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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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unmittelbare, stillschweigende Reaktion. Warum
hatte mich Sybil nicht hergebracht, um zuerst dieses Grab zu erspüren, bevor
sie mich in den Wald schickte, um Teenie zu suchen? Natürlich hatte sich dieser
Junge nicht selbst erschossen. Dell Teague war ermordet worden, genau wie seine
Freundin. Ich öffnete die Augen. Hollis Boxleitner hatte sich umgedreht, um zu
sehen, wo ich blieb. Ich sah in das aufmerksame Gesicht des Hilfssheriffs. »Das
war eindeutig kein Selbstmord«, sagte ich.
    Während des
darauf folgenden Schweigens sah ich nach Westen und merkte, wie dunkle Wolken
rasch näher kamen. Das schöne Wetter war vorbei. Hollis bemerkte es ebenfalls.
Ich sah ein fernes Leuchten hinter den Wolken.
    »Kommen
Sie«, sagte Hollis. »Sie bringen nichts als Unglück.« Er schüttelte den Kopf.
    Wir stiegen
in seinen Wagen. Auf der Rückfahrt in die Stadt sprach keiner von uns ein Wort.
Während er auf die Straße achtete, nahm ich sein Geld aus meiner Tasche und
legte es auf den Sitz zwischen uns. Vor dem Motel stieg ich hastig aus, schlug
die Wagentür hinter mir zu und schloss sofort die Tür zu meinem Zimmer auf.
Hollis fuhr ohne ein weiteres Wort davon. Ich fürchte, es gab vieles, über das
er nachdenken musste.
    Ich legte
mein Ohr an die Verbindungstür zu Tollivers Zimmer und hörte Geräusche. Mein
Bruder war da. Er musste den Fernseher angemacht haben. Aber ich wartete lieber
noch eine Minute, bevor ich zu ihm reinging, da ich früher schon mal ähnliche
Vermutungen angestellt hatte und auf sehr peinliche Weise eines Besseren
belehrt worden war. Zum Glück hatte ich noch gezögert, denn gleich darauf
merkte ich, dass Tolliver nicht allein war. Ich hätte wetten können, dass es
Janine war, die Kellnerin aus dem Diner. Allem Anschein nach wirkte Tolliver
wesentlich attraktiver auf Frauen als ich auf Männer. Manchmal ärgerte mich
das. Ich glaube nicht, dass es an meinem Aussehen liegt, sondern an dem
schweren Gepäck, das ich mit mir herumschleppe. Ich seufzte und hätte am
liebsten die Zunge rausgestreckt, gegen die Wand getreten oder etwas ähnlich
Kindisches getan.
    Einen kurzen
Moment lang hatte ich mir doch tatsächlich eingebildet, dass mich Hollis
Boxleitner attraktiv fand. Aber alles, was er wollte, lag auf professionellem
und nicht auf privatem Gebiet.
    Zu allem
Überfluss zog ein Unwetter auf.
    Ich griff nach
meinem Roman und versuchte zu lesen. Draußen wurde es zunehmend dunkler, und
nach zehn Minuten musste ich eine Lampe anmachen. Von weitem war ein tiefes
Grollen zu hören. Donner.
    Ich zwang
mich, ein paar Sätze zu lesen. Ich wünschte mir sehnsüchtig, nicht mehr an das
Hier und Jetzt denken zu müssen. Das ging am besten, wenn ich mich hinter einem
Buch verschanzte.
    Wir haben
immer eine Kiste mit gebrauchten Taschenbüchern auf dem Autorücksitz. Wenn wir
ein Buch ausgelesen haben, lassen wir es irgendwo liegen, damit es jemand
anders mitnehmen kann. Befindet sich das Buch in einem sehr guten Zustand,
behalten wir es, um es zu verkaufen. Wir halten bei jeder
Secondhand-Buchhandlung, die wir sehen, um Nachschub zu kaufen. Ich habe schon
vieles gelesen, was ich eigentlich gar nicht lesen wollte, wegen der begrenzten
Auswahl in diesen Läden. Und ich habe viele Bestseller erst Jahre nach ihrem
Erscheinen gelesen, was mir nicht das Geringste ausmacht.
    Tolliver ist
eine nicht ganz so große Leseratte wie ich. Er liest keine Liebesromane (zu
vorhersehbar) und keine Spionageromane (zu lächerlich), aber ansonsten liest
auch er fast alles. Western, Mystery-Thriller, Science-Fiction, ja sogar das
ein oder andere Sachbuch - uns ist mehr oder minder alles recht. Im Moment las
ich ein zerfleddertes Exemplar von Richard Prestons ›Hot Zone. Tödliche Viren
aus dem Regenwald‹. Das war eines der beängstigendsten Bücher, die ich je
gelesen habe - aber ich fürchtete mich lieber vor Prestons Bericht über den
Ursprung und die Verbreitung des Ebolavirus, als über das Donnergrollen
nachzudenken.
    Bevor ich
mich erneut in Prestons Erkundung einer Höhle in Afrika vertiefte, warf ich
einen Blick auf die Uhr. Wahrscheinlich würde die Kellnerin in etwa einer
Stunde das Nebenzimmer verlassen. Vielleicht wäre Tolliver wieder allein, bis
der Sturm hier wäre.
    Während das
Buch aufgeschlagen auf dem billigen Tisch vor mir lag, benutzte ich meinen
kabellosen Lockenstab. Dann kämmte ich mir das Haar. Von Zeit zu Zeit sah ich
in den Spiegel. Eigentlich sehe ich ganz passabel aus, dachte ich. Gar nicht
mal

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