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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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ich habe die Anweisung, für ein Jahr in Ruheschicht zu gehen. Und danach, wenn wir beide wieder warm werden, machen wir da weiter, wo wir heute aufhören.«
    Rachel antwortete nicht. Nie erzählte man ihr genug. Schlimmer noch, niemals fragte man sie nach ihrem Einverständnis. Sie dachte daran, was für ein Gesicht ihr Vater machen würde. Sie versuchte, sich Harry und Ursula vorzustellen, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie zog die Beine unter den Körper, während sie sich weiter mit den Armen festhielt, und benutzte die Spannung zwischen Druck und Zug, um sich in der Balance zu halten, während sie gegen die Tränen ankämpfte.
    »Rachel«, sagte Gabriel nach einer Weile, »Rachel, ich dachte, du würdest dich freuen. Du hast so hart gearbeitet und so viel gelernt, und ich weiß, dass Selene – dass unser Projekt dir wichtig ist. Man gewöhnt sich daran, dass einem Zeitblöcke fehlen. Es ist keine große Sache. Wenn du aufwachst, wird Selene immer noch da sein. Ein Jahr ist eine kurze Zeit.«
    »Aber habe ich denn überhaupt nichts dabei mitzureden?«
    Er wandte sich von ihr ab. Hatte sie ihn verärgert?
    Schließlich sagte er: »Du hast dabei ebenso viel mitzureden wie ich.«
    So hatte sie das Problem noch gar nicht betrachtet. Konnte es sein, dass sich Gabriel ebenfalls gefangen fühlte? »Möchtest du kalt werden?«
    »Ich werde tatsächlich langsam müde. Ich bin schon fast so lange warm, wie du am Leben bist. Wenn man eine zu lange Zeit warm verbringt, wird man so alt, dass keine noch so fortschrittliche Technologie die Symptome mehr rückgängig machen kann. Genau das ist mit dem Captain passiert.«
    Und mit Treesa. »Aber möchtest du kalt werden? Jetzt, zu diesem Zeitpunkt?«
    Gabriel zögerte. »Nun, wir wechseln uns ab. Für eine Weile kann Ali die Dinge leiten. Dieses Projekt ist von größerer Bedeutung als irgendeiner von uns. Ich will das tun, was ich tun muss, damit wir alle unser Ziel erreichen. Hier geht es nicht einfach nur um mich oder dich. Diese Entscheidung ist sinnvoll, Rachel. Es ist ja auch nicht für lange, nicht mal annähernd die Dauer einer normalen Schicht, und es ist ein großer Schritt vorwärts, was die Akzeptanz der Kinder von Selene durch den Hohen Rat angeht.«
    Rachel zog sich der Magen zusammen, und sie spürte ein Brennen in den Augen. Sie wollte allein sein. Sie warf die Hände nach oben, stieß sich mit den Füßen ab und langte nach dem nächsten Ast sechs Meter über ihr. Bevor sie an Gabriel vorbeigelangt war, erwischte er sie am Fuß. Er schien die Geduld zu verlieren. »Das sollst du doch nicht tun! Was, wenn du den Ast verfehlst und in der hohen Spinschwerkraft endest? Du trägst nicht einmal Schwingen. Am Fluss herrscht die höchste Gravitation in der gesamten Sektion – wenn du von hier aus abdriften und dort aufschlagen würdest, wäre das dein Tod.«
    Rachel verdrehte sich in der Luft und ließ sich vom ihm zurückziehen. Als sie herunterkam, versuchte sie, ihr Gesicht mit ihrem Haar zu verdecken und warf den Kopf hin und her, damit Gabriel die Tränen in ihren Augen nicht sehen konnte.
    Als sie sich wieder dem Ast näherte, streckte Gabriel eine Hand aus und strich ihr das Haar aus der einen Gesichtshälfte. In der niedrigen Schwerkraft bedurfte es nur einer winzigen Bewegung, um Rachels Haar hochschwingen und entlang ihres natürlichen Scheitels zurückfallen zu lassen. Zornig starrte sie ihn an. »Ich will doch nur meine Familie sehen!«
    »Du wirst sie wiedersehen«, sagte er. »Nach diesem Jahr. Ebenso gut kannst du dich gleich an die Vorstellung gewöhnen. Du solltest deinem Dad und deinen Freunden Bescheid sagen.«
    »Ich habe Angst.« Ihr wurde bewusst, dass es tatsächlich so war.
    »Es wird nichts passieren. Ich schicke dir ein paar Bibliothekseinträge, damit du es besser verstehst.« Er erhob sich und bewegte sich leichtfüßig und ohne sich noch einmal umzublicken den Stamm hinunter. Rachel folgte ihm langsam.
    Gabriel eskortierte Rachel zurück zu ihrem Quartier. Während des gesamten Wegs sprach sie nicht mit ihm.
    Rachel erklärte es eingehend und schrieb die gleiche Nachricht an ihren Dad, Harry und Ursula, um sicherzustellen, dass alle Bescheid wussten. Sie brauchte lange dafür. So vieles im Hinblick auf die John Glenn hatte einfach keinerlei Bezug zum alltäglichen Leben in Aldrin; Rachel gab sich Mühe, etwas zu schreiben, das die anderen verstehen würden.
    Ursulas Antwort traf zuerst ein. »Jetzt wird es nie mehr was mit

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