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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Ich musste selbst grinsen, woraufhin auch alle anderen
unsicher lächelten.
    »Selbstverständlich.
Sie sind bestimmt müde«, entgegnete Sybil. Höchst damenhaft wusste sie mein
unhöfliches Benehmen sofort zu entschuldigen.
    Ich wollte
ihr schon widersprechen, als mir Tolliver zuvorkam. »Wir haben einen langen Tag
hinter uns«, sagte er lächelnd. Mary Nell Teague sah ihn plötzlich mit neu
erwachendem Interesse an. Wenn Tolliver lächelt, kommt das dermaßen unerwartet,
dass man angenehm überrascht ist.
    Eine Minute
später befanden sich Mutter, Tochter und der Anwalt auf der anderen Seite der
Tür, wo ich sie auch haben wollte.
    »Harper«,
sagte Tolliver missbilligend.
    »Ich weiß,
ich weiß«, gab ich zu, allerdings ohne jedes Bedauern. »Warum, glaubst du, ist
sie wirklich gekommen?«
    »Das
überlege ich auch schon die ganze Zeit. Aber welche ›sie‹ meinst du
eigentlich?«
    »Ich meine
die Mutter.«
    »Gut, ich
nämlich auch. Meinst du, sie war hier, um rauszufinden, was Nell uns gesagt
hat? Oder um uns daran zu hindern, Nell irgendwas zu erzählen?«
    »Vielleicht
sollten wir uns fragen, warum uns Nell unbedingt sprechen wollte. Meinst du,
sie weiß irgendwas über den Tod ihres Bruders?«
    »Wir lassen
uns viel zu sehr in diese Geschichte hineinziehen. Wir müssen sehen, dass wir
aus Sarne wegkommen.«
    »Ganz meine
Meinung. Doch ich fürchte, der Sheriff sieht das anders.« Ich ließ mich aufs
Bett fallen und versuchte mein Spiegelbild möglichst zu ignorieren. Ich sah
unheimlich blass, ja regelrecht verhärmt aus. Ich sah aus wie eine Frau, die
einen großen Becher heiße Schokolade und zehn Stunden Schlaf gebrauchen kann.
    Aber das
ließ sich durchaus bewerkstelligen. Ich habe immer Instantkakao dabei, und im
Zimmer stand ein kleiner Wasserkocher. Nachdem ich Tolliver welchen angeboten
und dieser dankend abgelehnt hatte, hielt ich schon bald einen dampfenden
Becher in der Hand. Ich lehnte mich gegen das Kopfende, nachdem ich mir Kissen
in den Rücken gestopft hatte, und musterte Tolliver. Der hatte sich tief in den
Sessel sinken lassen und seine langen Beine ganz ausgestreckt.
    »Was ist
unser nächster Auftrag?«, fragte ich.
    »Memphis, in
einer Woche. Okkultismusstudien an irgendeiner Uni.«
    »Eine
Vorlesung?« Ich versuchte meine Bestürzung zu verbergen. Ich kehrte äußerst
ungern nach Memphis zurück, wo ich die einzig unbeschwerten Jahre meines Lebens
verbracht hatte.
    »Wir müssen
dort auf einen kleinen Friedhof. Ich glaube, die Todesursache der meisten
Einwohner ist bekannt. Es ist ein Test. Ich hab schon am Telefon gemerkt, dass
dich der Professor unbedingt bloßstellen will. Ein unerträglicher Angeber. Und,
wirst du ihn eines Besseren belehren?«
    »Was für ein
Idiot!«, sagte ich verächtlich. »Werden wir dafür bezahlt?«
    »Ja, aber
eher symbolisch. Wir sollten es trotzdem machen, weil ich glaube, dass uns die
anschließende Mundpropaganda sehr nützen wird. Außerdem ist es eine
Privatuniversität, einige der Eltern haben also durchaus Geld. Darüber hinaus
haben wir am Tag darauf einen Auftrag in Millington, und das liegt ganz in der
Nähe.«
    Tolliver
hatte mal wieder alles perfekt arrangiert. »Danke, Bruderherz«, sagte ich
aufrichtig.
    Er winkte
ab. »He, was sollte ich wohl sonst tun?«, fragte er. »Einkaufswagen bei
Wal-Mart hüten? In irgendeinem Lager als Gabelstaplerfahrer arbeiten?«
    Ich hätte
beinahe gesagt: »Heiraten, Kinder kriegen, auf einer kleinen Ranch leben und
ein ruhiges, glückliches Leben führen«, schluckte meine Worte aber gerade noch
rechtzeitig herunter.
    Manche Dinge
möchte ich lieber nicht heraufbeschwören.

5
     
    Am nächsten
Tag hatten wir wieder nichts zu tun, aber dafür war das Wetter schön. Ich ging
nach dem Aufstehen joggen und sah, wie Tolliver in die Gegenrichtung
davontrottete, als ich wieder zurückkam. Nachdem ich geduscht hatte, er auch
wieder da war und wir aufgeräumt hatten, aßen wir in einem Diner, den wir noch
nicht ausprobiert hatten.
    Im Laufe des
Vormittags war ich irgendwann so gelangweilt, dass ich Tolliver überredete, mit
mir zu dem älteren Friedhof zu fahren, den ich an dem Tag bemerkt hatte, als
ich Teenie fand. Anstatt nach dem Weg zu fragen, folgten wir einfach der
Richtung, die mein besonderer Sinn vorgab. Auf diesem Friedhof befanden sich
Gräber, die über 150 Jahre alt waren - alle sehr gepflegt, zumindest für
amerikanische Verhältnisse. Die Anwesenheit so vieler alter Toter erzeugte
einen konstanten,

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