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Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Titel: Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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ein Guten Morgen über die Lippen.
    Liv holte sich eine Schale mit Cornflakes und goss Milch darüber. Schweigend nahm sie ein paar Bissen.
    Irgendwann ließ Jessie sein Handy sinken. »Tut mir leid wegen gestern«, sagte er mürrisch. »Und ich soll dir Grüße von Daniel ausrichten. Er hat sein Versprechen wahr gemacht und ist nach Amherst gefahren.«
    Liv starrte ihren Bruder an. »Sein Versprechen?« Irgendetwas brach in ihr. »Daniels Versprechen? Der redet von Versprechen? Mir ist scheißegal, ob er in Amherst oder in der Arktis ist. Beides gleich gut.«
    »Liv!«
    »Was, Liv ?« Sie spürte, wie die inzwischen schon vertraute Welle der Wut in ihr hochstieg. »Ich kann nicht fassen, dass du immer noch zu ihm hältst. Nach allem, was er getan hat, hast du ihm gestern sogar noch gesteckt, wo er mich finden kann.«
    Jessie schwieg einen Moment. Er kaute an seiner Unterlippe. »Er sagt, er hat dieses Mädchen noch nie zuvor gesehen.«
    Liv nahm einen großen Schluck Kaffee und verbrannte sich dabei den Mund. »Statt dich um Daniel zu kümmern, könntest du mir endlich erzählen, was du mit Ethan zu tun hattest. Und warum du mir verschwiegen hast, dass du ihn und Rachel kanntest.«
    »Jetzt hör mal zu.« Jessie sprang mit einem Mal auf, war im nächsten Moment bei ihr, packte sie am Arm und drückte schmerzhaft zu. »Wenn du willst, dass ich mich nicht in deinen Kram einmische, dann halt dich gefälligst auch aus meinem raus!«
    Liv schossen die Tränen in die Augen, allerdings mehr vor Überraschung als vor Schmerz.
    »Hast du sie nicht mehr alle?«, fauchte sie. »Bist du jetzt komplett durchgeknallt?«
    Jessie antwortete nicht. Er ließ sie abrupt los, drehte sich um und rannte durch den Flur. Kurz darauf hörte sie die Haustür ins Schloss fallen.
    Es war noch früh, noch nicht mal sieben, aber Liv hatte das Gefühl, sie müsste sofort raus hier, weg von dem Haus, in dessen Garten gestern ein Mädchen ermordet worden war. Eigentlich hatte sie gedacht, dass der Albtraum zu Ende war, nachdem die Polizei den Mörder festgenommen hatte, aber dank Jessie und ihrem Streit fühlte es sich überhaupt nicht so an.
    Sie warf einen Blick auf die leere Straße. Ihre Nachbarin Deborah trat gerade mit ihrer Schäferhündin aus der Haustür. Kaum sah sie Liv am Fenster, winkte sie ihr aufgeregt, vermutlich brannte sie darauf, Neuigkeiten zu hören. Liv überlegte keine Sekunde. Sie schnappte sich ihre Schulsachen, nahm den Hinterausgang in den Garten, holte ihr Fahrrad aus dem Schuppen und fuhr los.
    Liv brauchte für den Weg in die Schule fünf Minuten weniger als sonst. Als sie dort ankam, war es gerade mal zehn nach sieben. Der Unterricht begann erst um acht, aber das war nicht weiter schlimm. Liv machte oft vor der Schule Sport, die Schule öffnete die Turnhalle, die Fitnessräume und das Schwimmbad schon um sieben, um den Schülern die Möglichkeit zu geben, frei zu trainieren.
    Heute brannte sie geradezu darauf, in einen der Fitnessräume zu gehen. Sich richtig auszupowern war genau das, was sie jetzt brauchte. Es würde sie ablenken, und wenn sie Glück hatte, konnte sie für eine halbe Stunde alles vergessen und in eine andere Welt eintauchen.
    Sie stellte ihr Fahrrad ab und lief über den Parkplatz am verlassenen Spielplatz vorbei zum Sportgebäude, das schräg gegenüber vom Hauptgebäude lag. Der Schulhof war noch ziemlich leer. Nur ein paar versprengte Gestalten bewegten sich hier und da über den Campus, überwiegend in Sportklamotten.
    Liv öffnete die Tür zur Sporthalle und trat in den Flur, der mit glänzendem Linoleum ausgelegt war. Es roch nach einer Mischung aus scharfen Putzmitteln und Schweiß. Die Farbe an den Wänden war schon etwas abgeblättert.
    Kein Mensch zu sehen. Es war ziemlich still in dem Gebäude.
    Unwillkürlich lief Liv ein Schauer über den Rücken, aber als sie die riesige Mehrzweckturnhalle passierte, hörte sie einen Ball aufprallen. Erleichtert atmete sie auf. Sie war also doch nicht allein hier. Liv war schon fast an der Zwischentür, als sie auch eine Stimme aus der Turnhalle hörte.
    »Hey, Dan, bist du das dahinten?«, brüllte jemand.
    »Klappe, Greg«, erwiderte eine zweite Stimme deutlich leiser. Liv blieb stehen. Das konnte nicht sein. Nein, das war natürlich nicht Daniels Stimme. Der war in Amherst.
    Oder?
    Irgendwie war sie sich sicher, dass es seine Stimme gewesen war. Sie kannte sie schließlich gut genug. Nächsten Monat hätten sie Jahrestag gehabt.
    Liv wusste selbst

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