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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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legte seine Hand auf Neils Schulter und hielt sie und damit auch
uns auf.
    »Du solltest
dich nicht mit diesen Leuten abgeben«, sagte er zu Mary Neil. An seiner Stimme
hörte ich, dass er Neil schon lange kannte und sie als sein Eigentum
betrachtete.
    Der
Alphajunge mochte sie zwar schon sehr lange kennen, aber anscheinend nicht gut
genug. Ihr kleines Gesicht verzerrte sich vor Wut. Er hatte sie vor ihrem
neuesten Objekt der Begierde bloßgestellt, einem exotischen älteren Marin von
außerhalb. »Du hast mir gar nichts zu sagen, Scotty«, entgegnete sie. »Komm,
Tolliver, lass uns zum Sonic-Drive-in fahren und eine Cola trinken.«
    Tolliver saß
in der Klemme, und ich war gespannt, wie er sich daraus zu befreien gedachte.
Während er sich wand, sah ich von einem Jungensgesicht zum anderen, versuchte
den Kerlen in die Augen zu sehen und sie anzulächeln, und zwar mit dem asexuellen
Lächeln einer Nachrichtensprecherin. Nur zwei ließen sich dazu herab, mir
zuzunicken, die anderen mieden meinen Blick oder sahen mich böse an. Das war
gar kein gutes Zeichen.
    »Ein
andermal gern, Mary Nell; Harper und ich müssen zurück ins Motel, ein paar
Telefonate erledigen«, entgegnete Tolliver. Ich sah, wie er nach einer
Bemerkung suchte, die ihren Stolz nicht verletzte, ihn vom Haken ließ und die
mit Testosteron vollgepumpten Gestalten besänftigte, die uns finster ansahen.
Er fand nichts, was alle drei Zwecke gleichzeitig erfüllt hätte.
    »Vielleicht
möchte Mary Nell ja heute mit uns zu Abend essen«, sagte ich unwillig. Ich
hatte zwar keinerlei Mitleid mit dem Mädchen, wollte aber vermeiden, ihren Zorn
auf uns zu ziehen, denn das hätte den Jungs die Erlaubnis gegeben, uns
anzugreifen.
    Ich sah die
widerstreitenden Gefühle auf Mary Neils Gesicht. Leider hatte ich sie gefragt,
was die Einladung längst nicht so wertvoll machte. Andererseits hatte ich bis
zu einem gewissen Grad dafür gesorgt, dass sie ihr Gesicht wahren konnte. »Das
wäre prima«, sagte sie und schenkte mir kaum mehr als einen flüchtigen Blick.
»Dann sehen wir uns gegen sechs, im Ozark Valley Inn.«
    Ich hatte
keine Ahnung, wo das war, sagte jedoch: »Also bis dann.« Daraufhin ging Nell
zügig, aber mit hoch erhobenem Kopf zu ihrem Auto. Genauso zügig stiegen
Tolliver und ich in unseren Wagen und brausten davon. Erst an der nächsten
Ampel hielten wir kurz, um uns anzuschnallen.
    Tolliver war
wütend und peinlich berührt zugleich. »Zu dumm, dass du keine Boygroup gründen
willst«, sagte ich, nachdem wir ein paar Minuten schweigend gefahren waren.
»Die richtige Ausstrahlung hättest du.«
    »Ach, hör
doch auf!«, sagte er. »Und du? Hast du vor, zur Gespielin eines Gesetzeshüters
zu werden?«
    »Nun ja,
Hollis ist wenigstens volljährig...«, hob ich an und konnte ein Grinsen nicht
unterdrücken.
    Auch
Tolliver lächelte leicht. »Wo zum Teufel ist dieses Ozark Valley Inn?«, fragte er.
    »Keine
Ahnung, aber bis sechs dürften wir das herausgefunden haben. Meine Güte, hab
ich Kopfschmerzen! Hoffentlich wird es nicht so schlimm, dass ich das
Abendessen ausfallen lassen muss...«
    »Wehe, du
wagst es!«
    Wir holten
uns einen Salat zum Mittagessen und nahmen ihn mit ins Motel. Wir wollten es
uns gerade mit einem Buch bequem machen, als das Telefon klingelte. Da wir in
meinem Zimmer waren, ging ich dran.
    »Hollis am
Apparat, hallo. Möchten Sie vielleicht heute Abend mit mir essen gehen?«
    Wir könnten
doch zusammen mit Mary Nell und Tolliver gehen. Wäre das nicht toll? Ich biss
mir auf die Zunge. »Heute Abend bin ich schon zum Essen verabredet«, sagte ich
zögernd, obwohl ich wusste, dass ich ihm lieber ganz absagen sollte. Aber die
Versuchung war einfach zu groß.
    »Und danach,
auf einen Drink?«
    »Ja«, sagte
ich vorsichtig, nachdem ich kurz überlegt hatte.
    »Ich hol Sie
im Motel ab. So gegen acht?«
    »Gut, bis
dann.«
    »Alles klar.
Tschüs.«
    Ich legte
auf, und Tolliver musterte mich mit einem süffisanten Lächeln. »Lass mich
raten, der Junge von der Polizei?«
    Ich nickte.
»Wir werden so gegen acht was trinken gehen, so dass wir dein romantisches
Rendezvous mit Mary Nell leider abkürzen müssen. Ich nehme an, du willst nicht
auf eine Anstandsdame verzichten.«
    »Wenn es
hier irgendwo ein Restaurant gibt, bei dem man zwei Stunden für sein Abendessen
braucht, würde mich das sehr wundern«, sagte Tolliver so trocken wie möglich.
    Da konnte
ich ihm nur beipflichten und schlug mein Buch wieder auf. Aber ein paar Minuten
lang

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