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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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der Regierung unterstützt würden,
könnten wir es auch gratis machen.«
    »Klar, wo
mich die Regierung doch so wahnsinnig liebt!« Ich hasse Steuern - nicht, weil
es mir etwas ausmacht, dem Teufel sein Recht zu lassen, sondern weil es in
meinem Beruf äußerst schwierig ist, eine Steuererklärung zu machen. Ich nenne
mich Beraterin. Bisher war man noch nicht auf mich aufmerksam geworden, aber das
würde sich irgendwann ändern.
    Tolliver
grinste, während ich mir ein T-Shirt und einen Pulli überstreifte. Da wir heute
abreisen würden, trug ich Jeans. Ich mache mir nicht besonders viel aus Mode,
aber meine Jeans liebe ich über alles. Was sie anbelangt, bin ich echt
pingelig. Und das war meine Lieblingsjeans, die leider schon dünne Stellen
aufwies.
    »Wir fahren
bei Edwards' Kanzlei vorbei und holen den Scheck ab, bevor wir die Stadt
verlassen.«
    »Wir sollten
ihn so schnell wie möglich einlösen.« Ich sprach aus bitterer Erfahrung.
    Das
Moteltelefon klingelte erneut. Wir sahen uns an, und ich nahm ab.
    »Miss
Connelly«, sagte eine Frauenstimme. »Harper Connelly?«
    »Ja?«
    »Hier
spricht Helen Hopkins, Sallys und Teenies Mama. Könnten Sie herkommen und mit
mir reden?« Hollis' Schwiegermutter. Hatte er ihr erzählt, was ich auf dem
Friedhof herausgefunden hatte?
    Ich schloss
die Augen. Dazu hatte ich nun wirklich überhaupt keine Lust. Aber
diese Frau war die Mutter zweier ermordeter Frauen. »Ja, Madam, ich denke
schon.«
    Sie gab mir
ihre Adresse und fragte, ob ich in einer halben Stunde da sein könnte. Ich
sagte, es würde bestimmt noch eine Stunde dauern, aber wir würden kommen.
    Wir
brauchten tatsächlich etwas über eine Stunde. Denn nachdem wir aus dem Motel
ausgecheckt, unser Gepäck eingeladen und im Diner einen Tisch gefunden hatten,
ließ sich Janine, die Kellnerin, die Tolliver am Nachmittag zuvor beglückt
hatte, extra viel Zeit, um uns zu bedienen. Sie starrte mich böse an, versuchte
ihn zu berühren - ein ebenso peinliches wie durchsichtiges Schauspiel. Dachte
sie etwa, ich zwinge meinen Bruder, bei mir zu bleiben? Dachte sie, ich zerre
Tolliver mit Gewalt quer durch die Vereinigten Staaten? Dass ich meinen Griff
nur etwas lockern müsste, und schon würde er in Sarne bleiben, sich einen Job
im hiesigen Lebensmittelladen suchen und sie zu einer ehrbaren Frau machen?
    Manchmal zog
ich ihn mit seinen Eroberungen auf, aber heute war mir nicht danach. Seine
Wangen waren leicht gerötet, als wir losfuhren. Auf der Fahrt zu Paul Edwards'
Kanzlei verlor er kein einziges Wort. Die Kanzlei befand sich direkt am
Rathausplatz in einem Altbau, der in Knallgrün und Hellblau gestrichen war.
Eine lächerliche Farbkombination, die der ursprüngliche Bauherr bestimmt
abgelehnt hätte. Paul Edwards passte genau in das Bild, das Sarne den Touristen
verkaufen wollte, nämlich das einer pseudohistorischen Stadt, in der es hinter
jeder Ecke etwas Neues zu entdecken gibt.
    Tolliver
sagte: »Ich warte im Wagen.«
    Ich nahm an,
dass der Anwalt den Scheck am Empfang hinterlegt hatte, aber als ich der
Sekretärin meinen Namen nannte, kam Edwards höchstpersönlich aus seinem Büro.
Er gab mir die Hand, während die dürre künstliche Blondine jede seiner
Bewegungen fasziniert beobachtete. Ich verstand auch, warum. Paul Edwards hatte
durchaus Charme.
    Er führte
mich in sein Büro.
    »Was kann
ich für Sie tun?«, fragte ich widerwillig. Ich wollte nur noch weg von diesem
Ort. Ich saß im ledernen Besuchersessel, während er sich gegen seinen riesigen
Schreibtisch gelehnt hatte.
    »Sie sind
eine bemerkenswerte Frau«, sagte er und schüttelte den Kopf über meine
Bedeutsamkeit. Ich wusste nicht recht, ob ich zynisch auflachen oder erröten
sollte. Letzten Endes hob ich nur langsam eine Braue, schwieg und wartete, was
wohl als Nächstes kam.
    »An einem
einzigen Tag haben Sie das Leben zweier meiner Mandanten völlig verändert.«
    »Wie das?«
    »Helen
Hopkins ist dankbar, dass Teenies Leiche gefunden wurde. Jetzt kann sie endlich
damit abschließen. Und Sybil Teague ist erleichtert, dass man den armen Dell
nicht länger zu Unrecht beschuldigen wird.«
    Ich verdaute
das Gehörte und fragte mich, was er mir eigentlich sagen wollte.
    »Wenn Sie
noch etwas in Sarne bleiben, würde ich Sie gern zum Essen einladen, um Sie
näher kennenzulernen«, sagte Paul Edwards. Ich musterte seinen guten Anzug und
das weiße Hemd, seine auf Hochglanz polierten Schuhe. Sein Haar war gepflegt
und gut geschnitten, er war perfekt

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