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Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung

Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung

Titel: Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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es tatsächlich erlebte. Medoro beschleunigte seine Schritte.
    Roger wohnte in einem Zelt von spartanischer Ausstattung das aber ebenso groß wie das Medoros war. Zwei grimmige bärtige Männer marschierten davor mit gezücktem Säbel auf und ab.
    »Wir wollen zu Roger von Carena«, erklärte Shea einem der Wächter.
    Der andere verhielt seinen Schritt und gesellte sich zu seinem Kollegen, der die beiden Ankömmlinge musterte.
    Der erste Wächter sagte: »Im Lager sind viele Zelte. Die Herren mögen ein anderes aufsuchen, da alle Freunde in Allah sind.« Er hielt seine Waffe in Hüfthöhe.
    Shea bemerkte mit einem schnellen Blick über die Schulter, daß die Sonne schnell sank. »Aber wir müssen ihn vor dem Abendgebet sprechen«, beharrte er und schüttelte Medoros Finger ab, der ihn am Ärmel zupfte. »Er ist ein Freund von uns. Wir haben ihn in der Festung kennengelernt.«
    »O edler Herr, der Prinz wird untröstlich sein, doch es steht geschrieben, daß besser ein Mensch betrübt ist, als daß zwei ihr Leben verlieren. Wißt, daß wir zwei unseren Kopf verlieren, sollte Prinz Roger vor der Stunde des Abendgebets geweckt werden, denn das hat er bei seinem Barthaar geschworen.«
    »Er hat gar keinen Bart«, bemerkte Shea. Medoro jedoch zupfte nun heftiger an seinem Ärmel und flüsterte: »Nun hilft wohl nichts. Wir müssen diesen Teil des Plans aufgeben, da wir von den beiden wackeren Männern offenbar nicht eingelassen werden. Willst du etwa die Waffe gegen sie ziehen und die Schande des Islams über uns bringen?«
    »Nein, aber ich werde etwas anderes versuchen«, erwiderte Shea und drehte sich auf dem Absatz herum. Medoro folgte ihm skeptisch zum Nachbarzelt. Mit seinem Dolch schnitt Shea acht lange Späne von einem der Zeltpflöcke. Zwei davon steckte er unter den Helmrand, so daß sie wie zwei Hörner herausragten; zwei klemmte er sich wie Fangzähne unter die Oberlippe. Mit den restlichen vier Holzstücken dekorierte er das verwunderte Gesicht Medoros auf die gleiche Weise.
    Das müßte für den >somatischen< Teil des Zaubers reichen, wie Chalmers es genannt hatte. Und was den verbalen Teil anging, da müßten es einige an Shakespeare angelehnte Verse tun.
    Shea drehte sich abermals um die eigene Achse, vollführte rhythmische Handbewegungen und sang leise:
     
    »Geister weiß und grau,
    Geister rot und blau:
    Rührt, rührt, rührt,
    Rührt mit Urgewalt!
    Schön ist häßlich, häßlich schön.
    Verwandelt uns'res Leibs Gestalt!«
     
    »Okay«, sagte er dann zu Medoro, »gehen wir!«
    Als sie um das Zelt herum kamen, kam ihnen der eine Wächter gerade entgegen. Er starrte sie verblüfft an und keuchte entsetzt:
    »Der Dschin!« Der Soldat ließ sein Schwert fallen und rannte um sein Leben. Der zweite drehte sich um, nahm eine merkwürdige Färbung an und schrie: »Der Dschin!« Dann stürzte er zu Boden und versuchte, sein Gesicht ins Gras zu wühlen.
    Shea hob die Klappe des Zelteingangs und trat beherzt ein. Im ersten Raum herrschte trübes Zwielicht, aber der Fleischberg unter den Matten war deutlich auszumachen. Shea ging auf ihn zu, stolperte aber über einen kleinen Gegenstand. Er schoß nach vorn und landete mit Schwung  Umpf!  auf Rogers Bauch. Dieser wurde sofort wach und kam mit unglaublicher Geschwindigkeit auf die Beine. »La-Allah-il-Allah!« schrie er und riß einen gewaltigen Säbel von der Zeltwand. »Ha, Dschin! Ich habe noch nie gegen einen Dschin gekämpft.« Er holte zu einem Hieb aus, Medoro duckte sich weg.
    »Warte!« rief Shea.
    Der Säbel blieb in der Luft stehen.
    »Einen Moment, bitte«, sagte Shea. »Wir sind wirklich Freunde. Ich werde es dir beweisen.« Er trat zu Medoro, murmelte den Gegenzauber und zog an den kinnlangen Fangzähnen, in die die Holzstreifen unter Medoros Lippen sich verwandelt hatten.
    Nichts geschah. Die Zähne saßen fest. Dazwischen stand noch immer Medoros idiotisches Grinsen, und darüber ein Paar Stierhörner, die aus zwei Löchern im Helm des jungen Mannes wuchsen.
    Shea wiederholte den Zauberspruch, lauter diesmal, tastete sein Gesicht und seinen Kopf ab und stellte fest, daß er auf gleiche Weise mit Fangzähnen und Hörnern geschmückt war. Ein dritter Versuch  wieder geschah nichts.
    Irgendwo in der Ferne setzte eine Stimme zu einem lauten Klageruf an. Das mußte ein Imam sein, dessen Wecker  oder was er auch immer benutzte  wohl vorging, er rief die Gläubigen zum Gebet. Die anderen würden bald folgen.
    Shea baute sich vor Roger auf.

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