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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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Neigungswinkel des Kinns.
    Die Medikamente, die in ihrem Organismus zugeführt wurden, verlangsamten ihre Atmung bis zu einem Beinahe-Stillstand. Ihr Blick beruhigte sich und wurde glasig und starr; dann schlössen sich ihre Augen. Sie sah sehr jung aus, sehr schön und weitaus zerbrechlicher als im wachen Zustand. Ihre langen Haare, die sie an Bord der John Glenn hatte wachsen lassen, ließen ihr Gesicht weicher erscheinen.
    Das medizinische System begann damit, ihr tropfenweise Nano ins Blut zu injizieren. Die winzigen Maschinen würden zusammen mit ihrem Blut einfrieren, doch sie würden sich, wenn sich Rachel im kommenden Jahr wieder ihrer normalen Körpertemperatur annäherte, ihrer Programmierung erinnern.
    Gabriel deckte die Klarsichthaube über die Liege, versiegelte sie und schob sie dann in die Wand mit den anderen Eisfächern.
    Ein leises schmatzendes Geräusch kündete von einer sauberen Versiegelung. Des Rest des Vorgangs lief automatisch. Gabriel legte kurz die Hand auf das Namensschild und flüsterte: »Angenehme Träume!«
    Am nächsten Morgen saß er in der winzigen Essküche und trommelte mit den Fingern auf dem Tisch, während er darauf wartete, dass Cläre etwas sagte. Cläre war an diesem Morgen warm geworden. »Kaffee?«, fragte sie.
    Gabriel lächelte, ging zur Küchentheke und holte den Schlauch mit Kaffee, den er aufgegossen hatte, als er hereingekommen war. »Und, Chefin – bereit, für mich zu übernehmen?«
    Cläre nahm den birnenförmigen Schlauch entgegen und umfasste ihn mit beiden Händen. »Du hasst es immer, eine Schicht zu beenden.«
    »Nur aus Angst, ich könnte irgendwas verpassen.«
    Cläre – seine Vorgesetzte, Chefin der Terraformer und Mitglied des Hohen Rates – war eine kleine blonde Frau, kompakt, stämmig und stets zielbewusst. Sie ließ ihn die Planungsarbeit auf Selene leiten, während sie selbst es vorzog, auf der John Glenn zu bleiben, um von dort aus die Oberaufsicht zu führen und sich um den politischen Teil ihrer Arbeit zu kümmern. Schließlich begab sich kein Mitglied des Hohen Rates öfter hinunter auf Selene. Kyu, Liren und Rieh waren noch nie dort gewesen.
    »Es ist doch nur ein Jahr. Liren hat mich informiert … du hast deinen Protegé hier heraufgebracht.« Sie trank von dem Kaffee und lächelte breit. »Das Erste, was ich an Warmem zu mir nehme, schmeckt für mich immer wie das Leben selbst. Liren meint, du habest hart gearbeitet, und dass du mit Rachel einen achtbaren Erfolg vorweisen kannst. Sie klang allerdings nicht, als sei sie davon sonderlich angetan«, meinte Cläre sinnend.
    »Es gibt ein paar andere Dinge, über die man sich Gedanken machen sollte.« Gabriel informierte sie über die Situation im Hinblick auf Andrew und brachte sie auch in Bezug auf die anderen Schüler auf den aktuellen Stand.
    »Dann gilt Andrews Urteil also lebenslänglich?«
    »Jedenfalls lassen wir ihn in diesem Glauben. Falls es den Anschein hat, als würde es zur Abschreckung etwas taugen, ja, dann werden wir es wohl dabei belassen. Behalt die Situation im Auge, okay?«
    »Natürlich.«
    Seit auf Selene pflanzliches und menschliches Leben gedieh, fiel es ihm schwer, sich einzufrieren. Die Schichtwechsel fanden immer genau dann statt, während etwas passierte, das ihm am Herzen lag. Er stand auf und begann, auf und ab zu laufen. »Du hattest recht damit, dir Sorgen wegen der Erdgeborenen zu machen. Manche verlangen lautstark, dass man sie freistellt. Andere wollen bei ihren jungen Familien bleiben und nie mehr in die Tanks zurückkehren.« Er steuerte zu keinem der beiden Aspekte Vorschläge bei; Cläre war ohne weiteres imstande, sich selbst darum zu kümmern.
    Cläre sah ihm zu, wie er auf und ab lief. »Du hast wirklich eine Energie wie eine Katze. Dir macht doch noch etwas anderes Sorgen.«
    »Allerdings. Und zwar der Zyklus der Sonneneruptionen. Vor zwei Jahren hat es eine wirklich große gegeben, und einige der Schüler und ich mussten sie in einem der Schutzbunker aussitzen. Die von letzter Woche war fast genauso schlimm. Ich habe einige Ressourcen in die Instandhaltung der Schutzräume gesteckt. Statistisch betrachtet ist Apollo ein bisschen aktiver, als wir erwartet haben. In den frühen Stadien, als noch niemand auf der Oberfläche gelebt hat, haben wir die kleineren Eruptionen nicht so sorgfältig verfolgt, wie wir das heute tun. Aber je weiter die Bevölkerungszahl zunimmt, desto schwieriger wird es, sie zu schützen. Könntest du mir den Gefallen tun und die

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