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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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schlecht. Ein bisschen zerbrechlich und blass vielleicht.
    Von der
dunklen Haar- und Augenfarbe mal abgesehen, sehen mein Bruder und ich uns kein
bisschen ähnlich. Tolliver macht einen taffen, verschlossenen, ja fast
unnahbaren Eindruck. Seine vernarbten Wangen und breiten, knochigen Schultern
lassen ihn sehr männlich wirken. Trotzdem bin ich diejenige, die den Leuten
Angst einjagt.
    Wieder ein
Donnergrollen, diesmal schon näher. Jetzt gelang es nicht mal mehr dem
Ebolavirus, meine Aufmerksamkeit zu fesseln. Ich versuchte, mich anderweitig
abzulenken. Bestimmt hatte der Sheriff Teenie Hopkins' Leiche mittlerweile aus
dem Wald geborgen, wahrscheinlich war sie schon auf dem Weg nach Little Rock.
Er war mit Sicherheit froh, sie vor dem Regen da rausgeholt zu haben. Lange
konnte es nicht gedauert haben, da es so etwas wie einen zu sichernden Tatort
kaum noch gab. Natürlich würde selbst der schlampigste Polizist das Gelände
absuchen. Ob Hollis wohl auch bei der Suche mitgeholfen hatte? Ob sie etwas
gefunden hatten? Ich hätte Hollis fragen sollen, als ich in seinem Auto saß.
Vielleicht war er gerade jetzt wieder draußen in den Wäldern.
    Aber was
änderte das schon groß? Ich würde sowieso längst wieder weg sein, bevor
irgendjemand vor Gericht gebracht wurde. Ich trommelte nervös mit meinen
Fingernägeln auf die Tischplatte und ließ meine Füße zu einem unhörbaren
Rhythmus wippen. Ich machte die Lampe und das Badezimmerlicht aus.
    Ich würde es
schaffen. Diesmal würde ich mich nicht davon überwältigen lassen.
    Ein lautes
Donnerkrachen, gefolgt von einem grellen Blitz. Vor lauter Schreck sprang ich
mindestens dreißig Zentimeter hoch. Obwohl mein Lockenstab kabellos war,
schaltete ich ihn aus. Ich zog den Stecker vom Fernseher aus der Dose und
setzte mich ans Fußende meines Bettes auf den glänzenden, grünen, rutschigen
Bettüberwurf. Ein weiteres Donnern, gefolgt von einem weiteren Blitz vor dem
Fenster. Ich zitterte und verschränkte die Arme vor dem Bauch. Der Regen schlug
gegen das Motelfenster, trommelte auf das Dach unseres Autos und pladderte
heftig auf den Bürgersteig. Wieder ein Blitz. Mir entfuhr ein Schreckenslaut.
    Die
Verbindungstür zwischen unseren Zimmern ging auf, und Tolliver kam herein. Er
hatte ein Handtuch um die Taille geschlungen, seine Haare waren noch nass von
der Dusche. Ich sah, wie jemand durch sein Zimmer huschte, die Kellnerin, die
wütend ihre Kleider zusammenraffte.
    Er setzte
sich neben mich ans Fußende meines Bettes und legte den Arm um meine Schultern.
Er sagte kein Wort und ich auch nicht. Ich zitterte und zuckte wiederholt
zusammen, bis das Gewitter vorbei war.

3
     
    Sarne schien
eine komplizierte kleine Stadt zu sein. Ich war froh, wenn wir hier wegkämen.
Wir mussten in wenigen Tagen in Ashdown sein, und ich wollte die Verabredung
gerne einhalten. Soweit es mir meine merkwürdige Gabe erlaubt, versuche ich
absolut professionell aufzutreten.
    Es gab
Zeiten, das saßen wir zwei Wochen ohne einen Auftrag in meiner Wohnung in St.
Louis. Und irgendwann hörte das Telefon gar nicht mehr auf zu läuten. Bei so
unregelmäßigen Arbeitszeiten müssen wir jederzeit losfahren können. Die Toten
haben ewig Zeit, aber bei den Lebenden muss es immer ganz schnell gehen.
    Am nächsten
Morgen rief mich der Sheriff noch vor sieben an. Normalerweise wäre ich joggen
gegangen, aber nach einem Tag, an dem ich eine Leiche finde und noch dazu ein
Gewitter überstehen muss, geht alles etwas langsamer. Ich schielte auf die Uhr,
bevor ich zum Hörer griff. »Die Leiche ist Teenie, hat das Labor in Little Rock
gesagt«, berichtete er mir. Er klang erschöpft, obwohl es noch früh am Morgen
war und man meinen könnte, er sei gerade erst aufgestanden. »Holen Sie sich
Ihren Scheck in der Kanzlei von Paul Edwards ab.« Er legte auf. Er sagte nicht:
»... und lassen Sie sich hier nie wieder blicken«, aber es hatte nicht viel
gefehlt.
    Tolliver war
gerade hereingekommen, angezogen und bereit fürs Frühstück, seine
Lieblingsmahlzeit. Er sah mein Gesicht, als ich den Hörer auflegte.
    »Und wieder
einmal wird der Überbringer einer schlechten Nachricht bestraft«, sagte er.
»Ich nehme an, deine Vermutung hat sich bestätigt?«
    Ich nickte.
»Das werde ich nie begreifen. Da bittet man mich, die Leiche zu finden, und ich
finde die Leiche. Dann ist man sauer auf mich und gibt mir den Scheck, als
hätte ich eigentlich gratis arbeiten müssen.«
    Er zuckte
die Achseln. »Wenn wir zum Beispiel von

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