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Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Titel: Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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dachte nach. »War vor einer halben Stunde ein Junge hier, neunzehn Jahre, Sportler, braune Haare, eine Narbe am rechten Mundwinkel?«
    Der Glatzköpfige starrte sie an. »Nee. Hier war nur ein alter Opi. Keine Narbe im Mundwinkel, dafür aber auch kein rechtes Bein mehr. Sonst noch was?«
    Liv drehte sich wortlos um und verließ das Diner.
    Daniel war nicht hier gewesen. Natürlich war er das nicht gewesen. Sie hatte sich Summers Stimme eingebildet, als sie mit ihm telefoniert hatte.
    »Können wir nach Hause fahren?«, fragte sie Jessie, als sie ins Auto stieg.
    Wahrscheinlich sollte sie einfach den Schlaf nachholen, den sie die letzten Nächte nicht bekommen hatte. Dann hätte sie vielleicht die Chance, dass sie keine Dinge mehr hören oder sehen oder erleben würde, die nicht real sein konnten.
    Jessie schüttelte den Kopf. »Du musst der Polizei erzählen, was heute in der Schule passiert ist. Ich bring dich hin. Ich muss sowieso noch mal aufs Revier.«
    »Was willst du denn da?«
    »Keine Ahnung. Da Silva sagte, sie müsse mit mir sprechen. Sie wollte vorbeikommen, aber ich hab genug von der Polizei bei uns im Haus.«
    Liv dachte nach. Am liebsten hätte sie abgewartet, bis ihre Eltern nach Hause kamen, aber das konnte noch Stunden dauern. »Okay, ich komme mit«, entschied sie. »Ich erzähle da Silva von dem Angriff. Soll sie damit anfangen, was sie will. Und dann geh ich nach Hause und leg mich ins Bett, bis Mom und Dad zurück sind.«
    Jessie nickte und ließ den Wagen an. »Gute Idee«, sagte er.

18
    Als Liv aufwachte, war es später Nachmittag. Sie hatte so ruhig und tief geschlafen wie seit Tagen nicht mehr, aber doch war sie mit dem Gefühl erwacht, etwas übersehen zu haben. Irgendeine Kleinigkeit, die wichtig war.
    Sie stand vorsichtig auf. Alles tat ihr weh, es fühlte sich an, als würde sie einen schweren Muskelkater bekommen. Sie ging ins Badezimmer und blickte in den Spiegel.
    Oh Gott, sah sie übel aus. Ihre Locken waren noch stärker zerzaust als sonst und sie hatte tiefe Schatten unter den Augen, die in ihrem blassen Gesicht fast schwarz leuchteten.
    Jetzt siehst du genauso fertig aus wie Ethan , dachte sie unwillkürlich.
    Da Silva hatte ihr nichts über Ethan und den Grund erzählt, warum er wieder freigelassen worden war, und Liv hatte sich nicht getraut zu fragen, ob sie einen neuen Verdächtigen hatten.
    Die Polizistin hatte Livs Schilderung der Ereignisse im Fitnesscenter mit ziemlich ausdrucksloser Miene angehört und danach eine Anzeige aufgenommen. Liv konnte nicht sagen, ob sie ihr glaubte oder nicht.
    Danach hatte da Silva die Gelegenheit genutzt – wie sie sich ausdrückte – und Liv noch einmal über die Nachricht ausgefragt, die Liv kurz vor dem Mord an Rachel bekommen hatte. Für Liv klang es ganz danach, als wären die Computerexperten auf ihrem Laptop auf etwas gestoßen.
    Wenigstens das hatte sie sich also nicht eingebildet! Das war ja schon mal was. Andererseits verwirrte es sie, weil sie sich immer noch nicht vorstellen konnte, wer ihr diese Nachricht geschickt hatte und aus welchem Grund.
    »Lass das mal unsere Sorge sein«, hatte da Silva knapp gesagt und damit das Gespräch beendet.
    Jessie hatte sie nach Hause gebracht, bevor er weiter zum College fuhr. Er hatte sogar in der Einfahrt gewartet, bis sie sicher im Haus und die Alarmanlage eingeschaltet war.
    Liv streckte sich im Spiegel die Zunge raus und lief aus dem Bad in ihr Zimmer zurück. Ihr Handy zeigte eine SMS. Als sie den Absender sah, stöhnte sie auf.
    Daniel.
    Nein, nein, nein.
    Warum konnte er sie nicht in Ruhe lassen?
    Wieso musste er alles nur noch schlimmer machen?
    Liebste Liv. Jessie hat mir gesagt, du bist zu Hause. Bin gerade aus Amherst zurück. Bitte, ich muss dich sehen. Ich bin in zwanzig Minuten bei dir.
    Liv ließ das Handy sinken und fühlte, wie die Hilflosigkeit sie übermannte. Was sollte sie jetzt tun? Einfach nicht öffnen? Sie dachte an heute Morgen zurück, an ihre Idee, ihn zur Rede stellen zu wollen. Und vielleicht war das gar nicht das Schlechteste. Vielleicht musste diese Wut auf ihn einfach nur raus, dann würde sie mit ihrem Leben weitermachen können.
    Sie zuckte zusammen, als ihr Handy wieder summte, aber diesmal war es Mai. »Wollte nur hören, ob alles in Ordnung ist, Süße«, sagte sie. »Mom hat leider rausgekriegt, dass ich gestern geschwänzt habe, deswegen hat sie mir Hausarrest verpasst. Aber ich könnte mich aus dem Fenster abseilen und vorbeikommen!«
    »Nein, alles

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