. Doch während dieser Zeit waren Schiffskameraden, die ihm etwas bedeuteten, ebenfalls kalt gewesen. Für Rachel stellte es eine Entsprechung ihrer gesamten Lebensspanne dar. Ihre Freunde waren jetzt doppelt so alt wie sie. Er hatte ihr sein gottverdammtes Wort gegeben …
    Liren war kalt. In Anbetracht von Gabriels Stimmungslage war das vermutlich gut so, auch

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