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Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Titel: Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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aber schon jetzt war ihr klar, dass er nicht zu Hause war.
    Gleich darauf hörte sie unten im Flur die Tür aufgehen, dann ein lautes Summen, unverkennbar die Alarmanlage, die sie angestellt hatte, nachdem sie das Haus betreten hatte. Normalerweise machten sie das tagsüber nicht, aber sie hatte es ihrem Bruder versprechen müssen, und ausnahmsweise hatte sie das gern getan.
    Gott sei Dank, Jessie kam genau rechtzeitig.
    Es piepte unten, Jessie gab den Code auf dem Tastenfeld ein, dann verstummte das Summen.
    In diesem Moment klingelte Livs Handy. Sie lief ins Zimmer zurück und starrte verwirrt auf das Gerät. Jessies Name wurde angezeigt.
    Sie hob ab. Unverkennbar die Stimme ihres Bruders. »Liv, pass gut auf«, sagte er und klang merkwürdig gepresst. »Ich kann hier jetzt nicht weg, aber du musst …«
    Liv hörte den Rest des Satzes nicht mehr. Das Handy glitt aus ihrer Hand und landete mit einem Klappern auf dem Boden.
    Wenn Jessie sie anrief – wer hatte eben den Alarm ausgestellt?

19
    Liv wusste nicht, wie lange sie schockgefroren dastand. Die Stille im Haus war überwältigend. Nur das Handy zu ihren Füßen gab einen entnervenden Ton von sich.
    Dann ein Knarren auf der Treppe, das Liv endlich zum Leben erwachen ließ.
    Sie knallte die Tür zu, drehte den Schlüssel um und raste zum Schreibtisch. Von dort holte sie den Stuhl und klemmte ihn unter die Klinke.
    Dann hob sie das Handy auf und hatte schon den Finger auf der Notruftaste, als sie ein Klopfen und eine Stimme vor ihrer Tür hörte.
    »Liv, bist du nicht da?«
    Liv ließ fassungslos das Telefon sinken, schob den Stuhl beiseite und öffnete.
    Das verblüffte Gesicht von Mai schaute ihr entgegen. »Sag mal, machst du hier einen auf Poltergeist?«
    Liv ließ sich aufs Bett sinken. Sie fühlte, wie ihr Herz sich nur langsam beruhigte. »Mai, bist du wahnsinnig? Du hast mich zu Tode erschreckt.« Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. »Warum klingelst du nicht, wie jeder normale Mensch? Und was machst du hier?«
    Mai kannte die Alarmanlagenkombination zu ihrem Haus genauso, wie Liv jederzeit bei Mai hineinkonnte. Sie besuchten sich so oft, dass das praktischer war, als jedes Mal bei der anderen zu klingeln und zu warten.
    »Ich hab geklingelt. Keine Reaktion. Aber ich wusste ja, dass du da bist.«
    Liv schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Klingel gehört.« Mit einem Mal fühlte sie sich wieder so erschöpft, als hätte sie vorhin nicht mehrere Stunden geschlafen.
    »Komm mit.« Sie lief vor Mai die Treppe hinunter und durch den Flur. Draußen versuchte sie die Klingel zu betätigen. Und tatsächlich, sie gab keinen Laut von sich. Liv sah sich um. Die Sonne ging gerade unter und warf ein freundliches Licht auf den Vorgarten und die Straße. Die Nachbarszwillinge spielten Basketball in der Garageneinfahrt, schräg gegenüber mähte ein Gärtner den Rasen. Kleinstadtidylle pur. Nur, dass es für Liv mittlerweile nichts mehr Idyllisches an sich hatte, wenn ihr Blick zurück zum Ahorn und dem alten Baumhaus wanderte.
    Sie zog die Tür fest zu und blieb mit hängenden Armen im Flur stehen. »Was geht hier nur vor, Mai?«, fragte sie verzweifelt.
    Mai kam näher, sah sie prüfend an und nahm sie dann fest in die Arme. »Ich verspreche dir, es wird alles gut«, sagte sie und Liv wollte nichts mehr, als ihr zu glauben. »Wir haben schon Schlimmeres als eine kaputte Klingel erlebt, oder? Denk doch mal an die Umkleidekabine und Tommy Bintow.«
    Wider Willen musste Liv lachen. Ja, da hatte Mai recht. Tommy Bintow nackt in der Mädchenumkleide, das war vielleicht nicht das Schlimmste, aber bestimmt das Ekeligste, das sie je erlebt hatte.
    Mai nahm Liv an der Hand und zog sie in die Küche. Dort drückte sie ihre Freundin auf einen Stuhl und machte sich am Wasserkocher zu schaffen.
    Sie holte zwei Teebeutel und Becher aus dem Schrank, dann setzte sie sich zu Liv.
    »Wieso bist du eigentlich vorbeigekommen?«, fragte Liv. »Ich dachte, deine Mom hätte dir Hausarrest verpasst?«
    Mai zögerte. »Ich hab’s riskiert. Es ging nicht anders«, sagte sie knapp.
    Liv spürte den Kloß im Hals. »Was meinst du damit?«
    Mais feines Gesicht verzog sich sorgenvoll. »Liv, ich wollte dir das lieber nicht am Telefon sagen. Aber gleich nachdem du angerufen hast – da hat Toby sich bei mir gemeldet. Er hat gefragt, ob du wüsstest, dass Daniel gar nicht zum Spiel gefahren ist. Er war die ganze Zeit hier in der Stadt. Amber Bauer hat ihn gestern Abend gesehen. Und dann noch

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