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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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jeglicher Kommunikation. Ihr war klar gewesen, dass Harry keine 20 Jahre auf sie gewartet haben konnte. Aber sie hatte nicht gewusst, wie es sein würde, wenn es sich als Tatsache herausstellte.
    Rachel öffnete die Augen und schaute Gabriel blinzelnd an. Seine Ruhe machte sie rasend. Sie wollte, dass er ginge, damit sie um Harry weinen konnte. Sie beobachtete Gabriel so gleichmütig sie konnte, hielt ihren Gesichtsausdruck ebenso unbeteiligt wie er den seinen, ihren Körper ebenso regungslos, wartete mit ihm um die Wette, versuchte, ihn in seiner Ausdruckslosigkeit zu übertreffen und hielt sich mit ihren Fragen zurück. Sie sah, dass an Gabriels Kiefer ein Muskel zuckte und bemerkte, dass er bisweilen ihrem Blick auswich und in die hintere Ecke des Raums schaute. Er versuchte, ruhiger zu wirken, als er tatsächlich war.
    »Harry und Gloria haben erst vor kurzem einen 15-Jahres-Vertrag erneuert. Sie haben zwei Kinder. Dylan ist 16 Jahre alt. Seine jüngere Schwester heißt mit zweitem Vornamen Rachel.«
    Sechzehn! Sie war erst drei Jahre kalt gewesen, als Harry Gloria geschwängert hatte. Gloria wäre demnach … siebzehn gewesen. Rachel selbst war jetzt siebzehn … plus 20 Jahre. Ihre Stimme zitterte. »Was habt ihr – was hat der Rat Harry gesagt, wieso ich länger geschlafen habe als vorgesehen?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Gabriel.
    »Was ist mit meinem Armbandgerät?« Sie bemühte sich, die Frage beiläufig klingen zu lassen. Der fehlende Kommunikationszugang belastete sie schwer; sie fühlte sich verwundbar.
    »Vielleicht morgen; vorher habe ich dir noch einige Dinge mitzuteilen.«
    Sie konnte jetzt nicht aufgeben. »Gabriel, ich muss heim nach Aldrin.«
    »In zwei Tagen.« Er schob das Tablett zu ihr herüber, und Rachel entschied, dass, wenn er ihr so weit entgegenkam, sie im Gegenzug ein wenig essen konnte. Es war kein großes Zugeständnis.
    Ursula hatte den Räten nie getraut. Rachel fragte sich, ob sich Ursula an irgendjemanden vertraglich gebunden hatte, und ob sie Lehrerin geworden war. »Gabe?«, fragte sie. »Gabriel, wie geht es Ursula?«
    »Nachdem ich aufgewacht war, habe ich mich über sämtliche Personen informiert, von denen ich wusste, dass sie dir etwas bedeuten. Das gehört zu den Aufgaben desjenigen, der die Übergangsbetreuung durchführt, wenn jemand seine Schicht antritt oder beendet – und das mache ich hier gerade.«
    Also darum war er hier. Aber bestimmt lag ihm doch auch etwas an ihr?
    »Ich habe mich zuerst über Harry kundig gemacht, dann über deinen Vater. Dein Vater ist übrigens gesund und hat wieder einen Partnerschaftsvertrag geschlossen. Du wirst seine neue Frau kennenlernen. Du hast inzwischen eine Halbschwester und zwei Halbbrüder.«
    Aber … aber … Rachel und ihr Dad waren immer unzertrennlich gewesen; sie hatten funktioniert wie eine Einheit. Was würde es für ein Gefühl sein, ihn zusammen mit einer anderen Familie zu sehen? Lebten sie noch in demselben Zelt? Wohnte nun jemand anders in ihrem Zimmer?
    Sie brauchte einen Moment Zeit, um darüber nachzudenken und die Informationen einsinken zu lassen. Sie nahm einen langen Zug von dem Wasser und ließ es in ihrem Mund ruhen, bevor sie es herunterschluckte. Sie hatte erwartet, dass sie Wut empfinden würde …
    Ihr wurde klar, dass sie sich freute, dass er Gesellschaft gefunden hatte. Zwanzig Jahre wären eine lange Zeit gewesen, um sie allein zu verbringen. Obwohl sich Rachel ausgegrenzt vorkam, fühlte sie sich besser – weniger so, als hätte sie ihn im Stich gelassen. »Seine neue Frau … wer ist sie?«
    »Eine Erdgeborene – eine Kolonistin. Du wirst sie kennenlernen. Ihr Name ist Kara Richardson. Ihre Tochter ist sieben, und die Jungs sind neun Jahre alte Zwillinge. Karas Vertrag hat nur eine Laufzeit von zehn Jahren – es hat noch keine Verlängerung gegeben, und ich konnte nicht herausfinden, wie sie miteinander zurechtkommen. Du wirst sie kennenlernen – ihr Vertrag läuft jedenfalls noch ein weiteres Jahr.«
    »Wissen sie, dass ich wach bin?«
    »Noch nicht«, sagte Gabriel. Er lief in dem Raum auf und ab. »Ich werde ihnen Bescheid geben, wenn wir bereit sind, zurückzukehren.« Er sah aus, als sei ihm unwohl zumute.
    »Und was ist mit Ursula?«
    »Sie ist tot.«

KAPITEL 26
    EIN TODESFALL IN DER FAMILIE
     
    Rachel war nie dazu gekommen, Ursulas Mitteilung in Bezug auf Nick zu beantworten. Sie konnte doch jetzt nicht tot sein! Das war zu viel. Es … konnte einfach … nicht wahr sein … sie

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