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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Fall zu berichten?«
    »Nein. Aber
eines Tages werde ich ihre Leiche finden.«
    »Ah...
verstehe.«
    Erst nach
einer Weile bemerkte ich, wie irritiert die Anwältin klang. »Sie wissen ja,
dass Leute, die schon lange vermisst werden, in aller Regel tot sind«, sagte
ich ganz konkret.
    »Aber es gab
da dieses Mädchen in Utah. Elizabeth Smart.«
    »Ja, dieses
Mädchen in Utah. Sie ist lebendig zurückgekommen. Aber wer länger als ein paar
Tage verschwindet, ohne dass Lösegeld verlangt wird, ist normalerweise tot.
Oder der Betreffende wollte verschwinden. Ich bin mir sicher, dass Cameron
nicht verschwinden wollte. Also ist sie tot.«
    »Sie haben
also jede Hoffnung aufgegeben?« Sie klang ungläubig.
    »Ich habe
jede falsche Hoffnung aufgegeben.« In dem Geschäft kannte ich mich aus.
    Der
Gerichtsdiener kündigte den Richter an, und wir erhoben uns. Ein grauhaariger
Herr mit schütterem Haar und in einem Anzug statt in einer Robe nahm vor uns
Platz. Es überraschte mich nicht weiter, in ihm den Mann zu erkennen, mit dem
sich Phyllis vorher unterhalten hatte. Der Bezirksstaatsanwalt (zumindest hielt
ich ihn dafür) saß bereits auf seinem Platz gegenüber dem Richter. Ein hoher
Aktenberg lag vor ihm, und die Verhandlung begann.
    Ich hatte
schon einigen Gerichtsverhandlungen beigewohnt. Deshalb wunderte ich mich auch
nicht weiter, dass es dort nicht zuging wie bei ›Perry Mason‹ oder anderen
Fernsehrichtern. Die ganze Zeit über gingen Leute ein und aus. Gefangene wurden
abgeholt und neue hereingebracht. Zwischen den einzelnen Fällen unterhielten
sich die Leute leise. Es herrschte keinerlei ehrfürchtige Atmosphäre, und es
gab auch kaum dramatische Vorfälle. Die Rechtsprechung ist auch nur Business as
usual.
    Sobald ihr
Name aufgerufen wurde, betraten die Betroffenen das Podest gegenüber der
Richterbank. Der Richter verlas die Anklage, fragte, ob der Angeklagte dem noch
irgendetwas hinzuzufügen hätte, und verkündete anschließend die Geldstrafe.
    »Ich komm
mir vor wie auf dem Verkehrsgericht! Das ist ja lächerlich«, flüsterte ich
Phyllis ins Ohr. Sie hatte dem Richter sorgfältig zugehört, um ihn besser
einschätzen zu können.
    »Das mit dem
Haftbefehl ist der totale Quatsch«, sagte sie genauso leise. »Sie werden bloß
das Rücklicht anführen. Das ist wirklich unglaublich.«
    Es dauerte
eine Stunde, bis der Richter die Liste bis zu Tolliver abgearbeitet hatte.
Tolliver wirkte müde. Dann und wann warf er mir einen Blick zu und schenkte mir
ein gequältes Lächeln.
    Schließlich
rief der Gerichtsdiener: »Tolliver Lang.«
    Gott sei
Dank trug Tolliver weder Handschellen noch eine Fußfessel. Er betrat das Podest
in Begleitung eines Aufsehers.
    »Mr Lang,
wie ich sehe, wurden Sie ursprünglich wegen eines Haftbefehls aus Montana
festgenommen. Und dann gab es da noch ein Problem mit dem Rücklicht.« Der
Richter schien keine Antwort von Tolliver zu erwarten. Seine Stirn war in tiefe
Falten gelegt. »Aber der Officer, der Ihr Rücklicht beanstandet hat - Officer
Bledsoe -, ist er hier?«
    »Nein, Euer
Ehren«, antwortete der Gerichtsdiener. »Er fährt heute Streife.«
    »Erstaunlich.
Und nun behauptet er, das mit dem Haftbefehl sei ein Irrtum?«
    »Ja, Euer
Ehren«, sagte der Bezirksstaatsanwalt. »Er entschuldigt sich für seinen
Fehler.«
    »Das ist
aber ein schwerwiegender Fehler«, sagte der Richter. Stirnrunzelnd studierte er
die Akten erneut. »Eine sehr merkwürdige Angelegenheit. Und was ist mit dem
Rücklicht?«
    »Er bleibt
bei dem kaputten Rücklicht, Euer Ehren«, sagte der Staatsanwalt ungerührt.
    »Wie lange
war dieser Mann im Gefängnis?«
    »Zwei
Nächte.«
    »Zwei
Nächte, wegen eines kaputten Rücklichts.«
    »Äh, ja,
Sir.«
    »Und Sie
haben sich nicht widersetzt, als Sie der Officer kontrollierte?« Zum ersten Mal
wandte sich der Richter direkt an Tolliver. Ich konnte sehen, wie Tolliver
Haltung annahm.
    »Nein, Sir.«
    »Wurden Sie
in Montana schon einmal verhaftet?«
    »Ja, Sir,
aber die Anklage wurde fallen gelassen.«
    »Das ist
staatsurkundlich belegt.«
    »Ja, Sir.
Außerdem ist das Ganze bereits mehr als ein Jahr her.«
    »Mr Lang,
wollen Sie Anklage gegen Officer Bledsoe erheben?«
    »Nein, Sir.
Ich möchte nur so schnell wie möglich wieder aus dem Gefängnis.«
    »Das kann
ich gut verstehen. Sie werden ohne Kaution entlassen und müssen nur eine
Geldstrafe wegen des Rücklichts zahlen. Oder wollen Sie Einspruch dagegen
erheben?«
    Tolliver
schwieg. Bestimmt hätte er dem

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