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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Ich bekam einen anonymen Anruf von einem
schwer atmenden Gesprächsteilnehmer. Bestimmt einer der Jungs, die mich beim
Joggen bedroht hatten. Paul Edwards rief an, um mir zu sagen, wie leid es ihm
täte, dass sich mein Bruder in dieser »Lage« befände. Er bot mir jede nur
erdenkliche Hilfe an.
    Da es sein
Cousin war, der meinen Bruder verhaftet hatte, gab es da mit Sicherheit einen
Interessenkonflikt. Trotzdem dankte ich ihm höflich. Er deutete an, dass er
gern vorbeischauen und etwas Zeit mit mir verbringen wolle. Ich lehnte ab, wenn
auch nicht mehr ganz so höflich.
    Er sah gut
aus und war Anwalt. Im Moment hätte ich einen gutaussehenden Anwaltfreund gut
gebrauchen können. Aber Paul Edwards wollte mich bestimmt nicht ohne
Hintergedanken treffen. Irgendwas wollte er von mir, da war ich mir sicher,
wenn auch nicht unbedingt Sex. Ein besonders treuer Liebhaber schien er jedenfalls
nicht zu sein. Die Beziehung zwischen dem Anwalt und Sybil Teague war kein
Geheimnis, und trotzdem rief er mich an und machte mir ein derartiges Angebot.
    In dieser
Nacht schaffte ich es, wenigstens ein paar Stunden zu schlafen, und das war
mehr, als ich erwartet hatte. Am Morgen trank ich Kaffee auf meinem Zimmer. Er
schmeckte nicht besonders, aber so musste ich wenigstens nicht unter Menschen
gehen. Ich hätte sowieso nichts runtergebracht, insofern wäre ein
Restaurantbesuch reine Zeitverschwendung gewesen.
    Ich hatte
mich mit Phyllis Folliette im Gerichtsgebäude verabredet. Obwohl ich nicht
wusste, wie die Anwältin aussah, war sie unschwer zu erkennen. Ich sah auf den
ersten Blick, dass sie nicht aus Sarne stammte. Phyllis Folliette war eine
große Frau in einem dunkelgrünen Kostüm und einer bronzefarbenen Seidenbluse.
Sie trug wunderschöne Pumps aus Cordobaleder, die zu ihrer Hand- und
Aktentasche passten ... ja sogar zu ihrer Haarfarbe. Sie musste um die vierzig
sein und strahlte Selbstbewusstsein und Intelligenz aus. Genau das, was wir
brauchten.
    Es war mir
fast unangenehm, mich jemandem zu nähern, der so eindeutig ein Star war. Nur
wenige Frauen würden sich neben dieser Erscheinung gepflegt oder attraktiv
vorkommen, und ich war da keine Ausnahme. In diesem Moment war ich mir meiner
verstrubbelten Frisur und meines zerknitterten Hosenanzugs nur allzu bewusst.
Ich hatte mir zwar die Mühe gemacht, meine »Kundengarderobe« aus dem Koffer zu
holen, aber keine Energie mehr zum Bügeln gehabt. Jetzt, wo Phyllis Folliette
bereits für einen mehr als guten Eindruck sorgte, bereute ich es fast, nicht
meine Jeans anbehalten zu haben.
    »Freut mich,
Sie kennenzulernen«, sagte sie. »Sie haben großen Eindruck auf Art Barfield
gemacht, und das will was heißen.« Sie gab mir die Hand und erzählte mir, was
sie in Gesprächen mit den Gesetzesvertretern von Sarne erfahren hatte. »Ich war
drüben im Gefängnis«, sagte sie. »Irgendwas stimmt da nicht. Würden sie die
Sache mit dem Montana-Haftbefehl ernst nehmen, müsste Mr Lang vor einem anderen
Gericht erscheinen. Ich weiß nicht, wie gut Sie sich mit der Gesetzeslage in
Arkansas auskennen?« Sie hob fragend die Brauen.
    »Gehen Sie
lieber davon aus, dass ich in dieser Beziehung total unwissend bin«, sagte ich,
was mehr oder weniger der Wahrheit entsprach.
    »Sie hätten
ihn niemals wegen eines kaputten Rücklichts festnehmen dürfen, außer er hätte
einen Polizisten angegriffen oder versucht, sich der Kontrolle zu entziehen
oder so. Der Polizist konnte Tolliver nur verhaften, weil er behauptete, in
Montana läge ein Haftbefehl gegen ihn vor.« Dasselbe hatte mir Art auch schon
gesagt. »Aber wenn sie bei der Version bleiben würden, müsste Ihr Bruder vor
dem Berufungsgericht erscheinen. Doch das ist nicht der Fall. Er erscheint vor
dem Kreisgericht Sarne, das nur kleinere Delikte verhandelt. Sie werden das
gleich merken, wenn wir den Saal betreten. Wir müssen warten, bis wir dran
sind, so dass Sie sich erst noch jede Menge andere Anklagepunkte gegen Fremde
anhören müssen.« Ihre braunen Augen ruhten auf mir, während sie sprach.
    »Harper,
Liebes, Sie sind unglaublich nervös«, sagte sie nach einer kurzen Pause. »Sie
sollten versuchen, sich ein bisschen zu entspannen.«
    »Sie haben
ja keine Ahnung, wie link das alles ist!«, flüsterte ich. Ich bemühte mich
sehr, leise zu sprechen, da wir in der Eingangshalle eines öffentlichen
Gebäudes standen und von den Passanten neugierig beäugt wurden. Außerdem hatte
ich Angst, meine Nerven könnten mit mir durchgehen. »Sie

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