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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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nachdrücklich. Er bremste sich. »Veränderungen an Menschen, die du kennst, sind schwerer zu bewältigen als Veränderungen an Orten. Vertrau mir – beim Erwachen fängt man immer mit dem Allgemeinen an und geht dann zum Speziellen über.«
    »Wieso funktioniert mein Bibliothekstransceiver nicht? Wo ist mein Armbandgerät?«
    »Du bekommst bald alles wieder«, versicherte er ihr.
    Rachel seufzte und lehnte sich zurück. Sie schloss die Augen, ohne etwas zu sagen, und sah fast aus, als sei sie eingeschlafen; dass sie wach war, ließ sich nur aus ihrem unregelmäßigen Atemrhythmus ersehen. Nach einer Weile brachte Gabriel sie zurück in ihre Kabine. Er wies die Medi-Zufuhr an, sie bis zum nächsten Morgen in Schlaf zu versetzen.
    Gabriel lag mit dem Gesicht nach unten auf einer Bank im Garten, in der Nähe eines Springbrunnens, der sich einer Kombination aus Spin-Schwerkraft, Magnetfeldern und Bewegungsimpuls bediente, um Wasser in einer geschlossenen Endlosschleife laufen zu lassen. Er konzentrierte sich auf das Wasser, rang um innere Ruhe, versuchte, das Geräusch des Wassers durch sich hindurchfließen und seine Gefühle reinwaschen zu lassen.
    Die Stimme des Captains ließ ihn so heftig zusammenfahren, dass er fast von der Bank gefallen wäre. »Und, hat sie es so schwer aufgenommen, wie Sie dachten?«
    »Sie ist wütend. Bis jetzt habe ich ihr nur erzählt, wie viel Zeit vergangen ist, während sie geschlafen hat. Sie will alles auf einmal wissen.«
    »Natürlich will sie das.«
    Gabriel stand auf und setzte sich in Bewegung. Der Captain folgte ihm. »Liren hätte mich wecken sollen, als die Eruptionen nicht aufgehört haben.«
    »Das sagten Sie schon«, erwiderte der Captain trocken. »Sie ist nicht warm, also können Sie ihr deswegen keine Vorhaltungen machen.«
    »Es würde sowieso nichts mehr nützen. Ich mache mir Sorgen wegen der Eruptionen.«
    »Es gibt inzwischen mehr Schutzräume, und die Leute sind vorsichtiger. Wir haben uns darum gekümmert.«
    »Ich habe mit Astronaut geredet, und er ist der Meinung, dass es zu noch stärkeren Eruptionen kommen könnte. Ich muss an diesem Eruptionsableiter arbeiten, von dem ich gesprochen habe. Möglicherweise müssen wir auch Selene selbst irgendwie mit einer stärkeren Abschirmung versehen – die Atmosphäre noch stärker verdichten, oder irgendeine Art von Schild drumherum bauen, oder vielleicht reicht auch ein sicherer Zufluchtsort …« Gabriel vertiefte sich in das Problem. »… Wenn wir noch einen weiteren Kometen heranholen würden, dann könnten wir …«
    »Gemach, Gabriel! Wir sollten bei Gelegenheit darüber reden.« Der Captain legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Aber wieso gehen Sie nicht erst einmal hinunter auf Selene und sehen sich an, was wir bis jetzt geschafft haben?«
    »Hm? Oh, ja. Aber ich muss Rachel mitnehmen.«
    »Dann nehmen Sie sie mit.«
    Gabriel konnte es kaum erwarten, vom Schiff herunterzukommen.

KAPITEL 25
    DER NEUE STAND DER DINGE
     
    Rachel fühlte sich über die Maßen lebendig – im wahrsten Sinne des Wortes wie neu. Jeder ihrer Sinne überflutete sie mit Reizen. Ihre Fingernägel waren hart und gerundet, und ihr Haar glänzte; sämtliche Farben leuchteten und unterschieden sich deutlicher voneinander, und selbst Geräusche besaßen eine erstaunliche Klarheit. Ihr Körper wollte aufstehen und tanzen und laufen und in den Garten gehen und fliegen.
    Ihr Gemüt wollte zurück in den Schlaf fliehen, zurück in die friedvolle Bewusstlosigkeit der Kryotanks, in der der Albtraum nicht real war – aus der sie aufwachen und zurück nach Aldrin gehen konnte, wo Harry auf sie warten und sie ihre Auseinandersetzung mit Ursula fortführen würde. Sie wollte in ihrem Zelt auf ihrem Bett liegen und das Abendessen riechen, das ihr Vater kochte.
    Ihr Körper gewann. Die neu hinzugewonnene Energie hielt sie vom Schlafen ab. Egal wie spät es war, sie wollte ihren Dad und Harry und Ursula sehen. Ihr Dad musste erfahren, dass es ihr gutging. Was musste er sich für Sorgen gemacht haben! Ursula war dem Rat gegenüber schon vorher misstrauisch gewesen; was würde sie jetzt wohl denken? Und Harry; es gab eine Million Dinge, die sie sich in Bezug auf einen Harry, der doppelt so alt war wie sie, nicht vorstellen konnte.
    Bevor sie kalt geworden war, hatte Rachel ihr Armbandgerät abgeben müssen. Sie versuchte erneut einige Anfragen an die Bibliothek, doch nur Stille antwortete ihr. Also blieb sie abgeschnitten und flüsterte ins Leere. Wie

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