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Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Titel: Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Die Überreste der Auffahrt
führten durch die Überreste eines Zauns. Jetzt, wo alle Blätter gefallen waren,
war das Gestrüpp gelb oder braun und abgestorben, im Vergleich dazu wirkte die
ein oder andere junge Kiefer erstaunlich grün. Das Gestrüpp und die kleinen
Bäume schienen den Zaun aufrecht zu halten.
    Es war ein
einfaches Haus gewesen. Das Dach war zwar nicht eingestürzt, wies aber Löcher
auf, und die Veranda hing durch. Die Fenster waren eingeschlagen. Auf einer
Seite befand sich ein Schuppen, eine Garage für zwei Autos mit breiten Türen,
die schief in den Angeln hingen. Sie war einmal weiß angestrichen gewesen,
genau wie das Haus. Ein Gruselgrundstück wie aus dem Bilderbuch.
    Das Wasser
im Abflusskanal war dunkel und bestimmt sehr kalt. In den letzten Wochen hatte
es viel geregnet, und ich spürte die Feuchtigkeit, die noch mehr Regen
ankündigte.
    Tollivers
schräg gelegtem Kopf entnahm ich, dass ich dort nachschauen sollte, wo der
Hügel ins Tal überging. Er nahm offenbar an, dass man die Leiche in leichter
zugänglichem Gelände verscharrt und ihre Hinterlassenschaften aus dem Wagen
geworfen hatte, während man weiter hoch in die Berge fuhr. Und unter anderen
Umständen hätte ich genau das gedacht.
    Aber das war
nicht nötig.
    Sobald mein
Fuß den Boden berührte, wusste ich, dass ich Neuigkeiten für Twyla haben würde.
Das Summen war intensiv und wurde heftiger, je mehr ich mich der verwahrlosten
Auffahrt näherte. Das war nicht nur das Signal einer einzigen Leiche. Ich bekam
ein ungutes Gefühl, ein äußerst ungutes Gefühl, und hatte Angst, Tolliver
anzusehen. Er hakte mich unter, in dem Wissen, dass ich beschlossen hatte, den
abgezäunten Bereich zu betreten, der einmal der Garten des alten Hauses gewesen
war.
    »Der Boden
hier ist ziemlich uneben. Ich wünschte, wir hätten unsere Stiefel angezogen«,
sagte ich, ohne seine Erwiderung zu registrieren. Ich sah, wie ein blauer
Pick-up vorbeifuhr, vor der Kurve verlangsamte und dann aus meinem Gesichtsfeld
verschwand. Er war das einzige Fahrzeug, dem wir auf dieser Straße begegnet
waren.
    Nachdem das
Motorengeräusch verklungen war, wurden die Äußerungen der beiden Lebenden
zunehmend bedeutungslos für mich, und ich nahm nur noch die immer dringlicheren
Signale der Toten wahr. Ich ging weiter, Tolliver hinter mir herziehend.
Vielleicht versuchte er sogar, mich ein wenig zurückzuhalten, aber ich ging
weiter, denn mein Moment war gekommen - meine Verbindung mit jener Kraft, Gabe
oder elektrischen Kurzschlussreaktion, die mich auszeichnete.
    »Am besten,
du holst schon mal die Fähnchen«, sagte ich, woraufhin er zurückging, um die
mit roten Plastikfähnchen markierten Stäbe zu holen.
    Ich stand in
der kalten, nebligen Luft im ehemaligen Garten, genau in der Mitte zwischen dem
Zaun und dem verfallenen Haus. Ich drehte mich im Kreis und spürte, wie das
Summen um mich herum lauter wurde, während die Toten darum flehten, gefunden zu
werden. Das ist alles, was sie wollen. Sie wollen nur gefunden werden.
    Nach Luft
ringend versuchte ich, etwas zu sagen.
    »Was hast
du?«, fragte Tolliver wie aus weiter Ferne. »Harper?«
    Ich
stolperte ein paar Schritte nach links. »Hier«, sagte ich.
    »Mein Enkel
Jeff liegt hier?« Twyla hatte sich mühsam aufs Grundstück gekämpft.
    Ich ging
zwei Meter nach Nordwesten. »Und hier«, sagte ich.
    »Wurde er in
Stücke gehackt ?«
    »Es gibt
mehr als eine Leiche«, erklärte ihr Tolliver.
    Ich hob die
Hände, um mich besser zu konzentrieren. Ich drehte mich erneut im Kreis,
diesmal langsamer und mit geschlossenen Augen und zählte sie an den Fingern ab.
»Acht«, sagte ich.
    »Ach du
lieber Gott«, sagte Twyla und ließ sich schwer auf einen alten Baumstumpf
sinken. »Ich werde die Polizei rufen.«
    Sie musste
Tolliver einen kurzen Moment lang zweifelnd angesehen haben, denn er sagte:
»Sie können sich darauf verlassen, dass Harper recht hat.« Ich hörte, wie sie
die Handytasten drückte.
    »Was ist
ihnen zugestoßen?«, fragte er leise. Er wusste, dass ich ihnen nach wie vor
zuhörte, weil meine Augen noch geschlossen waren.
    Ich schwieg.
Das musste ich erst noch herausfinden, aber ich wollte nicht, dass mir außer
ihm jemand dabei zusah. »Gut«, sagte ich und wappnete mich gegen das, was nun
kam. »Tolliver?« Ich wollte wissen, ob er so weit war. »Hier bin ich«, sagte
er. »Ich halte dich fest.« Ich spürte seinen Griff um meine Arme.
    Ich betrat
den Boden direkt über den Leichen, sah durch die

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