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Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Titel: Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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okay.« Liv sah auf die Uhr. Gleich war es fünf. »Hör mal, Mai, Daniel wird gleich hier sein.«
    Sofort klang Mai alarmiert. »Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist?«
    »Nein.« Sie sah auf die Uhr. »Aber wenn es dich beruhigt, meine Eltern sind jeden Moment wieder zu Hause. Sie sind schon in Baltimore gelandet und wollten gleich mit einem Mietwagen weiterfahren.«
    »Mai! Bist du etwa am Telefon?« Irgendwo bei Mai im Hintergrund schrillte eine Stimme. »Du hast Hausarrest. Da wird nicht telefoniert.«
    »Oh Gott, die Hexe wieder. Ich muss auflegen.«
    Liv seufzte. Mais Mutter war wirklich gnadenlos. Liv verstand nicht, wie Eltern so sein konnten. Ihre eigene Mom war manchmal auch streng, aber Mais Mutter benahm sich einfach nur lächerlich.
    Sie legte ihr Handy beiseite und sah sich in ihrem Zimmer um. Und jetzt? Sie hatte seit heute Morgen nichts mehr gegessen, aber irgendwie hatte sie auch keinen Appetit. Schon gar nicht, wenn sie daran dachte, dass sie Daniel gleich sehen würde. Obwohl – sie hatte sich immer noch nicht entschieden, ob sie überhaupt aufmachen sollte.
    Alles in ihr sträubte sich, seine lahmen Entschuldigungen zu hören. Sie wollte nicht sehen, wie er rot wurde und versuchte, ihr zu erklären, warum er Miss Honey geküsst hatte.
    Sie setzte sich an ihren Computer und klickte sich durch ihre Facebook-Alben. Die Hälfte der Bilder zeigte sie und Daniel. Sie passten eigentlich überhaupt nicht zusammen, das hatten viele gesagt. Sie, die Vernünftige, Rationale. Er, der Spontane, Lässige, der mit seiner gesamten Basketballmannschaft ein Wasserballett mit ihm in der Hauptrolle eingeübt hatte, nur um sie zum Lachen zu bringen, nachdem sie in Mathe durchgefallen war.
    Sie betrachtete sein Gesicht, die vertrauten Züge, die kleine Narbe am Mundwinkel, die Sonnenbrille, die halb intellektuell, halb altmodisch aussah. Sie wusste, dass viele Mädels in ihrem Jahrgang sie um Daniel beneidet hatten, weil er schon am College war, aber das war es nicht, was sie an ihm so mochte.
    Daniel war einfach …
    Abrupt schloss sie die Alben. Sie musste sich zusammenreißen. Wieder ging ihr sein Anruf von heute Morgen durch den Kopf. Das Klappern im Hintergrund, dann diese Stimme, die so täuschend nach Summer geklungen hatte. War er vielleicht doch hier in Eerie gewesen? Und wenn ja, warum hatte er ihr nichts davon gesagt?
    Sie kaute geistesabwesend an ihrer Unterlippe, dann fiel ihr etwas ein. Warum war sie nicht viel eher darauf gekommen? Statt sich hier verrückt zu machen, konnte sie das doch ganz einfach überprüfen.
    Es war nur eine kurze Google-Suche, dann landete sie auf einem Basketball-Blog von einem Collegestudenten.
    New York State verliert in Amherst enttäuschend gegen die Eastern Shores.
    Okay, das war Daniels Mannschaft. Sie überflog die paar Zeilen, die die Seite schon über das Spiel veröffentlicht hatte, und spürte, wie ihr eiskalt wurde.
    Obwohl Stürmerstar Daniel Simmons überraschend weder auf dem Spielfeld war noch auf der Ersatzbank saß, gewannen die Eastern Shores mit einem deutlichen Vorsprung gegen die von Anfang an spielschwächeren NYS-Jungs. Coach Rigips wollte keine Auskunft geben, wo er seinen Superstar gelassen hat. Wir bleiben dran.
    Daniel hatte nicht gespielt.
    Hektisch sah sie sich nach ihrem Telefon um. Sie hatte es auf dem Bett liegen lassen. Fahrig klickte sie auf die SMS von Daniel. Ganz eindeutig, er schrieb, sie wären gerade aus Amherst gekommen.
    Lüge. Auch das eine Lüge. Wie alles, was er ihr erzählt hatte.
    War er das heute in der Turnhalle doch gewesen? Und wenn ja, hatte er sie angegriffen?
    Aber warum sollte Daniel so etwas tun? Sie dachte an den Glatzköpfigen im Diner, der behauptet hatte, niemand sei dort gewesen, der wie Daniel aussah.
    Sie schloss die Augen.
    Denk nach! Denk nach!
    Aber es war, als ob sich ihr Gehirn weigerte, die Stücke zusammenzusetzen, die in ihrem Verstand herumwirbelten. Und dann passierte es plötzlich und unwillkürlich. Ihr Gedächtnis spuckte die Kleinigkeit aus, die sie kurz nach dem Aufstehen nicht zu fassen bekommen hatte. Der Geruch in dem stockdunklen Fitnessraum. Ganz kurz nur.
    Ein tröstlicher Geruch, ein Geruch nach Kindheit.
    Apfelkuchen.
    Hatte ihr Angreifer nach Daniel gerochen?
    Oh Gott, bitte lass das nicht wahr sein. Sie spürte, wie ihr schlecht wurde, Sterne blitzten vor ihren Augen auf.
    »Jessie?« Sie lief auf den Flur raus.
    Stille antwortete ihr.
    Sie hämmerte an die Tür ihres Bruders,

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