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Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Titel: Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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vom Baumhaus gesprungen und hat den tobenden Hund am Halsband gepackt und so lange in Schach gehalten, bis Jeff kam. Als Vierjähriger!«
    Liv schaute hoch. »Ist das wahr?«
    Ihr Dad nickte. »Ja«, sagte er. »Ethan war der mutigste kleine Junge, den ich je gesehen habe. Und er war immer fair. Draußen auf der Einfahrt hat er sich mit Jessie wilde Bobby-Car-Rennen geliefert. Die beiden haben sich immer gegenseitig den Sieg überlassen wollen. Ich hätte nie geglaubt, dass aus diesem Kind einmal …«
    Er brach ab und drehte sich abrupt zur Spüle um, wie um sein Gesicht zu verbergen.
    Da Silva erhob sich steifbeinig. »Apropos Glauben.« Sie zögerte. »Jessie, es tut mir leid, dass ich dir nicht geglaubt habe. Aber du hattest zu wenig in der Hand.«
    Liv sah, wie ihr Bruder nickte. Obwohl es nun schon drei Tage her war, dass Ethan sie in Raum 213 in der Highschool fast umgebracht hätte, saß der Schock noch immer tief. Jessie und sie hatten viel miteinander gesprochen und sie wusste mittlerweile, was wirklich passiert war. Aber noch konnte sie nicht damit umgehen und es würde vermutlich lange Zeit brauchen, bis sie die Geschehnisse verarbeitet hatte.
    Gestern war Liv das erste Mal bei Dr.   Meyers gewesen, einer Psychologin, die mit ihrer Mom befreundet war, und obwohl ihr der Gedanke an eine Therapie erst komisch vorgekommen war, hatte sie gemerkt, dass das Reden über die Geschehnisse half. Nicht so sehr das Reden mit Mai und Toby, die sie immer wieder mit Fragen bombardierten, sondern das Reden mit jemandem, der einfach nur zuhörte.
    »Was ist eigentlich mit Summer?«, hörte sie sich selbst fragen.
    »Sie hat ihre Aussage inzwischen widerrufen«, sagte da Silva. »Ethan hat auch sie derart manipuliert, dass ihr kein ernsthafter Vorwurf zu machen ist.« Sie räusperte sich. »Wir haben die Verbindung zu spät überprüft. Erst gestern hat sich herausgestellt, dass sie ein freiwilliges soziales Jahr in Davenham gemacht hat, in der Zeit, als Ethan dort in der Psychiatrie war. Er hat Summer ganz bewusst auf dich angesetzt, Jessie.«
    Livs Bruder ließ den Kopf hängen. »Ich weiß«, sagte er. »Und ich bin nicht stolz auf meine Rolle in dem Ganzen.«
    Livs Vater blickte auf. »Was war mit den anderen aus dem Diner? Es hieß doch, dass die halbe Stadt Ethan während der Tatzeit gesehen hat.«
    »Sie haben geglaubt, ihn zu sehen«, sagte da Silva. »Er hat sich im Diner so in Szene gesetzt, dass einige Stein und Bein geschworen haben, er wäre die ganze Zeit dort gewesen. Zusammen mit dem Alibi von Summer hat uns das leider gereicht.« Sie blickte auf ihre Fingernägel, die sorgfältig manikürt waren. »Er war höchstens zwanzig Minuten weg, vielleicht sogar weniger, obwohl er nach dem Mord noch irgendwie ins Haus gelangt sein muss, um die Nachricht vom Computer zu löschen. Rachel muss gewusst haben, wen sie traf. Sie ist freiwillig in euren Vorgarten gekommen. Wir vermuten, dass Ethan ihr vorgegaukelt hat, sich mit Jessie versöhnen zu wollen.«
    Sie schwiegen und jeder hing seinen Gedanken nach. Liv dachte an den Abend zurück, als sie Rachel gefunden hatte. Rachel war gestorben, während Liv in ihrem Zimmer gewesen war.
    »Ich kapier das immer noch nicht«, sagte ihre Mom endlich und sah Jessie an. »Du wusstest so viel von Ethan. Du wusstest als Einziger, wozu er in der Lage ist. Wie konntest du nur diesen Alleingang versuchen? Du hast dein Leben riskiert. Und das von Liv!«
    Wie oft hatten sie das jetzt schon durchgekaut? Aber merkwürdigerweise verstand Liv ihren Bruder. Er hatte das getan, was er schon immer getan hatte. Nach dem Mord an Rachel hatte er versucht, seine kleine Schwester zu beschützen. Und sie – Liv – war diejenige gewesen, die es verbockt hatte.
    Sie hatte nicht an Jessie geglaubt. Und auch nicht an den Jungen, der sie liebte. Sondern an einen Menschen, der sich als wahnsinniger Mörder entpuppt hatte.
    Daniel hatte die ganze Zeit recht gehabt. Er hatte sie nicht betrogen. Auch er war ein Opfer von Ethan gewesen. Mit unglaublichem Kalkül hatte Ethan ein Mädchen aus dem Nachbarort dafür bezahlt, auf der Party der Mandersons Daniel direkt vor Livs Augen zu küssen.
    Daniel hatte das Mädchen tatsächlich noch nie zuvor gesehen. Und obwohl Liv ihm das nicht geglaubt hatte, hatte er ohne zu zögern Jessie geholfen, als dieser ihn darum gebeten hatte.
    Zuerst war Jessie den offiziellen Weg gegangen. Er hatte versucht, die Polizei von Ethans Schuld zu überzeugen, aber da Ethan ein

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