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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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wenn er dadurch niemanden hatte, den er anschreien konnte. Schlimmer noch, Ali war kalt, und er konnte nicht mit ihr reden oder sich im Hinblick auf Rachel von ihr helfen lassen. Erika war immer noch kalt – dieses Jahr war es endlich so weit, dass sie warm werden würde, aber noch nicht heute. Er hatte Astronaut angepflaumt – wozu auch immer das gut sein mochte. Keine KI verstand sich gut auf den Umgang mit tiefen menschlichen Gefühlen. Selbst die KIs auf der Erde, vor denen sie geflohen waren, hatten sich von Emotionen keinen Begriff machen können. Astronaut hatte auf frustrierende Weise unbekümmert geklungen.
    Gabriel hörte Schritte hinter sich auf der Laufstrecke. Der Captain holte ihn mit Leichtigkeit ein. »Versuchen Sie, vor Entscheidungen davonzurennen, die Sie nicht ändern können?«
    »Vielleicht.«
    »Sie sollten es eigentlich besser wissen.«
    Gabriel nickte; er schaffte es, ein einzelnes Wort herauszupressen. »Und?«
    »Sie werden sich damit abfinden müssen.«
    »Ich weiß.« Gabriel bemühte sich, einen Sprint einzulegen, doch seine müden Beine reagierten einfach nicht mehr gut genug, um dem älteren Mann davonzurennen. Er verlangsamte seinen Lauf zu einem schnellen Gang und schüttelte den Kopf. Nachdem er wieder zu Atem gekommen war, fragte er: »Wie konnten Sie das zulassen?«
    Der Captain lief ebenfalls langsamer und passte sich Gabriels Schritttempo an. »Auf mich sind Sie auch sauer?«
    »Sicher, wieso nicht? Liren muss für eine so lange Schichtumstellung eine Genehmigung bekommen haben.«
    »Es war keine große Sache. Ihnen sind früher schon Schichten umgeplant worden. Wir sind jetzt so weit, dass wir die vorbereitenden Arbeiten für den Teilchenbeschleuniger wieder aufnehmen können. Für das Errichten strahlungsgeschützter Gebäude haben wir Sie nicht gebraucht.«
    Sie gingen schweigend nebeneinander her; dann sagte Gabriel: »Captain, ich glaube, ich kann der Eruptionsgefahr ein Ende machen.«
    »Ach ja?«
    »Genehmigen Sie den Bau des Orbitalkabels. Wir können es nicht benutzen, um uns damit zwischen Harlekins Monden umherzubewegen, aber bauen können wir es trotzdem, und es ist als Supraleiter ausgelegt …«
    »Tatsächlich? Das habe ich nicht gewusst.«
    »Die Fahrstuhlkabinen würden auf Magnetfeldern daran entlangfahren, oder nicht? Ein direkter Kontakt würde bei meteorischen Geschwindigkeiten stattfinden. Das wäre verrückt. Die Orbitalkabel im Solsystem waren allesamt supraleitfähig. Ich könnte die Bohnenranke als eine Art Blitzableiter benutzen. Man brauchte eine Spanne von supraleitfähigem Kabel; die Konstruktion ist auf 20.000 Kilometer ausgelegt. Das dürfte genügen … Das eine Ende auf Dädalus –«
    »In.«
    »Richtig, ›in‹. Dädalus hat keine Oberfläche. Er rotiert auch nicht schnell genug, also wird das Kabel keine Boden-Orbit-Verbindung im eigentlichen Sinne herstellen. Ich werde ein Solarsegel ans obere Ende hängen müssen; das untere Ende braucht auch nicht bis in Dädalus hinunterzureichen … Zum Teufel, das ist sowieso eine hochaggressive Umgebung. Also, wenn sich Apollos Magnetfeld um Dädalus herumlegt, wird das Kabel die Ladung abfließen lassen.«
    »Dafür ist eine Menge Supraleiter nötig«, gab der Captain zu bedenken.
    »Sicher, Megatonnen davon, aber wir brauchen sowieso schon Megatonnen Supraleiter für den Teilchenbeschleuniger. Die nötige Ausrüstung werden wir also haben.«
    Sie gingen ein paar hundert Meter weiter, dann gab der Captain zu bedenken: »Wenn Ihr Lichtsegel in Dädalus’ Schatten gerät, dann wird das ganze Kabel einfach hinunterfallen.«
    »Stimmt, also werde ich dafür sorgen, dass genau das nicht passiert.«
    »Haben Sie die Zahlen von Astronaut überprüfen lassen?«
    »Nein, ich habe mir das gerade erst während des Laufens überlegt. Aber wir müssen diese Eruptionen stoppen.«
    »Okay, rechnen Sie es durch und unterbreiten Sie es uns auf der nächsten Sitzung des Hohen Rates. Und während Sie dabei sind, könnten Sie sich auch gleich ein paar weniger zeitaufwendige Ideen einfallen lassen.«
    »Ja, Sir. Erwarten Sie, dass ich Rachel jetzt aufwecke?«
    »Liren meinte, Sie würden vermutlich Rachels Ausbildung wiederaufnehmen und an dem gleichen Punkt weitermachen wollen, an dem Sie aufgehört haben.«
    Gabriel dachte daran, wie sehr sich Rachel gewünscht hatte, nach Hause zu gehen, bevor er sie eingefroren hatte. »Wahrscheinlich muss ich sie zuerst einmal davon abhalten, Selbstmord zu begehen. Sie war da

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