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Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung

Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung

Titel: Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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Sheas Wunsch, sich hinzusetzen und zu entspannen. Shea stellte die Lampe vor ihm auf, und während der junge Sarazene weiter die Laute zupfte, ließ Shea das Armband vor den Augen des Soldaten hin und her baumeln und wiederholte mit leiser Stimme die Verse, die er von Astolphs Schlafzauber in Erinnerung behalten hatte.
    Sowohl als Magie als auch als Hypnose war die Methode ein wenig ungewöhnlich; dennoch schien sie zu wirken. Die Augen des Mannes wurden starr und hätte er sich nicht vorher an die Zeltwand gelehnt, wäre er nach hinten gefallen.
    »Kannst du mich hören?« fragte Shea.
    »Jawohl.«
    »Du wirst meinen Anordnungen gehorchen.«
    »Wie den Anordnungen meines Vaters.«
    »Der Amir will das Lager überraschen. Die Disziplin muß aufgefrischt werden. Verstehst du?«
    »Es ist so, wie mein Fürst sagt.«
    »Sobald das Abendgebet beendet ist, wirst du dein Schwert ziehen, durchs Lager rennen und Zeltschnüre durchhauen!«
    »Hören ist gehorchen!«
    »Du wirst so viele Zeltschnüre durchhauen, wie dir möglich ist, ganz gleich, was man dir sagt!«
    »Hören ist gehorchen!« wiederholte der Soldat.
    »Du wirst diesen Befehl vergessen, bis es soweit ist!«
    »Hören ist gehorchen!«
    »Und du wirst vergessen, wer dir diesen Befehl gegeben hat!«
    »Hören ist gehorchen!«
    »Wach auf!«
    Der Mann blinzelte und erwachte aus der Trance. Er wackelte mit dem Fuß, als wäre dieser eingeschlafen. Als er aufstand, fragte Shea: »Wie lauten deine Befehle?«
    »Fürst Dardinells Zelteingang heute nacht aufmerksam zu bewachen. Andere Befehle hat Fürst Medoro mir nicht gegeben.«
    »Er hat es vergessen. Du sollst noch vier Männer hereinschikken. So ist es doch, Medoro?«
    »Es ist so, wie du es sagst«, erwiderte Medoro lustlos. Der Mann scharrte mit den Füßen. »Da war. . .«
    »Sonst nichts«, sagte Shea bestimmt. Er blickte zu Medoro, der seine Laute niederlegte und zurückstarrte.
    »Fürwahr, Shaykh Harr«, sagte er verblüfft, »es ist, als seien die Propheten wieder auf Erden. Wird er wahrhaftig die Zeltschnüre durchschneiden, wie du es befohlen hast?«
    »Falls nicht, werde ich einen Zauber auf ihn legen, der ihn seinen eigenen Kopf essen läßt«, antwortete Shea, der zu dem Schluß gekommen war, daß der Poet ihm helfen würde, soweit er dazu in der Lage war. »Paß auf! Wenn die anderen kommen, dann machst du weiter mit deinem orientalischen Swing. Ich glaube, es hilft, sie in den Griff zu kriegen.«

12
     
    Als der letzte Vierertrupp seine Befehle erhalten hatte, spürte Shea Müdigkeit. Medoro legte geziert die Hand auf den Mund und sagte: »Jetzt haben wir gewiß genug getan, um Eblis' Dunkelheit über das Lager fallen zu lassen; es müßte uns ein Leichtes sein, die Jungfer zu holen und uns mit ihr davonzumachen. Ich bin erschöpft, aber die Vorzüglichkeit deines Plans beruhigt mich. Laß uns schlafen und auf Allahs Hilfe warten!«
    »Nichts da!« lehnte Shea ab. »In meinem Land haben wir ein Sprichwort, das sagt, daß Allah nur denen hilft, die sich selber helfen. Und eins gibt es, bei dem wir uns auf der Stelle selbst helfen müssen: Roger. Denk an dein Versprechen!« Er stand auf, stülpte den Helm auf, gürtete sich das Schwert um und steckte die Dolchscheide durch den Schwertgurt. Die Rüstung, entschied er, müßte zurückbleiben, denn bei der bevorstehenden Aufgabe war ein möglichst geringes Gewicht entscheidend. Schmollend folgte Medoro seinem Beispiel.
    Die Schatten der Anhöhen, die das Lager umgaben, legten sich bereits über das Tal. Shea kannte zwar die Stunde des Abendgebets nicht, vermutete aber, daß sie kurz bevorstand. Das hieß, sie mußten sich beeilen, um Rogers habhaft zu werden, wie es sein Plan verlangte. Wenn der Wüterich erst einmal durch den Tumult aufgeschreckt sein würde, gab es keine Chance mehr, ihn zu finden.
    Aber Medoro, der von einem Dämon der Trägheit besessen zu sein schien, trödelte nur herum. Ab und zu blieb er stehen, um einen Gruß zu erwidern, und jeder, mit dem er sprach, schien die Absicht zu haben, ein unendliches Gespräch über Nichtigkeiten zu beginnen.
    Shea kamen die Sarazenen als die schwatzhaftesten Menschen der ganzen Erde vor. »Hör mal«, sagte er schließlich, »wenn du nicht mitkommst, werde ich einen Zauber über dich sprechen, der dich dazu bringt, Roger zum Duell herauszufordern.«
    Shea hatte schon mal davon gehört, daß jemandes Zähne auch aus einem anderen Grund als Kälte klappern konnten, doch dies war das erstemal, daß er

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