Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
Vom Netzwerk:
hatte sich doch erst vor zwei Tagen schlafen gelegt. Vor zwei Tagen!
    Und auf einmal waren 20 Jahre vergangen …
    Der Raum schien sich um sie herum zusammenzuziehen. Wut erfüllte sie, entwickelte ihre eigene Hitze, durchflutete ihre Gliedmaßen und trübte ihr Sehvermögen. Sie warf sich mit fliegenden Fäusten auf Gabriel. »Wie konntest du mir das antun? Wie konntet ihr sie sterben lassen? Wie kommt es eigentlich, dass ihr immer alles für jeden entscheiden dürft? Wieso habt ihr mich nicht einfach umgebracht? Mich anstelle von ihr?«
    Gabriel packte ihre Fäuste und hielt sie ohne Anstrengung von sich fern. Rachel zog sich zusammen und trat nach ihm. Als er sich nach vorn beugte, um ihre Füße abzuwehren, schnappte sie mit den Zähnen nach seinen Haaren und bekam eine dicke Strähne davon zu packen. So konnte sie zwar nicht mehr reden, doch sie kämpfte noch lange Zeit weiter.
    Gabriel ließ sie nicht los.
    Der erste Schluchzer kam überraschend, er durchfuhr sie mit einem Ruck. Sie gab nach, ließ sich von Gabriels Armen umfangen und drückte sich an ihn, ihre Beine zwischen seinen eingeklemmt, die Arme an ihren Seiten festgehalten. Ihr Körper wurde geschüttelt von Schluchzern, die einfach nicht aufhören wollten. Ursula …
    Gabriel redete ihr im Flüsterton zu, immer wieder raunte er: »Alles wird gut. Das kommt schon wieder in Ordnung. Ist ja schon gut.« Er flüsterte Unsinn, sang ihr etwas vor und wiegte sie in seinen Armen.
    Er war stärker, als sie sich vorgestellt hatte. Sie war zwischen seinen Armen und Beinen gefangen wie in einem Käfig, doch es war ein weicher, nachgiebiger Käfig, solange sie sich darin entspannte. Ihr Weinen klang ab zu kurzen keuchenden Atemzügen. Schließlich schob sie ihn von sich weg. Diesmal ließ er sie los. Für einen kurzen Moment sah sie, wie sich ihre Verwirrung in seinem Gesicht widerspiegelte. »Wann ist sie gestorben?«
    »Vor 15 Jahren.«
    Aber ich habe doch gerade noch eine Nachricht von ihr bekommen. »Wie … wie ist es passiert?«
    »Sie ist abgestürzt. In den Krater vom Meer der Hammerschläge. Sie hat in einer Wartungsmannschaft gearbeitet, die Rohrleitungen auf Lecks überprüft hat, und dabei ist sie abgerutscht. Im Bericht heißt es, dass sie die Sicherungsleine falsch geknotet hatte, und als sie gefallen ist, da ist sie einfach … weitergefallen. Sie ist mit dem Kopf auf einen Felsen aufgeschlagen und war tot.«
    Rachel erhob sich und lief in dem kleinen Raum auf und ab. »Du weißt doch, dass sie immer Angst hatte zu fallen. Du hast sie nie gezwungen, am Rand eines Abhangs zu stehen. Erinnerst du dich, w-w-wie du sie in Erikas Fehlschuss mit Harry auf die leichtere Tour geschickt hast? Und am M-Meer der Hammerschlage? Du hast ihr erlaubt, sich von der Kante wegzusetzen!«
    »Ich erinnere mich daran.«
    Rachel fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, während sie versuchte, nachzudenken. »Also wer hat sie gezwungen, in den Krater zu klettern? Sie hätte so etwas niemals freiwillig getan. Das hätte sie einfach nicht!«
    »Aber sie wäre vielleicht unachtsam genug gewesen, das Seil falsch zu knoten. Angst kann einen ungeschickt machen.«
    Rachel wirbelte herum und schaute ihm ins Gesicht. »Wer war bei ihr?«, verlangte sie zu wissen. »War Harry dort?«
    »Harry war in Aldrin. Nick war bei ihr. Ursula und Nick waren einander versprochen, hatten aber noch keinen Vertrag geschlossen. An dem, was passiert ist, trägt niemand Schuld, Rachel. Manchmal passieren Unfälle einfach so!«
    Ungläubigkeit drohte sie erneut zu überwältigen. Ihr war schwindlig. Gabriel hatte sie zu sich herangezogen, hielt sie fest an sich gedrückt, und ihr Zittern löste sich in der Wärme seines Körpers. Sie spürte, dass ihr Körper auf ihn reagierte, wie er auf Harry reagiert hatte; wie sie sich für ihn erwärmte. Verwirrt zog sie sich vor ihm zurück, warf sich zitternd aufs Bett und versuchte, Angst und Tränen in sich zu vergraben.
    Gabriel flüsterte: »Ich werde dafür sorgen, dass du schlafen kannst. Nimm es nicht so schwer. Lass es einsinken.« Er legte ihr seine Hände auf den Rücken, zwischen die Schulterblätter, und dann fühlte sie nichts mehr, weil die in ihren Arm eingesetzte Medi-Zufuhr sie in eine Mauer von Schlafmitteln hineinlaufen ließ.

KAPITEL 27
    BESUCH BEI TREESA
     
    Als Rachel erwachte, fühlte sie sich taub. Ihr Schmerz war in die Ferne gerückt, und nichts war gekommen, um an seine Stelle zu treten. Reglos blieb sie in der Mitte des Bettes

Weitere Kostenlose Bücher